BERGISCH GLADBACH/ZWICKAU. Deutsche Autohersteller geraten nach Einschätzung des Branchenexperten Stefan Bratzel bei Innovationen gegenüber der chinesischen Konkurrenz ins Hintertreffen. Die Innovationskraft der Autobauer in China sei Jahr für Jahr gewachsen und inzwischen größer als die deutscher Produzenten, warnte Bratzel auf einem Autokongress in Zwickau. Er meinte: „Das ist für den Standort Deutschland eine kritische Situation.“ Um zukunftsfähig zu sein, müssten die deutschen Hersteller und Zulieferer mindestens so viel innovativer sein, wie ihre Autos als die der Konkurrenz teurer seien.
China ist der größte Automarkt weltweit und hat anders als Europa und die USA zuletzt bei den Verkäufen im Inland die Zahlen von vor der Corona-Krise deutlich übertroffen. Gemessen an den Stückzahlen sei China zweitgrößter Exporteur weltweit und schicke sich an, dieses Jahr Japan zu überholen, sagte Bratzel, der das Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach leitet. Getrieben werde das vor allem durch die wachsende Nachfrage nach E-Autos. Auch in Deutschland und den USA liege die Kaufbereitschaft für Modelle chinesischer Hersteller laut einer Befragung bereits zwischen 40 und 50 Prozent.
Die Herstellung von Autos wird sich nach Einschätzung Bratzels immer mehr zum Softwaregeschäft wandeln. Damit täten sich Hersteller und Zulieferer in Deutschland sehr schwer. Er prognostizierte zudem einen stärkeren Preiskampf bei E-Autos. Doch werde das Ziel der Ampel-Koalition von mindestens 15 Millionen vollelektrischen Pkw bis 2030 nach jetzigem Stand klar verfehlt. Mit Blick auf die bisherige Entwicklung bei Neuzulassungen seien nur 7 bis 8 Millionen batterieelektrische Autos 2030 realistisch.
Kernfaktoren, um Elektromobilität voranzubringen, seien Reichweite, Ladeinfrastruktur und Preis der Fahrzeuge, sagte Bratzel. Mit einem dichten und verlässlichen Schnellladenetz bräuchten die Fahrzeuge selbst weniger Batteriekapazität und könnten entsprechend preiswerter werden. „Hier haben wir aber nach wie vor ein Riesenproblem.“
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