Die Keule griffbereit
RETAIL Redaktion 02.12.2022

Die Keule griffbereit

Die Revitalisierung von Streiks und Streikdrohungen ist in Österreich ein leicht irritierender Schachzug.

Die Finstere Brille ••• Von Christian Novacek

 

EIERKUCHEN. Das hat wohl gewirkt: Die Keule kräftig geschwungen, via Bahnstreik einmal probehalber kurz durchgezogen – und dann war er da, der neue Kollektivvertrag für die Handelsangestellten. Wär interessant gewesen, ob das für Arbeitnehmer attraktive Ergebnis auch zu erzielen gewesen wäre, wenn die Verhandlungen nicht in die Vorweihnachtszeit rutschen. Zumal: Bei Spielwaren entfallen auf das Weihnachtsgeschäft locker 25 Prozent des Jahresumsatzes und bei Parfümerien sind es wohl um die 20 Prozent. Da ist man als Händler unter Androhung von griffigen Kampfmaßnahmen schon ziemlich erpressbar.

Entsprechend das Bild nach der Verhandlung – von der Friede, Freude, Eierkuchen­idylle wirkt man tendenziell entrückt. Denn während die Vertreter der Gewerkschaft offensichtliche Zufriedenheit zur Schau tragen, meint man bei den Vertretern des Handels ein bisschen das Zähneknirschen zu vernehmen. Zu Recht?
Wenn man die Streikdrohung solitär betrachtet, finde ich: ja. Wenn man das Angebot der Händler hingegen solitär betrachtet: nein. Denn das war durchaus verhalten angesetzt. Und bekam dann aufgrund der ungünstigen Vergleichslage mit anderen Branchen, wo mit Erhöhungen nahezu geklotzt wurde, etwas richtig Windschiefes.

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