„Bier trinken ist Lebensgenuss pur”
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RETAIL christian novacek 14.09.2018

„Bier trinken ist Lebensgenuss pur”

Jutta Kaufmann-Kerschbaum im medianet-Interview über einen Sommer, der wie stets ein Biersommer war.

••• Von Christian Novacek

Der Sommer war heiß, aber war er vielleicht mal wieder zu heiß fürs Bier? Brauereiverbands-Geschäftsführerin Jutta Kaufmann-Kerschbaum im wohl temperierten medianet-Interview über einen Biermarkt, der in jeder Wetterlage reüssiert und grundsätzlich stabil ist – nicht zuletzt ob seiner Innovationen.


medianet: War das heuer ein Sommer, der mehr dem Bier oder mehr dem Mineralwasser genützt hat?
Jutta Kaufmann-Kerschbaum: Ein Sommer in Österreich ist immer ein Biersommer! Mit Bekannten oder Freunden ein Bier an einem Grillabend oder im Gastgarten zu genießen, ist Lebensgenuss pur. Allerdings waren die absoluten Spitzentemperaturen – 30 Grad und mehr – mehr fürs Wasser; hier wird eher zum Wasserglas gegriffen.

medianet:
Inwieweit hat die Fußball WM diesmal geholfen?
Kaufmann-Kerschbaum: Sportliche Großereignisse wirken sich immer leicht positiv auf den Biergenuss aus. Für unsere aktuell 278 Brauereien in ganz Österreich ist jedoch das gute Wetter wichtiger.

medianet:
Konnten Innovationen den Biersommer 2018 beleben, oder war der Durst eine Frage nach Altbewährtem, etwa Radler?
Kaufmann-Kerschbaum: Im Großen und Ganzen – und die gesamte Branche betrachtet – war der Biersommer 2018 nicht von großen Veränderungen gekennzeichnet. Nach wie vor ist das Lager/Märzen Bier die klare Lieblingssorte der Österreicherinnen und Österreicher, wenngleich immer mehr Leute auch neue Sorten probieren. Mit deutlich mehr als 1.000 verschiedenen Bieren bleibt im Bierland Österreich auch kein Wunsch von Konsumentin und Konsument offen – nicht umsonst lautet unser Credo: Wir leben Vielfalt!

medianet: Heineken wirbt derzeit mit der Aufforderung, kein Bier zu trinken, wenn man Auto fährt. Inwieweit trägt der Brauereiverband solche Aufrufe zur Verantwortlichkeit mit? Schadet sich die Branche nicht selbst, wenn sie zum Konsumverzicht auffordert?
Kaufmann-Kerschbaum: Seit jeher bekennen sich Österreichs Brauer ausnahmslos zum verantwortungsbewussten Umgang mit dem Genussmittel Bier sowie zu einem konsequenten Auftreten gegenüber jeglichem schädlichen und missbräuchlichen Konsumverhalten. Genuss will gelernt sein, braucht Zeit und Erfahrung. Und Autofahren und Biertrinken passen definitiv nicht zusammen!

medianet:
Vor zwei Jahren sollte das alkoholfreie Bier als Alternative aufgebaut werden. Die Umsatzzuwächse im Segment fielen trotz werblicher Anstrengungen eher bescheiden aus. Hat AF-Bier einen wenn auch niedrigen Plafond erreicht, über den es nicht hinausgeht?
Kaufmann-Kerschbaum: Nein, das sehe ich nicht so. Richtig ist, dass sich AF-Bier aktuell auf einem gewissen Niveau eingependelt hat. Man wird aber sehen, wie sich das durchaus attraktive Angebot der Brauereien in diesem Segment zukünftig entwickeln wird. Die Innovationsfreude unserer Braumeister ist groß!

medianet: Welcher aktuelle Trend in der Branche dünkt ­Ihnen am vielversprechendsten?
Kaufmann-Kerschbaum: Ohne Zweifel wächst die Vielfalt an Bieren. Es werden neue Geschmacksnuancen kreiert und interessante, spannende Zutaten verwendet. Im Trend liegt Bier vor allem auch, weil es ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen gebraut wird, bestmöglich aus der jeweiligen Region. Auch hier kann das Bierland Österreich punkten, kommt doch auf rund 32.000 Einwohner eine Brauerei. Damit haben wir eine der höchsten Brauereidichten weltweit!

medianet: Setzt sich die Verlagerung der Bierumsätze Richtung LEH fort oder ist das mittlerweile stabil gewichtet? Welche Konzepte helfen dem LEH in bierigen Angelegenheiten auf die Sprünge? Welche der Gastronomie?
Kaufmann-Kerschbaum: Es gibt einen leichten Trend Richtung LEH. Für beide Bereiche gilt aber, dass umfangreiche Sortimente und Angebote förderlich sind. Und zudem das fachkundige Personal, welches Kundinnen und Kunden gut berät. Hier kommt immer öfter – sowohl im LEH als auch in der Gastronomie – der Biersommelier zum Einsatz, der bei der bierigen Entscheidung gern behilflich ist. In der Gastronomie kommt natürlich noch das Erlebnis eines frisch gezapften Bieres hinzu.

medianet: Österreich hat Deutschland im Bierkonsum pro Kopf überholt. Wie ist das zu interpretieren?
Kaufmann-Kerschbaum: Die Bemühungen der österreichischen Brauer, verstärkt durch Aktivitäten des Brauereiverbands, werden zweifellos belohnt. Ausschlaggebend für die positive Entwicklung sind Qualität, Vielfalt, Tradition und Innovationsfreude sowie ein vermehrtes Interesse an und Wissen um das Genussmittel Bier. Denn je mehr man übers Bier weiß, desto besser schmeckt es. Aktuell haben wir einen Pro-Kopf-Verbrauch von jährlich rund 106,1 Liter Bier (inkl. AF-Bier). Damit sind wir Vizeweltmeister hinter Tschechien. Und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir diesen Spitzenplatz halten können.

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