BRÜSSEL/WIEN. Europas Infrastruktur für das Aufladen von Elektroautos hinkt den eigenen Plänen hinterher. Es fehle ein „Gesamtfahrplan“, alle geprüften Projekte seien verzögert, schreibt der Europäische Rechnungshof (ERH) in einem diese Woche veröffentlichten Bericht. Die von der EU kofinanzierten Ladestationen werden wenig genutzt. Für Österreich gibt es vom ERH Lob: Österreich verfüge mit Stand September 2020 über 7.771 öffentliche Ladestationen und habe seine Ziele um 190 Prozent übererfüllt.
Nur zwölf der 27 EU-Staaten haben demnach 2020 ihre Ziele beim Aufbau der Ladestationen erreicht, vergleicht der ERH. Gemessen an den Ladestationen pro 100 Quadratkilometern liege Österreich im ersten Drittel der EU-Staaten. Auch sei Österreich sehr erfolgreich bei der Gewinnung von EU-Förderungen in diesem Bereich: Sieben Prozent der EU-Gelder, die für die geprüften elf Projekte flossen, gingen nach Österreich.
Beim Anteil der Elektrofahrzeuge an der gesamten Pkw-Flotte ist Österreich auf Rang neun und damit gerade noch im vordersten Drittel. Trotzdem fährt nur eines von hundert Autos in Österreich elektrisch, aber auch bei Spitzenreiter Schweden sind es erst drei von hundert. In Osteuropa sind es teilweise nur eines von 1.000 Autos – oder weniger.
Der EU-Kommission sei es gelungen, „den Nutzern allmählich einen vereinheitlichten Zugang zu verschiedenen Ladenetzwerken zu geben“, vermerkt der ERH unter Verweis auf einen gemeinsamen EU-Standard für Stecker für das Aufladen von Elektrofahrzeugen. Das Ladenetzwerk wachse zwar, sei aber lückenhaft, „da es keine klaren und konsistenten Mindestanforderungen an die Infrastruktur gibt, um eine EU-weite Elektromobilität zu gewährleisten“. Der Aufbau der Ladenetze könne mit dem wachsenden Marktanteil der Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge nicht mithalten. „Die EU ist von ihrem ehrgeizigen Green-Deal-Ziel von einer Million Ladepunkten bis 2025 weit entfernt“, kritisiert der Rechnungshof.
Es gebe kaum koordinierte Informationen über Echtzeitverfügbarkeit, Ladedaten und Abrechnungsdetails, keine umfassende Lückenanalyse und die EU-Mittel seien "nicht immer dorthin geflossen, wo sie am dringendsten gebraucht wurden“. In Summe fehlen dem Europäischen Rechnungshof klare und kohärente Ziele oder einheitliche Mindestanforderungen an die Infrastruktur auf EU-Ebene. (jz)