BRÜSSEL/WIEN. Der EU-Neuwagenmarkt legte auch im August zu: Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in der EU stieg laut Branchenverband ACEA gegenüber August 2022 um 19 Prozent. Nach wie vor gibt es allerdings eine große Lücke zum Vorkrisenniveau: Im Vergleich zu August 2019 ergibt sich ein EU-weites Minus von 17 Prozent.
In Österreich wurde im August ein Plus von 5,5 Prozent verzeichnet – damit hat sich das Wachstumstempo in Österreich im Vergleich zum bisherigen Jahresverlauf spürbar verlangsamt. Zudem lag der Neuwagenabsatz immerhin noch 37 Prozent niedriger als im Vergleichsmonat des Vorkrisenjahrs 2019.
Bestellungen abarbeiten
„Der Neuwagenmarkt wächst zwar noch – zum Teil auch dank staatlicher Förderprogramme –, aber die Dynamik lässt nach. Dass wir überhaupt noch Wachstum sehen, ist zum einen auf das außerordentlich niedrige Vorjahresniveau, zum anderen auf den immer noch recht hohen Auftragsbestand zurückzuführen”, betont Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY Österreich.
„Nach wie vor arbeiten die Autobauer Bestellungen aus 2022 ab, als der Teilemangel und eingeschränkte Produktionskapazitäten zu erheblichen Einbußen geführt hat. Inzwischen gehört der Chipmangel weitgehend der Vergangenheit an, die Lieferzeiten sinken weiter.” Preiss rechnet damit, dass die Erholung in den kommenden Monaten anhalten wird: „Wir werden das Vor-Corona-Niveau zwar nicht erreichen, zum Jahresende hin wird die Lücke zum Vorkrisen-niveau aber kleiner werden. Dann werden allerdings auch die Aufträge aus der Zeit des Chipmangels abgearbeitet sein.”
Pessimistischer Ausblick
Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage, der gesunkenen Kaufkraft und des hohen Zinsniveaus blickt Preiss eher pessimistisch auf 2024: „Die aktuelle Bestellsituation deutet auf eine schwache Absatzentwicklung hin. Dann drohen wieder Überkapazitäten, und dann wird der Preisdruck auch wieder steigen.”
Rabatte kann sich die Branche laut Preiss allerdings nicht leisten: „Die deutlich gestiegene Rohstoff- und Energiepreise und höhere Kosten in der Lieferkette haben für ein dauerhaft höheres Kostenniveau gesorgt. Dennoch beginnen die ersten Volumenhersteller bereits, mit Sonderfinanzierung und Aktionen den Absatz zu stabilisieren – und das sind nur die Vorboten einer voraussichtlich breiteren Rabattschlacht.”
E-Marktanteile legen zu
Im ersten Halbjahr legten die Neuzulassungen von Elektroautos EU-weit noch um 54 Prozent zu, im August lag das Plus hingegen bei 118 Prozent. Besonders dynamisch hat sich das Wachstum in Deutschland entwickelt, wo Vorzieheffekte zu einem Plus bei Elektroautos von 171 Prozent führte. In Österreich wurde ein Plus von 49 Prozent erreicht. EU-weit stieg der Elektro-Marktanteil im Vergleich zu August 2022 von 11,6 auf 21,0 Prozent und überwand damals erstmals die 20-Prozent-Marke, in Österreich von 14,8 auf 21,0 Prozent.
Die Dynamik lässt nach
Der europaweite Elektro-Boom dürfte im August seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht haben”, sagt Preiss. „Denn zum einen wird Deutschland als Wachstumstreiber vorerst ausfallen, da seit September gewerbliche Käufe von Elektroautos nicht mehr subventioniert werden. Zum anderen sehen wir auch in anderen Ländern erste Zeichen einer nachlassenden Dynamik. Der Markt ist nach wie vor sehr stark getrieben von staatlichen Subventionen – wenn diese auslaufen oder reduziert werden, bricht auch die Dynamik ein. Hinzu kommt die Konjunkturschwäche, die sich auch auf dem Elektroauto-Markt bemerkbar machen wird.” (red)