„Auch in Österreich macht sich Unmut breit”
© SalzburgMilch
RETAIL Redaktion 23.02.2024

„Auch in Österreich macht sich Unmut breit”

SalzburgMilch geht es gut, erklärt Geschäftsführer Andreas Gasteiger im Gespräch. Allerdings wünscht er sich wieder mehr Planbarkeit.

••• Von Georg Sohler

Für SalzburgMilch war 2023 ein gutes Jahr – mit Medaillen beim WorldCheese Award, Nominierungen für den Käsekaiser und 24 DLG-Medaillen. Demzufolge kann Geschäftsführer Andreas Gasteiger im medianet-Interview auch ein relativ positives Fazit ziehen. Neben einer deutlichen Mengensteigerung in allen Produktsegmenten freut er sich auch über die Auszeichnungen bei den Qualitätswettbewerben: „Das ist eine erneute Bestätigung unserer hohen Produktqualität und unserer Leidenschaft für Milch und Milchprodukte.” Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Denn das Jahr 2023 war seinem Eindruck nach erneut ein sehr herausforderndes und geprägt von Krisen wie Inflation und Unsicherheit. Aber: „Trotz allem haben wir uns bei der SalzburgMilch sehr auf unsere Aufgaben konzentriert und durch das große Engagement des gesamten Teams wieder beachtliche Erfolge erzielt.”

Das mache ihn als Geschäftsführer stolz, und in dieser Funktion wäre es nach den sehr turbulenten Jahren für ihn sehr wünschenswert, wenn wieder etwas Ruhe und eine bessere Planbarkeit in die Märkte zurückkehren würde. „So oder so – wir sind gut vorbereitet und verfolgen klare Strategien, um die SalzburgMilch als erfolgreichste Molkerei in Österreich weiterzuentwickeln, und sind zuversichtlich, auch 2024 unsere ambitionierten Ziele erreichen zu können”, wagt er einen ersten Ausblick.

Bauern herzeigen

Im Zentrum stehen natürlich die Produzenten – neun von zehn landwirtschaftlichen Betrieben gehören Bauernfamilien. Zwischen 2010 und 2020 verlor Österreich elf Prozent an Betrieben. Zwar hat sich das sogenannte Bauernsterben in den letzten Jahren verlangsamt, doch Österreichs Milchwirtschaft sieht sich mit großer Konkurrenz konfrontiert.

„Unsere rund 2.400 Milchlieferanten sind ausnahmslos familiengeführte Bauernhöfe mit im Schnitt nur rund 20 Milchkühen”, legt er die Hintergründe dar. „Blickt man über die Grenzen ins Ausland, liegt dieser Wert bei einem Vielfachen. Diese Kleinstrukturiertheit ist eine Besonderheit unserer Region und muss erhalten bleiben.” Um die heimischen Erzeuger ins richtige Licht zu rücken, wurden sie vonseiten der SalzburgMilch jüngst vor den Vorhang geholt.
„Es ist für uns in der operativen SalzburgMilch GmbH sehr wichtig, die Leistung und die tägliche Arbeit der Milchbauern und -bäuerinnen in unserer Kommunikation hervorzuheben.”

Solider Milchpreis wichtig

Darüber hinaus sei es auch besonders wichtig, stets einen attraktiven Milchpreis an die Bäuerinnen und Bauern auszahlen zu können. „Die SalzburgMilch selbst steht ja zu 100 Prozent im Eigentum dieser Bauern, die in einer der modernsten Genossenschaften Österreichs organisiert sind”, erklärt Gasteiger aus seiner Sicht wichtige Grundsätze, die es zu beachten gilt.

Die Rahmebedingungen – das sieht man quasi täglich in den Nachrichten – gestalten sich aber heutzutage schwierig, wenn man einen Betrieb gut führen will. „Wie man sieht, gehen derzeit Bauern in ganz Europa auf die Straßen; auch bei uns in Österreich macht sich der Unmut breit, da es eine starke Überregulierung im landwirtschaftlichen Bereich gibt”, stellt er klar.
Der Bürokratismus müsse vereinfacht werden, bei neuen Auflagen sollten die Bauern verstärkt in die Entscheidungen mit eingebunden werden. Denn: „Jeder redet von Tierwohl und Haltungsformen, daher muss sich die Wertigkeit der Leistung auch im Milchpreis widerspiegeln, sonst werden die Bauern noch vermehrt die Stalltüren schließen und das kann nicht die Zielsetzung sein.”

Tierwohl im Fokus

Dass es den Tieren gut geht, dafür setzt sich das Unternehmen schon länger ein. In Gasteigers Worten: „SalzburgMilch hat bereits vor mehr als sieben Jahren ihre Rolle als Pionier der Tiergesundheit gestartet – damals noch von Marktbegleitern belächelt –, heute ist es das Top-Thema in der Branche.” Seit 2017 gibt es eine in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur erarbeitete Tiergesundheitsinitiative, die unter anderem regelmäßige Tiergesundheits-Checks aller Kuhherden vorsieht und viele Bestimmungen enthält, die weit über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. „Wenn heute über das Ende der dauernden Anbindehaltung diskutiert wird, können wir mit Stolz darauf verweisen, dass diese bei der SalzburgMilch schon vor sieben Jahren abgeschafft wurde.”

Neue Märkte

Man nehme das Thema ernst. So sei man nach wie vor die einzige Molkerei in Österreich, die eine eigene Beratungstierärztin beschäftigt. Und es gibt noch mehr: „Im heurigen Jahr haben wir zudem zum ersten Mal einen eigenen ‚TierwohlPreis' veranstaltet und die besten Maßnahmen für noch mehr Tierwohl auf unseren Bauernhöfen ausgezeichnet.” Demzufolge blickt man gut vorbereitet auf das, was kommen mag.

Andreas Gasteiger hält abschließend fest: „Wir werden neue starke Produkte in der Marke SalzburgMilch in die Kühlregale bringen und haben uns im Export personell verstärkt, um neue Märkte zu erschließen und bestehende auszubauen.”

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL