WIEN. Am 10. Oktober ging ein weiteres Expertenforum von Auris Immo Solutions über die Bühne. Insider diskutierten kontroversiell und produktiv die Herausforderungen in der Pflege. „Wir bringen Experten zusammen, um ganzheitlich zu verstehen, wie unsere Betriebe im Pflegebereich nachhaltig abgesichert werden können”, so Christian Schön, geschäftsführender Gesellschafter Auris Immo Solutions.
Mit seinem Partner Harald Kopertz realisiert er maßgeschneiderte Immobilienlösungen für institutionelle Investoren mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Dazu zählen etwa 19 Pflegeheime mit über 1.750 Betten. Ihr „Sozialimmobilien Fonds Österreich” beweist mit einer Miet-/Ankaufsrendite von 4,99%, dass Ökologie und Ökonomie sich nicht ausschließen.
Laut Schön werden bis 2030 zusätzliche 30.000 Pflegeplätze in ca. 320 neuen Pflegeeinrichtungen benötigt. Noch sind 127.000 Personen im Pflege- und Betreuungsbereich beschäftigt, doch es werden weniger, obwohl bis 2030 mehr als 75.000 weitere gebraucht werden. Aber welchen Stellschrauben lässt sich da noch etwas verbessern?
Einstellung
„Covid wirkte wie ein Brandbeschleuniger: Viele haben sich überarbeitet und fühlen sich nicht gerecht behandelt. Nun wird die sogenannte Work-Life-Balance nicht nur in der Gen Z, sondern auch schon bei den Babyboomern zum Problem”, so ein Teilnehmer des Expertenforums.
Immer weniger Personen wollen immer weniger Dienste übernehmen. „In Krisen treten bekannte Probleme deutlicher ans Tageslicht ”, so Kerstin Buxbaum, Obfrau Verein „lebenswert” und meint, junge Menschen befürchteten, es gäbe zu wenig Geld für zu viel harte Arbeit. Dabei seien da auch echte Vorteile, so Buxbaum: „Einerseits die Genugtuung, etwas Sinnstiftendes zu tun, andererseits sind hier Arbeitgeber heute bei Einsatzzeiten so flexibel wie nie zuvor, um möglichst rasch offene Stellen nachzubesetzen.”
Ein guter Aufhänger für eine Informationskampagne, um mehr Personen – auch Männer – anzuwerben, und um jene, die schon im Sektor sind, in ihrer Berufsentscheidung zu bestärken?
Leadership
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Rekrutieren und Halten von Pflegekräften liege in der Teamleitung. „Stichwort Dienstplansicherheit: Man will z.B. echte freie Tage haben, ohne auf Abruf sein zu müssen. Auch wertschätzendes Verhalten und Fördern des Teamgeists bewirken mehr, als man glauben könnte”, so Elisabeth Geyer, Geschäftsführerin Amicalis Seniorenzentren. Und weiter: „Qualifiziertes Personal sollte sich auf eigene Fachtätigkeiten konzentrieren können und nicht hauswirtschaftlichen ‚Kram', wie etwa Betten machen müssen. Das demotiviert nicht nur, es ist auch ineffizient.”
Wenn dafür genug personelle Ressourcen da sind, werden qualifizierte Leute freigeschaufelt. Natürlich gibt es eine eindeutige Korrelation zwischen echter Pflegezeit und Wohlergehen der Patienten. Freilich ist es auch wichtig, Chancen zu nutzen: Wenn etwa Praktikanten oder Zivildiener gut behandelt werden, kann man sie auch leichter für den Beruf gewinnen …
Sollte gezieltes Coaching von Teamleadern nicht gefördert werden?
Anwerben reicht nicht
Es steht fest, dass auch Personen aus dem Ausland gebraucht werden, zumal in der Covidzeit viele in ihre Heimat zurückgegangen sind. Nun wird in immer weiteren Ländern gesucht, doch die Erfahrung zeigt: Je weiter weg die Heimat, umso größer das Heimweh, umso kürzer der Aufenthalt.
Erfolg bringt nur die Multiplikation aus Recruiting, Beschleunigung von bürokratischen Prozessen für den Aufenthalt und die Nostrifikation der Ausbildung sowie gelebter (!) Integration.
Je mehr bundesweit vereinheitlichte Gesetzgebung, umso besser – nicht zuletzt, damit die Bundesländer ihr Arbeitsangebot nicht untereinander kannibalisieren. (red)