••• Von Alexander Haide
WIEN. „Die Branche ist angezählt, aber sie liegt noch lange nicht am Boden, auch nicht angesichts scheinbarer Dauerkrisen”, leitet Colliers Österreich den Immobilien-Marktbericht für das Jahr 2024 ein, der dieser Tage in der Wiener Niederlassung präsentiert wurde. Dabei ließen die Experten des internationalen Immo-Konzerns Einblicke in fünf Geschäftsfelder zu.
Warten auf Belebung
Die ersten positiven Signale einer möglichen Erholung am Investmentmarkt seien im Laufe der ersten drei Quartale bereits erkennbar, doch auf eine nachhaltige Belebung muss noch gewartet werden. Dennoch konnte Colliers bisher im Jahr 2024 ein Transaktionsvolumen von rund 1,8 Mrd. € abwickeln, resümiert Dietmar Steger, Head of Capital Markets, der eine Erholung des Marktes nach weiteren Zinssenkungen erwartet.
Im Hotelimmobiliensektor, den Daan Bakkenes bei Colliers Wien betreut, fungieren urbane Zentren wie Wien, Graz, Linz, Innsbruck und Salzburg nach wie vor als Schlüsselmärkte. Als positiven Impuls für die Branche nennt er die verschärften Regeln zu Kurzzeitvermietungen, auch außerhalb von Wohngebieten, und die Vermietung von Wohnungen für mehr als 90 Tage pro Jahr nur mit Ausnahmegenehmigungen. Ein solides Wachstum sei im vier und fünf Sterne-Segment zu beobachten, hinzu kommt ein signifikanter Aufschwung bei Serviced Apartments. „Betreiber wie Numa, Limehome und Bob W erweitern ihre Präsenz und reagieren auf die steigende Nachfrage, sowohl von Touristen als auch von Investoren”, so der Colliers-Experte.
Retail boomt in Top-Lagen
In den Toplagen Wiens bleiben der Retailvermietungsmarkt 2024 wie auch die Mietpreise in hoch frequentierten Arealen äußerst stabil. Die hohe Nachfrage von Einzelhändlern hat im ersten Halbjahr 2024 zugelegt. „Besonders begehrt bleiben Spitzenlagen wie das Goldene U”, weiß Tanja Tanczer, Head of Retail. Auf der Mariahilfer Straße sei die Situation durchwachsen, besonders hoch im Kurs stehen Retailflächen rund um die U-Bahnstation Neubaugasse.
Einen ähnlicher Trend – wie bei den Hotels – hin zu Serviced Offices ist ebenfalls im Büro-Sektor zu beobachten, berichtet Mario Stöckel, Head of Office Real Estate: „Bereits zur Jahreshälfte konnte eine Vermietungsleistung von knapp 85.000 m² verzeichnet werden, die Leerstandsquote hat sich auf einem Niveau von 3,53% stabilisiert und auch die Neubauaktivität steigt.” Aufgrund der geänderten Anforderungen nach der Pandemie würden sich Büroflächen allerdings verkleinern.
Verhaltene Nachfrage
„Der Logistikimmobilienmarkt in Österreich sieht sich im Jahr 2025 mit einer Reihe von Herausforderungen und Chancen konfrontiert, welche sowohl auf globale als auch auf regionale Entwicklungen zurückzuführen sind”, wagt Michael Messner, Head of Industrial & Logistics bereits jetzt einen Ausblick ins kommende Jahr, „Eine verhaltene Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sowie eine geringere Industrieproduktion wirken sich direkt auf den Logistiksektor aus. Dies könnte zu einem weiteren Rückgang der Nachfrage nach neuen Logistikimmobilien führen.”