Steger teilt gegen ORF-Führung aus
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Neuregelung Nach dem ORF-Stiftungsratsvorsitzenden Norbert Steger könnte ein neues ORF-Gesetz bereits im Jänner ins Parlament ¬kommen.
PRIMENEWS Redaktion 18.10.2018

Steger teilt gegen ORF-Führung aus

Im Talk mit Kollegen des Verein Medienjournalisten Österreich (MÖ) übt der Stiftungsratsvorsitzende Kritik.

WIEN. Seit Mai 2018 ist der FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger im obersten ORF-Aufsichtsorgan Vorsitzender des Stiftungsrats. Dieser Tage skizzierte er bei einer Veranstaltung des Verein Medienjournalisten Österreich (MÖ), wie es denn mit dem ORF organisatorisch weitergehen soll.

Neue Strukturen
Dabei übte er deutliche Kritik an der ORF-Spitze und bezeichnete die Führung des Öffentlich- rechtlichen als „schwach“.

Aufgrund der bereits jetzt geänderten Organisationsformen wie den neuen Channelmanagern für ORF eins und ORF 2 hält er künftig eine eigene Fernsehdirektion für überflüssig. Konkret meint Steger: „Kathrin Zechner hat nur noch wenig Aufgaben. Man braucht wohl keine Nachfolge.“

Seinen Zorn zog sich kürzlich auch indirekt die Hörfunkdirektorin Monika Eigensperger zu, als etwa in einem ‚Ö1 Morgenjournal‘ nach den Landtagswahlen in Bayern der Umstand, dass die FDP den Einzug in den Landtag doch schaffte, keine Erwähnung fand. Seine Mutmaßung: „Es kann auch ein Zufall gewesen sein. Man hat wohl mindestens zu wenig recherchiert und nachgefragt.“ Aber, so Steger weiter: „Im Jus-Studium lernt man, dass es meistens ein Motiv gibt und wenig durch Zufall passiert.“

Motive statt Zufälle
In Richtung Eigensperger meint er deshalb: „Die Radiodirektorin ist sicher nicht die stärkste, die es im ORF gegeben hat. Personen machen Fehler. Wenn die selben zu viele Fehler machen, dann wird man jemand anderen brauchen.“ Gleichzeitig verneinte er, eine FPÖ-nahe Person als Nachfolge im Sinn zu haben.

Auch bei den Social Media-Aktivitäten der ORF-Mitarbeiter hatte Steger etwas auszusetzen. Wer hier meine, solche Regeln seien eine Einschränkung der Meinungsfreiheit, unterstelle auch, dass es diese bei der BBC, wo solche Regeln etwa zur Anwendung kommen würden, auch nicht gäbe.

Social Media-Regeln für alle
Konkret angesprochen auf Armin Wolf, der mittlerweile über 400.000 Follower allein auf Twitter hat, meinte Steger dann: „Es wäre blöd, ihn rauszuschmeißen oder zu vergraulen. Aber auch für ihn müssen Regeln gelten, wobei ich denke jetzt nicht speziell an ihn.“

Sein Tipp: Am besten, man lasse die Kollegen die Regeln miterarbeiten, dann würden sie sich auch sicherlich leichter an diese halten. 

All diese Dinge sollen seiner Meinung nach dazu beitragen, den ORF „besser“ zu machen und die Akzeptanz bei der Bevölkerung zu steigern.

Zur Frage der Finanzierung meinte Steger allgemein, dass der ORF für die Gebührenzahler „billiger“ werden müsse, eine Finanzierung des ORF nach „Gutsherrenart“, wo also der Generaldirektor regelmäßig nach Geld fragen müsse, schwebt ihm nicht vor. 

Aber Fragen wie diese oder die neue Führungsstruktur des ORF sollen in einem neuen Gesetz, welches derzeit auf Schiene gebracht wird, geregelt werden. Steger schwebt bei der ORF-Spitze, abgesehen von einem Vier-Augen-Prinzip, auch ein Gremium von drei bis fünf Personen vor. Zunächst müsse man ja nicht alle Stellen auffüllen und könne bei Bedarf künftig auf neue Anforderungen reagieren.

Personal international suchen
Die Frage sei, so Steger, was auf Bereichsleiter- und was auf Vorstandsebene anzusiedeln sei. „Finanzen oder das Programm müssen nicht im Vorstand sein“, so der Stifungsratsvorsitzende.

Zuerst solle man das passende Personal suchen, auch international. Dass dies auch etwas kostet, ist Steger klar, deshalb solle man durchaus nach jungen aufstrebenden Talenten und älteren, die „am Ende ihrer Karriere“ seien, suchen.

Für die besten Köpfe
Allgemein nach Namen für eine künftige ORF-Führung gefragt und konkret angesprochen auf den ORF-Digitalchef Thomas Prantner, der immer wieder als mögliche FPÖ-Reserve auch in einer neuen ORF-Führung genannt wird, meint Steger: „Wenn Prantner der beste ist, dann gern. Nur weil er ein ÖVPler ist, der meistens nett zur FPÖ war, ist das kein Argument.“ (red)

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