Das retail Detox-Experiment
© Panthermedia.net/Tiagoz, Detox Delight (2)
Detox Delight Die retail-Redaktion empfiehlt eine Kombination aus Säften und mindestens zwei Suppen (mittags und abends) für alle, die noch keine Erfahrung mit Detox gemacht haben.
RETAIL 11.12.2015

Das retail Detox-Experiment

medianet retail testete drei Tage lang die gehypte Detox Delight Saftkur. Unser Fazit: Es braucht eine ordentliche Portion Disziplin, Ablenkung und ganz wichtig: Gesellschaft.

••• Von Nataša Nikolic

WIEN. Die Weihnachtszeit ist traditionell die Schlemmerzeit des Jahres. Leckere Kekse, Maroni, geröstete Mandeln, köstlicher Punsch und dann noch das deftige Weihnachtsessen machen es einem nicht gerade leicht, konsequent zu bleiben. Viele achten während der Feiertage daher erst gar nicht richtig darauf, was sie essen, da es erfahrungsgemäß ohnehin nichts bringt. Erst so etwa ab dem 27. Dezember kehrt das schlechte Gewissen zurück und man macht sich wieder Gedanken, wie man die Pfunde bis Silvester zum Purzeln bringt und feilt schon am nächsten Neujahrsvorsatz. Eine Methode, die infrage kommt, ist eine (ungesunde) Diät, begleitet von Heißhungerattacken und anschließendem Jo-Jo-Effekt.

Eine andere Möglichkeit ist eine Saftkur, bei der vollständig auf die Aufnahme fester Nahrung verzichtet wird. Stattdessen ernährt man sich einige Tage lang ausschließlich von enzym- und vitaminreichen, frisch gepressten Säften aus Obst und Gemüse. Die Kuren dienen in erster Linie dazu, den Körper zu entgiften und zu entschlacken, das Abnehmen ist da nur eine willkommene Nebenerscheinung. Das „Juicing” ist mittlerweile zum Lifestyle geworden, auf den auch viele Stars schwören.

Frei von Zusatzstoffen

„Durch die nährstoffreiche Flüssigkost wird der Körper auf ideale Weise unterstützt, sich selbst zu reinigen und in sein natürliches Gleichgewicht – auch Säure-Basen-bezogen – zurückzufinden, was eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine funktionierende Gewichtsabnahme ist”, sagt Tanja Eberwein, Geschäftsführerin und Gründerin von Detox Delight Wien. „Unsere Produkte sind zu 100% natürlich, aus ausgewählten, rein pflanzlichen Zutaten und besonders reich an wertvollen Vitaminen, Mineralien und lebenden pflanzlichen Enzymen”, so Eberwein. Die Säfte und Suppen sind frei von Konservierungsstoffen und damit nur wenige Tage lang haltbar. Detox Delight hat seine Anfänge 2009 in München; seit 2013 ist es in Wien und „laut Zukunftsinstitut einer der Top Health Services von morgen”.

Je nachdem, für welche Detox Delight-Kur man sich entscheidet, bekommt man entweder nur Säfte oder Suppen, oder einem Mix aus beidem. Wer es gar nicht aushält, auf feste Nahrung zu verzichten, darf kleine Snacks zu sich nehmen. Dazu gehören u.a. etwa unbehandelte Nüsse (10-15g), eine Viertel Avocado, ein Apfel oder ein bis zwei Reiswaffeln.
Kritiker von Saftkuren bemängeln oft, dass die einseitige Ernährung zu Mangelerscheinungen führen kann, sowie dass der Körper eigentlich gar keine Entgiftung nötig hat, da dank Leber und Galle unnötige Stoffe über den Urin- und Darmtrakt ausgeschieden werden. Mangelerscheinungen treten nach Eberwein nicht auf – das „genaue Gegenteil” sei der Fall: „Der Körper wird durch die frisch gepressten Säfte mit wertvollen pflanzlichen Nährstoffen geflutet, von denen man weitaus mehr zu sich nimmt als bei einer klassischen gesunden Ernährung. In einer Flasche Detox Delight-Saft stecken bis zu drei Kilo Obst und Gemüse; bei fünf Flaschen pro Tag sind das fast 15 Kilo. Diese Menge täglich in Form von rohem Obst und Gemüse, Salaten oder anderen zubereiteten Gerichten zu sich zu nehmen, ist quasi unmöglich.”

