Warum Telekom-Firmen ein Problem mit Facebook & Co haben
APA AFP Lluis Gen
Mark Zuckerberg
PRIMENEWS Redaktion 22.02.2016

Warum Telekom-Firmen ein Problem mit Facebook & Co haben

Bei Bossen der Mobilfunk-Industrie ist Facebook-Chef Mark Zuckerberg weniger populär als beim Publikum des Mobile World Congress in Barcelona.

Barcelona. Es ist fast schon ein Ritual: Beim Mobile World Congress in Barcelona kritisieren Telekommunikations-Riesen, dass Online-Dienste in den von ihnen teuer ausgebauten Daten-Netzen Geschäfte machten, von denen für sie nichts abfalle. Die Gegensätze sitzen tief. Was ist der Kern des Konflikts? Die Telekom-Firmen beklagen, es gebe nicht die gleichen Rahmenbedingungen. Zum einen gebe es für sie Regulierungs-Vorgaben, die Online-Dienste wie WhatsApp, der Facebook Messenger oder Apples iMessage nicht hätten - obwohl sie aus Sicht der Mobilfunk-Manager ähnliche Produkte anböten. Zudem ärgert es sie, dass die schnellen Daten-Netze zwar von ihnen für viele Milliarden Dollar ausgebaut wurden, sie aber nichts von dem Geld abbekämen, dass die Internet-Firmen dort verdienten.

Wie reagieren die Online-Dienste? Die Standard-Antwort, zu der zum Beispiel auch Mark Zuckerberg bei vergangenen Besuchen in Barcelona griff: Die Online-Angebote bewegten Kunden überhaupt erst dazu, Daten-Tarife zu buchen. Das heißt, ohne sie würden die Telekom-Firmen auf ihren Netz-Investitionen sitzen bleiben, ist das Gegenargument der Online-Dienste. Die Idee einer Art Daten-Maut als Ausgleich für Investitionen ins Netz lehnen sie kategorisch ab.

Wollen die Mobilfunker also, dass für Internet-Telefonate oder WhatsApp-Nachrichten die gleichen Regeln wie für sie jetzt gelten? Es gehe auch andersherum, dass die Regulierung für sie gelockert werde, Hauptsache gleiche Bedingungen für alle, erklären die Mobilfunk-Chefs. Ein Unterschied zeigt sich gerade in den USA: Während Netzbetreiber per Gesetz alle SMS an Behörden herausrücken müssen, sperrt sich Apple bei seinem iMessage-Dienst unter Hinweis auf Verschlüsselung auch nach einer Gerichts-Anordnung dagegen.

Wie kommt in dieser Situation Mark Zuckerberg mit der Vision seiner Initiative Internet.org für günstigen oder sogar kostenlosen Zugang zu Online-Diensten in Entwicklungsländern bei den Netzbetreibern an? Zuckerberg stößt auf Skepsis. So sagte Vodafone-Chef Vittorio Colao vor einem Jahr geradeheraus, es wirke, "als würde Zuckerberg die Internet-Anschlüsse mit meinem Geld finanzieren wollen". Das sei nobel - "aber etwas weniger nobel als wenn er es mit seinem eigenen Geld machen würde." Für günstigere Internet-Zugänge würde schon sorgen, wenn die Preise bei Frequenz-Auktionen und die Belastung durch Regulierungsvorgaben niedriger wären, argumentierte Colao. (APA)

In den kommenden Tagen wird Peter A. Bruck (Research Studios Austria Forschungsgesellschaft) wie schon im Vorjahr exklusiv für medianet vom Mobile World Congress in Barcelona berichten.

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