AVL investiert in eFuel-Produktion
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Game Changer? eFuels wird großes Potenzial zur Reduktion der CO2-Emissionen nachgesagt.
MOBILITY BUSINESS Jürgen Zacharias 05.11.2021

AVL investiert in eFuel-Produktion

In Graz entsteht eine zukunftsweisende Anlage für die eFuel-Produktion, die eine 20 Prozent höhere Effizienz bei der Herstellung im Vergleich zu anderen Anlagen aufweisen soll.

GRAZ. Die effizienteste Power-to-Liquid-Anlage Europas wird bis 2023 in Graz beim Technologiekonzern AVL gebaut. Mit ihr sollen rund 100.000 Liter sogenannter eFuel pro Jahr erzeugt werden. Der vollkommen synthetische Kraftstoff kann anstatt fossiler Energieträger in Verbrennungsmotoren jeglicher Art verwendet werden und wird CO2-neutral hergestellt. Die Anlage soll Vorbild für den industriellen Einsatz weltweit sein, hieß es bei der Präsentation diese Woche.

Rund eineinhalb Jahre wurde an dem Projekt gefeilt, mehrere österreichische Investoren sind laut Jürgen Roth, Fachverbandsobmann für Energiehandel in der Wirtschaftskammer, an Bord. Diese eFuel Alliance Österreich hat monatelang nach dem richtigen Standort für die Demonstrationsanlage gesucht. Letztlich fiel die Wahl auf Graz. Am Dach eines AVL-Gebäudes sollen die diversen Container der Anlage errichtet werden. „Wir entwickeln die Technologien zum Ausstieg aus der fossilen Welt“, fasste AVL-CEO Helmut List zusammen.

Die Anlage sei ein „Meilenstein bei der Erzeugung und Lagerung von synthetischen Kraftstoffen“, so List weiter. Die Herstellung des eFuels in Graz sei im Vergleich zu anderen bisher bekannten Verfahren um bis zu 20 Prozent effizienter. Jürgen Rechberger, Projektverantwortlicher bei der AVL, schilderte warum: „Wir haben unter anderem eine neue Hochtemperatur-Elektrolyse.“ Andere Anlagen, wie jene von Porsche in Chile arbeiten mit Niedrigtemperatur, die ein limitiertes Wirkungspotenzial mit sich bringe. Hinzu kommt, dass die Anlage tagsüber mit Strom aus einer daneben aufgebauten Solaranlage betrieben wird, nachts werde „grüner Strom“ zugekauft. Das CO2, das für die Produktion des eFuels nötig ist, fällt bei der Zuckerproduktion in Niederösterreich an und wird nach Graz geliefert. Damit ist gesichert, dass das CO2, das letztlich beim Verbrennungsmotor ausgestoßen wird, klimaneutral hergestellt wurde.

Laut Roth fahren derzeit in Österreich rund 7,5 Mio. Kraftfahrzeuge mit fossiler Energie. Wenn nur zehn Prozent eFuel beigemengt werde, würden 750.000 Fahrzeuge CO2-neutral fahren, rechnete der Unternehmer vor. Mit dem synthetischen Kraftstoff könnte die gesamte Bestandsflotte fahren, keiner müsste sich deswegen ein neues Fahrzeug kaufen oder umrüsten. Die Anlage in Graz soll zeigen, dass die Herstellung leistbar und standortverträglich ist, „nur dann wird es auch nachgemacht“, so Roth. In der Produktion stecke 100 Prozent österreichisches Know-how und „es könnte zum Exportschlager werden“, schwärmte er. Ziel sei es den Liter eFuel für unter einen Euro anzubieten.

Für die Kunden an der Tankstelle soll sich wenig ändern: Wahrscheinlich wird der eFuel den konventionellen fossilen Kraftstoffen wie Benzin oder Diesel beigemengt. Von zehn bis 100 Prozent sei da alles möglich, so Roth. Fraglich ist aber noch, wie es sich auf den Preis auswirkt. Daher wären größere Anlagen und Produktionen sinnvoll. Die Grazer Anlage wird mit 200 kW arbeiten, laut Rechberger sind in Europa Anlagen mit 60 bis 80 MW denkbar, in Chile eventuell sogar bis zu 100 MW. Ein Knackpunkt sei noch die gesetzliche Grundlage: Derzeit gelten Fahrzeuge, die CO2 ausstoßen, als nicht klimaneutral. Da bei eFuel die Herstellung allerdings neutral ist, müsste das das Gesetz noch anerkennen. Es könne laut Roth nicht sein, dass ein Elektroauto, das beispielsweise mit Strom, der aus Kohle gewonnen wird, als CO2-neutral gilt, nur weil kein CO2 ausgeschieden wird.

Baustart für die Anlage ist im vierten Quartal 2022, schon im ersten Quartal 2023 soll der Demobetrieb der Elektrolyse anlaufen, im zweiten Quartal 2023 soll der erste eFuel hergestellt werden. Für Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl ist die Forschungs- und Entwicklungsarbeit, die auch in der Anlage stecken, einer der Schlüssel für die „grüne Transformation“. Sie glaubt an die Technologieoffenheit: „Wir werden unterschiedliche Technologien brauchen“, um CO2-Neutralität zu erreichen. (jz)

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