Kein Master Detox oder Cleanse

Des Weiteren würden zu viel industriell bearbeitete Produkte und Umweltgifte, die wir über Wasser, Nahrung, Kleidung und Luft unbemerkt in uns aufnehmen, dazu führen, dass unsere Entgiftungsorgane überlastet sind und es nicht mehr aus eigener Kraft schaffen und Hilfe brauchen, wie Eberwein erklärt. Sie distanziert sich von sogenanntem Master Detox oder Master Cleanse – welches viele Berühmtheiten als das neue Diätwunder proklamieren. Dabei wird tagelang nur Wasser mit Zitronensaft, Ahornsirup und Cayenne-Pfeffer getrunken. „Es erübrigt sich, zu erklären, dass das nicht unbedingt gesund ist.” Auch die Gefahr, zu wenig Proteine zu sich zu nehmen, schafft Eberwein vorab aus der Welt, denn Eiweiß steckt nicht nur in Fleisch, Fisch und Milchprodukten, sondern auch in Obst und Gemüse (insbesondere in grünem Blattgemüse) sowie in Nüssen, Sprossen, Samen und Hülsenfrüchten. „Noch dazu kann unser Körper pflanzliche Proteine wesentlich leichter verdauen und verwerten, da die enthaltenen Aminosäuren weniger komplex sind als bei tierischem Eiweiß.”

Detox im Test

Der weibliche Teil der medianet retail-Redaktion, meine Kolleginnen Daniela und Julia und ich, waren neugierig auf die Saft-Kur und wagten den Selbstversuch für drei Tage. Empfohlen wird eine Fünf-Tage-Kur; da keine von uns jemals zuvor eine Diät gemacht hat, wollten wir aber mit kleinen Schritten beginnen. Unser Paket war das Flu Fighter Special, bestehend aus vier (nummerierten) Säften, einem Ingwer-Shot und einer Suppe, die in einem Abstand von etwa zwei Stunden eingenommen werden. Den Anfang machte der Ingwer-Shot, wobei ehrlicherweise gesagt werden muss, dass zwei von uns ihn nur am ersten Tag getrunken haben, da der scharfe Geschmack nicht für jedermann der ideale Wachmacher ist. Zwischen zehn und elf Uhr folgte dann der erste Saft – Lemonade. Dieser schmeckte mit Abstand am besten. Nummer zwei, Orange, war eine Mischung aus Apfel, Karotten und Orangen und ebenfalls recht köstlich. Mit Nummer drei und vier konnten wir uns leider nicht anfreunden: Die Ingwer-Rote-Rübe-Mischung wurde am letzten Tag von allen ausgelassen, ebenso wie die Grüner Salat-Gurken-Apfel-Mischung. Das Köstlichste waren die Suppen, die wir uns fast alle – nach dem Motto das Beste kommt zum Schluss – fürs Abendessen aufgespart haben. Weshalb wir jenen, die eine Kur zum ersten Mal machen und skeptisch sind, die Variante mit zwei Suppen und drei Säften empfehlen. Das Hungergefühl blieb aus, einzig der Appetit wurde immer größer, je länger die Kur dauerte. Begleiterscheinungen wie Haut­irritationen, Blähungen, Bein- und Rückenschmerzen, auf die man vor der Kur aufmerksam gemacht wird, blieben aus. Unsere Nebenwirkungen waren dafür: Müdigkeit, Kopfschmerzen und mangelnde Konzentrationsfähigkeit. Hinzu kam schlechte Laune, die quer durch die Redaktion jeder zu spüren bekam, der in unserer Nähe auch nur von Essen sprach, geschweige denn es wagte, in unserer Gegenwart zu essen. Während und nach der Kur hatten wir keinen Heißhunger, fühlten uns seither leichter und naschen weniger.

Unser Fazit

Detox ist nichts für jedermann. Wer diszipliniert ist, auf seine Ernährung achtet und sich gesund ernährt, wird die Saftkur leicht durchstehen. Vorteilhaft ist es außerdem, wenn man zwar durch Arbeit abgelenkt ist, jedoch nicht unbedingt geistige Höchstleistungen erbringen muss. Das Allerwichtigste ist aber, ein paar „Leidensgenossen” zu haben, die einen zusätzlich motivieren und verstehen sowie natürlich das nötige Kleingeld, denn die Kur ist nicht gerade preisgünstig.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL