EU-Neuwagenmarkt unter Druck
EY/Stefan Seelig
Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 26.04.2024

EU-Neuwagenmarkt unter Druck

EU-Neuwagenmarkt schrumpft im März um fünf Prozent – und bleibt damit 40 Prozent unter Vorkrisenniveau.

WIEN. Dem Aufwärtstrend auf dem EU-Neuwagenmarkt droht der Sprit auszugehen. Im März schrumpfte der Pkw-Absatz um drei Prozent, in immerhin 22 der 27 Ländern waren die Neuzulassungen rückläufig, darunter auch Österreich (minus 2,3 Prozent). Zum Teil ist dieser Rückgang auf Kalendereffekte zurückzuführen – Ostern lag in diesem Jahr im März, im Vorjahr im April. Dementsprechend wird der EU-Neuwagenmarkt im April voraussichtlich ein deutliches Wachstum aufweisen.

Insgesamt aber blickt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, mit wenig Optimismus auf das verbleibende Jahr: „Die Wachstumskurve flacht langsam ab und der Absatz an neuen Autos bleibt weit unter dem Vorkrisenniveau“. Im März lagen die Neuzulassungen 40 Prozent niedriger als im März 2019. In Österreich war das Absatzniveau im März 20 Prozent niedriger als im Vergleichsmonat 2019.

Die Ursachen liegen laut Preiss sowohl im gesamtwirtschaftlichen Klima als auch bei branchenspezifischen Brennpunkten: „Schwache Konjunktur, leichte Rezession ohne Garantie für den kommenden Aufschwung, erhebliche geopolitische Spannungen – das alles wirkt sich auf den Markt aus, speziell auf die Kaufabsichten sowohl bei Privatleuten als auch bei Unternehmen. Viele Menschen können sich einen Neuwagen angesichts der hohen Preise schlichtweg nicht leisten.“

Preiss rechnet damit, dass der EU-Neuwagenmarkt in diesem Jahr nur leicht wachsen wird. Die Autobauer versuchen mit teils erheblichen Rabatten gegenzusteuern: „Überkapazitäten machen den Herstellern deutlich zu schaffen. Eine unausgelastete Produktion verursacht Kosten. Deswegen ist die Bereitschaft für Preisnachlässe wieder höher, was sich allerdings negativ auf die Margen auswirken wird.“

Elektroautos: Marktanteil rückläufig
Im März sanken die Neuzulassungen von Elektroautos in der EU um elf Prozent, der Marktanteil ging von 13,9 auf 13,0 Prozent leicht zurück. In Österreich schrumpfte der Absatz von Elektroautos um acht Prozent, der Marktanteil sank von 19,3 auf 18,1 Prozent. Preiss dazu: „Die Nachfrage und das Interesse an Elektroautos sind in einigen Ländern deutlich hinter den Erwartungen geblieben“. In 18 der 27 Länder gingen die Neuzulassungen von Elektroautos gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Zudem sind Elektroautos in den meisten EU-Ländern nach wie vor ein Nischenprodukt: In immerhin 14 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im März unter zehn Prozent.

„Der Markt mit den Elektroautos steht auf der Bremse“, beobachtet Preiss. Die schwache Absatzentwicklung bei Elektroautos könnte sich zu einem Problem für einige Anbieter auswachsen, da 2025 neue, verschärfte CO2-Ziele für die Hersteller in der EU gelten und bei Nichterreichen dieser Ziele Milliardenstrafen fällig werden.

„Die Branche ist jetzt gefragt und muss neue Anreize schaffen, die für E-Autos sprechen. Auch über eine Diversifikation der Zielgruppen sollte nachgedacht werden“, rät Preiss. In Österreich zählen die Themen Reichweite und Kosten für Batteriewechsel zu den am häufigsten genannten Barrieren, ebenso wie Kosten für Strom und Einrichtung einer privaten Ladestation. Preiss dazu: „In eben diese Punkte – Leistbarkeit auch durch staatliche Subventionen, Ausbau der Ladeinfrastruktur und Steigerung der Reichweite – muss investiert werden, um die E-Mobilität anzukurbeln.“ Zudem brauche die Branche jetzt Verlässlichkeit, ergänzt Preiss: „Die Diskussion über das Verbrenner-Aus im Jahr 2035 sorgt für Verunsicherung – und gerade jetzt bräuchte die Branche Gewissheit und Planungssicherheit, weil eine solche Transformation große Investitionen benötigt.“

Der höchste Marktanteil von Elektroautos wurde im März in Dänemark mit 42 Prozent registriert. Den niedrigsten Marktanteil wies Kroatien auf, wo nur ein Prozent der neu zugelassenen Pkw Elektroautos waren. Berücksichtigt man zusätzlich Plug-in-Hybride, wird der Unterschied noch deutlicher – dann reicht die Spanne von drei Prozent (gemeinsamer Marktanteil BEV und PHEV) in Kroatien bis 58 Prozent in Schweden.

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