••• Von Paul Hafner
Keine Frage: Auch beim vom Handelsverband veranstalteten „Tag des Handels”, einem der wichtigsten Handelskongresse des Jahres, führte thematisch kein Weg an der viel zitierten „multiplen Krise” vorbei. Energieknappheit, Teuerung und Lieferschwierigkeiten betreffen die gesamte Branche, entsprechend bestand auch hier eifriger Austauschbedarf; und doch mutierte der Branchengipfel nicht zum kollektiven Händeringen, sondern zur Suche nach Auswegen aus der Misere – und mehr noch wurde der Fokus auf die Frage gelegt, mit welchen Herausforderungen sich Handel und Industrie sonst noch zu befassen haben, die im Lichte der Teuerung gerade etwas aus dem Fokus gerückt sind.
Blick in die Zukunft
Gleich die Einstiegs-Keynote von Futurologe Max Thinius hatte „The Future of Retail” zum Thema und behandelte die Frage, wie (und wo) wir künftig einkaufen werden – ein Thema, das auch bei einer späteren Gesprächsrunde zu neuen Payment-Lösungen am Checkout (mit u.a. shopreme-CEO Florian Burgstaller und Decathlon-Country Leader Gabor Posfai) wieder aufs Tapet rückte.
Zukunftsorientiert mutete auch das erste Podium mit Spar-Aufsichtsratpräsident Gerhard Drexel und Lidl Österreich-CEO Alessandro Wolf an, bei dem es um Klimaschutz beim Essen, Transparenz und Fleischalternativen ging, sowie der Vortrag über den „Sinn und Unsinn der Technologisierung des stationären Handels” von Simon Kranzer und Robert Zniva von der FH Salzburg.
Krise und Krisenresilienz
Zurück zur allgegenwärtigen Krise: Dieser wurde im Rahmen einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion – mit Berglandmilch-Geschäftsführer Josef Braunshofer, Rewe-Vorstand Marcel Haraszti, MPreis-Geschäftsführerin Kerstin Neumayer, Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger, Markus Lukas, Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich, und dem via Video zugeschalteten Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig – Rechnung getragen; dabei ging es um die Frage, wie Lebensmittelhandel und Landwirtschaft in Gemeinschaft der Teuerungswelle trotzen können. Das Wort der Stunde: Krisenresilienz.
Dichtes Programm an Tag eins
Nach der Präsentation des „Regionalitätsindex 2022” durch Klemens Hanspeter von NielsenIQ, Florian Walkobinger von der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung und HV-Geschäftsführer Rainer Will standen weitere Gesprächsrunden an: Erst diskutierten u.a. Unimarkt-Eigentümer Andreas Haider und Crif-Kommunikationschefin Ruth Moss über transparente Lieferketten und verantwortungsvolle Unternehmensführung, später Nöm-Chef Alfred Berger, ARA-Vorstandschef Harald Hauke, GS1 Austria-Geschäftsführer Gregor Herzog und Sport2000-Aufsichtsratschef Holger Schwarting über den „Digital Product Pass” und seinen Beitrag zur Circular Economy. Zum abendlichen Abschluss stand noch ein letztes programmatisches Highlight an: die Vergabe des Österreichischen Handelspreises.
Handelspreis an Frank Hensel
Entgegennehmen durfte die prestigeträchtige Auszeichnung heuer Frank Hensel . Der gebürtige Deutsche war nach Stationen bei Nestlxé und Spar insgesamt rund 20 Jahre in führenden Positionen bei der Rewe tätig, davon ein Jahrzehnt als Vorstandsvorsitzender. 2018 wechselte er in den Rewe-Aufsichtsrat. Darüber hinaus war er knapp drei Jahre lang Vizepräsident des Österreichischen Handelsverbands. Allein in Österreich schuf die Rewe Group unter Führung von Frank Hensel über 10.000 neue Arbeitsplätze und investierte 2,5 Mrd. €.
Eine weitere hochkarätige Auszeichnung, den „Großen Preis der Industrie”, erhielt Birgit Rechberger-Krammer; die Wiener Top-Managerin ist bereits seit 1992 bei der Henkel-Gruppe aktiv, seit 2019 als Präsidentin von Henkel Central Eastern Europe.
Abschluss am Sonntag
Nach einer letzten Podiumsdiskussion zu den „Neuen Wegen des Drogeriefachhandels” und einer Reihe von Vorträgen (u.a. von Offerista-CEO Oliver Olschewski und Silvio Kirchmair, CEO umdasch The Store Makers) stand der diesjährige Tag des Handels auch schon wieder vor dem Ende – ehe zum abschließenden Mittagessen geladen wurde, richtete Will, Mastermind des Branchengipfels, noch ein paar Worte ans Publikum: „Wir bedanken uns herzlich bei mehr als 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, aber auch bei unseren langjährigen Partnern. Es ist schön zu sehen, wie sich der ‚Tag des Handels' zu einem der wichtigsten Branchenevents des Landes entwickelt hat. Die CEO-Dichte war dieses Jahr so hoch wie nie zuvor, darauf bin ich besonders stolz.”