Mobilität der Zukunft
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Die Zukunft.Mobilität ist Teil einer Veranstaltungsreihe. Als nächstes steht die Zukunft.HR vom 10. bis 11. September 2025 in St. Florian am Programm.
MOBILITY BUSINESS Jürgen Zacharias 20.06.2025

Mobilität der Zukunft

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Zukunft.Mobilität gab es zahlreiche Ausblicke auf die zukünftige Entwicklung der Automobil- und Zulieferindustrie.

LINZ. Rund 240 Interessierte kamen am 11. und 12. Juni zur Zukunft.Mobilität 2025 in die Raiffeisen Arena in Linz. Bei der Veranstaltung, organisiert vom Automobil-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria, skizzierten Expertinnen und Experten die Zukunftsaussichten der Automobil- und Zulieferindustrie. Fazit: Wer das Tempo erhöht und neue Spielzüge ausprobiert, gestaltet die Zukunft aktiv mit. 

Den Auftakt zur eineinhalbtägigen Veranstaltung bildete die Future Mobility Region Tour. Bei BRP-Rotax erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hautnah, wie die Transformation zu modernen Antriebstechnologien gelingen kann. Das international agierende Unternehmen investiert gezielt in Forschung und Entwicklung und setzt auf Vielfalt – von klassischen Verbrennungsmotoren über Wasserstofflösungen bis hin zur Elektromobilität. 

Provokante Thesen zur Zukunft der europäischen Automobilzulieferer stellte Bernhard Kölmel, Professor an der Hochschule Pforzheim, auf: „Viele Unternehmen sind träge geworden und haben sich auf Erfolgen ausgeruht.“ Der Experte für Innovationsmanagement ist überzeugt, dass das Prinzip der „Good Enough Technology“ auch die Elektromobilität erfassen wird. Gemeint sind damit Technologien, die funktional ausreichend sind, um Kundenbedürfnisse zu erfüllen, und bei denen die Herkunft zunehmend durch den Preis in den Hintergrund tritt. Dadurch könnten europäische Zulieferer leer ausgehen. Kölmels Appell: neue Märkte erschließen, etwa in der Medizin- oder Wehrtechnik. 

Darüber hinaus gelte es, den „Innovation Sweet Spot“ zu finden, den Schnittpunkt aus Kundenbedürfnis, technologischer Machbarkeit und wirtschaftlichem Nutzen. „Unternehmen müssen jetzt aktiv werden. Sie müssen die tatsächlichen Bedürfnisse ihrer Kunden verstehen und ihre Innovationsaktivitäten strategisch auf drei Horizonte verteilen – von kurzfristiger Kerninnovation über mittelfristige Wachstumsfelder bis hin zu langfristigen Zukunftsinnovationen“, betonte Professor Kölmel. Die Hochschule Pforzheim beschäftigt sich auch im EU-Projekt „Drive2Transform“ gemeinsam mit dem Automobil-Cluster und sieben weiteren Partnern mit den Herausforderungen der Transformation – vorwiegend für KMU und auf regionale Bedürfnisse zugeschnitten. Der Fokus liegt dabei auf Elektrifizierung, Automatisierung, Konnektivität und Plattformökonomie.Vordenker und Umsetzer.

Die Diskussionsrunde nach Kölmels Impulsvortrag griff den Innovationswettlauf als zentrales Thema auf. Bernhard Brandstätter von A3PS betonte die Bedeutung der „Triple Transition“ – also der Transformation in drei Bereichen: digital, human-centric und green. Besonders der Fokus auf Kreislaufwirtschaft könne Europas Alleinstellungsmerkmal sein. Markus Manz vom Software Competence Center Hagenberg plädierte für eine Reform des Fördersystems und mehr privates Kapital durch Public-Private-Partnerships. Christian Nemeth von der Energie AG Oberösterreich hob die zentrale Rolle des Energiesektors für die Transformation hervor. Bernhard Kölmel ergänzte: „Innovation muss in zwei Phasen gedacht werden – explorativ und verwertend. Es braucht kreative Vordenker und wirtschaftlich denkende Umsetzer. In Europa liegt beides jedoch zumeist in einer Hand.“

