••• Von Chris Radda und Petra Stückler
WIEN. Vor dem Hintergrund eines turbulenten österreichischen Medienmarkts begann im Herbst letzten Jahres eine neue Ära für die Verlegerfamilie Fellner.
Niki Fellner, 38, der älteste Sohn von Wolfgang Fellner, wurde mit 64% Mehrheitseigentümer und CEO der Mediengruppe Österreich, genauer der neuen Fellner Medien Holding GmbH. Dessen Cousine Alexandra, die Tochter von Helmuth Fellner, hält 36% der Verlagsgruppe.
Im mediadome pressclub talkt der Neo-Medienboss mit medianet-Herausgeber Chris Radda über seine Pläne nach der Restrukturierung und wo er persönlich die Zukunft seines Unternehmens in der krisengeschüttelten Medienlandschaft in Österreich sieht.
Große Neuaufstellung
Fellner hat sukzessive alle operativen Managementfunktionen übernommen – einerseits den kaufmännischen Bereich der Tageszeitung, aber auch den von Online und TV.
Aber auch inhaltlich hat er aufgeräumt. Das Management wurde neu aufgestellt, wie Fellner schildert: „Wir haben einen Generationenwechsel – oder sagen wir Übergang – über die Bühne gebracht und zusätzlich zu mir ein Management Board eingezogen mit eigenen Verantwortlichen für die großen Themenbereiche Finanzen, Marketing & Sales, Technik und den operativen und digitalen Bereich.” Die bisherige Unterteilung in Mediengattungen Print, Online, TV wurde unter Niki Fellner zusammengeführt. Fellners Strategie: „Die digitale Transformation. Das heißt für mich, im Fokus steht die Marke Oe24, die abzielt auf das Digitale mit dem Oe24-Netzwerk. Das ist Oe24.at als Nachrichtenportal. Das sind aber mittlerweile auch viele Verticals, die wir aufgebaut haben Sport24, Stars24, Wetter.at als größte Wetterplattform.”
Auch eine ganz neue zweite Wetterplattform, wetter.live, sei seit Kurzem am Start.
Außerdem habe man vorsichtig einen ersten Schritt nach Deutschland gewagt. „Auch da mit dem Hintergrund, weil gerade im Digitalen natürlich die TKPs sich tendenziell nicht nach oben bewegen, und wir in Österreich einfach einen überschaubar großen Markt haben und hier die Überlegung war, wie können wir diesen Markt erweitern? Der logische Schritt war, nach Deutschland zu gehen. Und im Digitalen geht das halt etwas leichter als im Printbereich”, erklärt Fellner.
Auf die Frage, was er davon halte, dass Internetgiganten wie Google, Facebook und TikTok den österreichischen Medien immer mehr Werbegeld entziehen, antwortet Fellner so: „Ich halte nichts von prinzipiellem Google- und Facebook-Bashing. Google ist unser größter Kunde im Digitalen. Wenn es Google nicht gäbe, würde uns ein sehr beträchtlicher Teil des Umsatzes auch fehlen. Facebook und Social Media ist ein extrem wichtiger Traffic-Treiber, damit im weiteren Sinne auch Umsatztreiber. Also ja, es stimmt, da wird Geld abgezogen, und ich sehe das genauso kritisch. Und man muss auch sagen, die Politik steht da bissl wie der Hase vor der Schlange erstarrt, ohne dass irgendwas Konkretes passiert.” Seiner Meinung nach wäre etwas Unterstützung der Politik, beispielsweise indem sie Rahmenbedingungen schaffe für Social Media und „Silicon Valley-Giganten”, sicher hilfreich. „Ich bin mittlerweile zwar noch Optimist, aber auch Realist geworden”, merkt Fellner an. Abschließend bilanziert er mit Blick auf die Zukunft: „Wir haben die Gruppe wirklich so aufgestellt, dass sie zukunftsfit ist, dass wir auch den digitalen Weg so eingeschlagen haben, dass wir gutes Geld verdienen.” Der Medienmacher habe für die nächsten Jahre einen klaren Plan, beispielsweise was digitales Wachstum betrifft. Man habe eine „zukunftsfitte und digitale Mediengruppe aufgestellt”.
Fellner will den Digital-Umsatz verdoppeln. „Mein Ziel ist es aber auch, digital zum führenden Medienunternehmen in Österreich zu werden, zumindest Privat. Dass der ORF mal eine ganz eigene Rolle spielt”, zeigt sich Fellner zuversichtlich.
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medianet.tv
Redaktion TV: Willy Bauer