Das X ist ein rundes U
RETAIL christian novacek 30.09.2016

Das X ist ein rundes U

Das Vorgaukeln von Leistungen ist in Mode – aber auch ­echte, zusätzliche Serviceleistungen können nerven.

Kommentar ••• Von Christian Novacek

VERKEHRTE WELTEN. Die Zeiten sind nicht einfach. Es sind Zeiten, wo ein X gleich mal für ein U gehalten wird – nicht immer drastisch. Beispielsweise legt die aktuelle TV-Werbung der AMA nahe, dass 40 Prozent Fett in der Trockenmasse beim Käse nur 12 Prozent in echt sind – zu vernachlässigen quasi. Vor Jahren schon hat die AMA uns vorgeführt, dass Fleisch nahezu gesund ist – jene, die mittels Low-Carb-Diät heute erschlanken, würden das glatt unterstreichen.

Die AMA ist aber im Kontext „X wird U” ein harmloses, fast niedliches Vehikel. Da gibt's bei Weitem andere Kaliber. Die Kinderfreunde von Ferrero etwa, wo das deutsche Fernsehmagazin ‚marktcheck' dargelegt hat, dass die Kinderschokolade-verpackung Mineralöl absondert. Dass essen die Kleinen mit, im Sinne von: Früh übt sich, wer später noch mit gravierenden Umweltbelastungen fertig werden soll.
Auch nicht schlecht: Nutella, in Bestandteile zerlegt – mächtig viel Zucker, mächtig viel Fett, nur 13 Prozent Haselnüsse und wenig Kakao. Mich persönlich regt leider auch echte Mehrleistung mitunter stark auf: Etwa wenn die Post jetzt am Samstag in der Früh klingelt, weil die Pakete auch am Wochenende kommen. Ich glaub, ich ­bestell eine Weile nix mehr.

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