Passend zur Raiffeisen Arena eröffnete Florian Danmayr, Manager des Automobil-Clusters, den zweiten Tag mit Fußballanalogien: „Der beste Individualist bringt nichts ohne ein funktionierendes Team. Hier kommt der Automobil-Cluster ins Spiel und bringt Dynamik ins Netzwerk.“ Auch hinsichtlich Kader, Nachwuchstalente und Auf- oder Abstieg zog er Vergleiche: „Wir haben in Oberösterreich Spitzenforschung und innovative, international ausgerichtete Unternehmen. Unsere Hochschulen, HTLs und auch die Betriebe bilden die dringend benötigten Fachkräfte der Zukunft aus. Und wo wollen wir mitspielen? Ganz eindeutig in der Champions League. Als Standortagentur unterstützen wir dabei.“

Nils Poel von CLEPA – European Association of Automotive Suppliers verwies auf den starken Konkurrenzdruck aus China bei Elektrofahrzeugen. „Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ist die einzige Antwort darauf“, machte er deutlich. Josef Ecker von der EDAG Engineering Group rückte Batterierecycling als neues Geschäftsmodell in den Fokus: „Das ist der Beginn einer neuen Wertschöpfungskette, eine Chance für Österreich, rechtzeitig einzusteigen.“ Dass Automatisierung und Elektrifizierung in der Landwirtschaft angekommen sind, bestätigte Markus Kreisel von Kreisel Electric: „Das Interesse am E-Power-Traktor ist groß.“ Dem stimmte auch Stefan Heindl von AVL zu. „Bei den Lkw besteht die Herausforderung darin, die Leistungsfähigkeit von Diesel-Lkw in eine emissionsfreie Zukunft zu übertragen. Wir haben dazu bereits einen Brennstoffzellen-Lkw entwickelt“, erzählte Heindl.

Michael Ruf von SuperPanther veranschaulichte, wie Hightech-Innovationen die Elektrifizierung schwerer Nutzfahrzeuge vorantreiben und dass China nicht nur Herausforderer ist: „Das Zusammenspiel zwischen German Engineering und Chinese Speed ist eine Rezeptur, die gut funktioniert.“ Das Unternehmen setzt bei der Entwicklung auf Effizienz: geringes Gewicht, niedriger Energieverbrauch, klarer Mehrwert für die Nutzer und beste Total Cost of Ownership (TCO). Josef Honeder, Leiter des BMW-Entwicklungszentrums in Steyr, unterstrich die Bedeutung einer technologieoffenen Unternehmensstrategie: „Wir neigen dazu, zu sehr schwarz und weiß zu sehen. Jede Antriebsform muss einen Beitrag leisten. E-Mobilität wird die größte Säule sein, aber sicher nicht die einzige.“

Wie konkret der Wandel bei der Mobilität voranschreitet, zeigten auch die präsentierten Projekte. „SMaDBatt“ entwickelt neue Materialkombinationen mit biobasierten Rohstoffen für Batteriewannen. Bei „RIAMO“ wird ein elektrisches, automatisiertes On-Demand-Shuttle für ländliche Regionen getestet – inklusive automatisierter Ladelösung. Das EU-Projekt „DeremCo“ erforscht Recyclinglösungen für faserverstärkte Kunststoffe, wie sie etwa in Flugzeugen oder Autos zum Einsatz kommen. „GUARDIAN“ untersucht, wie automatisierte Maschinen sicher im öffentlichen Raum agieren können und welche Standards dafür notwendig sind. „HyFAR“ entwickelt hybride, automatisierte Flotten, die verschiedene Fahrzeugtypen und Automatisierungsstufen kombinieren. Darüber hinaus vernetzt SAAM Austria, die neue strategische Allianz für automatisierte Mobilität unter der Leitung des Automobil-Clusters die österreichische Community rund um automatisiertes Fahren.

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