„Der Aktionsanteil von Bier ist viel zu hoch”
© Ottakringer Brauerei/Philipp Lipiarski
RETAIL Redaktion 20.09.2019

„Der Aktionsanteil von Bier ist viel zu hoch”

Ottakringer-Chef Matthias Ortner im medianet-Interview über Schaumschläge und -kronen im Bier-Geschäft.

••• Von Christian Novacek

Ottakringer-Chef Matthias Ortner im medianet retail-Interview über die Rolle Wiens bei der urbansten Brauerei des Landes – und darüber, auf welche Art sich aktuelle Trends wie Craft Beer insgesamt auf die Branche auswirken können.


medianet: Ottakringer spielt aktuell ganz stark die Wien-Karte aus. Wie spiegelt sich das in den Erlösen wider?
Matthias Ortner: Unser Heimmarkt ist Wien und der Osten Österreichs. Hier generieren wir in etwa 70 Prozent unseres Umsatzes.

medianet: Inwieweit tragen die Aktivitäten am Brauereigelände zum Wien-Image der Brauerei bei, und wie soll Ottakringer vom Konsumenten wahrgenommen werden?
Ortner: Wir sind die urbanste Brauerei des Landes und machen die Marke direkt hier am Standort erlebbar. Unsere Mission lautet ‚Wir geben den Menschen das einmalige Lebensgefühl der Stadt'. Und durch das Öffnen unseres Brauereigeländes als Eventlocation sind wir ein Ankerpunkt im städtischen Leben geworden. Mein persönliches Highlight sind übrigens unsere Braukultur-Wochen, die seit 2013 jeden Sommer von Tausenden Bierliebhabern besucht werden, in diesem Jahr sogar von 63.000. Das ist neuer Besucherrekord!

medianet: Ottakringer gab es auch schon mal in Tirol bei Spar. Wie sieht es derzeit mit dem Vertrieb in den Bundesländern aus?
Ortner: Unsere Hauptprodukte Helles, Wr. Original, Citrus Radler und Null Komma Josef sind in allen Märkten in ganz Österreich gelistet und erhältlich.

medianet: Wie verteilt sich der Umsatz zwischen Gastronomie und LEH?
Ortner: 35 zu 65 Prozent.

medianet: Wie beurteilen Sie aktuell die Preissituation von Bier im LEH? Wird ein intakter Kurantpreis durch die 25%-Rabatte ausgehöhlt?
Ortner: Leider ist der Aktionsanteil bei Bier sehr hoch. Hier gilt es, gemeinsam mit unseren Partnern im Handel daran zu arbeiten, die Wertigkeit von Bier zu zeigen.

medianet: Sehen Sie aktuell neue Trends im Mainstream bei Bier oder haben sich die Innovationen in den Craft-Bier-Bereich verlagert?
Ortner: Wir merken, dass die Nachfrage nach Bierspezialitäten steigt. Unsere Craft-Biere aus dem Ottakringer BrauWerk ergänzen unsere klassischen Biere perfekt. Bier hat durch Craft-Bier mehr Aufmerksamkeit bekommen – auch bei Frauen. Ganz allgemein könnte man von einem kulturellen Aufschwung sprechen, den Bier aktuell erfährt.

medianet: Ottakringer ist wahrscheinlich eines der wenigen Biere, die mehr in der Dose als in der Flasche verkauft werden.
Ortner: Die Dose und Glas-Einwegflasche werden aufgrund des Convenience-Charakters in städtischen Gebieten immer beliebter. Generell liegen Kleinpackungen im Trend, und daher gibt es unsere Produkte seit einem Jahr als Sixpacks in einer handlichen, praktischen Kartonverpackung. In der Gastronomie ist nach wie vor unser hervorragendes Fassbier das Gebinde Nummer 1.

medianet: Ottakringer hatte im Ausland Erfolge und Misserfolge. Wie sieht es derzeit mit den Exportbemühungen aus?
Ortner: Wir sehen Potenzial im Export durch unseren engen Wienbezug als urbane Brauerei – das hat in vielen Ländern der Welt Relevanz. Unser Fokus gilt dennoch natürlich unserem Heimmarkt.

medianet: Ein heißer Sommer ist vorbei – wie hat er sich auf den Bierkonsum ausgewirkt?
Ortner: Wir freuen uns über schönes Wetter! Bei zu großer Hitze geht der Bierkonsum wieder zurück, ausschlaggebender als die Temperatur ist interessanterweise, dass es trocken ist.

medianet: Welche Bedeutung haben Auszeichnungen wie jene von den World Beer Awards oder DLG für die Marke?
Ortner: Auszeichnungen stärken Marke und Image und sind eine tolle Bestätigung der höchsten Qualität unserer Produkte. Und natürlich sind wir selbst stolz darauf! Unsere jüngsten Erfolge wie acht Auszeichnungen bei den World Beer Awards im August in London reihen sich nahtlos an den Titel ‚Brauerei des Jahres 2018' bei der Austrian Beer Challenge oder auch die Goldmedaille für das Ottakringer BrauWerk Porter beim European Beer Star (EBS) 2018; bei diesem Bierwettbewerb haben wir 2016 sogar mit einer nie dagewesenen Top-Platzierung österreichische Biergeschichte geschrieben: Wir konnten unter anderem zwei Mal Gold für unser Helles und Pils holen!

medianet: Wie sieht Ihre private Affinität zu Bier aus – was trinken Sie?
Ortner: Ich trinke natürlich sehr gern Bier und beschäftige mich klarerweise auch mit den Bieren anderer Brauereien. Wir haben in Österreich eine sehr hohe Qualität. Deshalb laden wir auch zu unseren Braukultur-Wochen immer wieder neue Brauereien zu uns aufs Gelände ein. Wir sind als unabhängiges, österreichisches Familienunternehmen sehr offen und legen großen Wert auf Bierkultur. Ist es kein Bier, bevorzuge ich prickelndes Vöslauer.

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