Ein Brot für alle Eventualitäten
© APA/dpa/Nicolas Armer
Convenience Bei der Wahl des Brots und Gebäcks leisten die Bäcker zunehmend den Ernährungstrends der Konsumenten Folge.
RETAIL Nataša nikolić 11.11.2016

Ein Brot für alle Eventualitäten

Ankerbrot und Ströck im Gespräch über Trends bei Brot und Gebäck und die Konkurrenz aus dem LEH.

••• Von Nataša Nikolic

WIEN. 2016 betrug der europaweite Umsatz im Segment „Brot und Backwaren” etwa 83.452 Mio. €. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl, werden in diesem Markt im Jahr 2016 etwa 164,40 € pro Kopf erlöst, bei einem jährlichen Verbrauch von 39,4 kg pro Person (Quelle: Statista).

Worauf Österreicher beim Brotkauf achten, weiß Ankerbrot-Vorstand Andreas Schwarzenberger: „Beim Kauf von Brot und Gebäck sind den Konsumenten Frische und Geschmack besonders wichtig; auch Handwerk und Regionalität spielen eine immer größere Rolle.” Diese Annahme würde der Erfolg der Anker Handsemmel bestätigen. Bäckermeister Philipp Ströck vom Familienunternehmen Ströck sieht die Österreicher als Traditionalisten im Hinblick auf Brot und Gebäck. Neben den traditionellen Handsemmeln, Striezeln, achtet Ströck bei der Produktentwicklung auch auf Unverträglichkeiten. „So profitieren beispielsweise Personen mit Laktose- oder Histamin-Intoleranz von Brot- und Gebäcksorten ohne Weizen oder ohne Zusatz von Backhefe. Außerdem bemerken wir eine gestiegene Nachfrage nach dem vegetarischen und veganen Angebot”, so Ströck.

Die Wahl des Brots

Auch bei Anker spielen Lebensmittel-Intoleranzen und vegane Produkte eine immer bedeutendere Rolle. Daher halten Ernährungstrends bei der Wahl des Brots und Gebäcks Einzug: „Da der Trend bei alternativen Getreidesorten in Richtung Dinkel geht, hat Anker eine starke Dinkel-Range über alle Segmente eingeführt”, erzählt Marketingleiter Gerd Trimmal. Rohstoffe wie Amaranth, Chia, Buchweizen, Hafer, Hirse und Reis würden zunehmenden ­Zuspruch erhalten.

Ströck sieht anhand steigender Nachfrage nach Convenience-Produkten, auf die 20% des erwirtschafteten Umsatzes entfallen, eine Änderung der Essgewohnheiten der Österreicher: „Statt der klassischen Hauptmahlzeiten geht der Trend heute in Richtung ausgewogener Take- away-Gerichte und Snacks”, bemerkt der Bäckermeister. Bio sei ebenfalls ein großes Thema, das seit der Mitentwicklung der ­Rewe-Produktlinie Ja! Natürlich 1994 „kontinuierlich vorangetrieben” wird.
Der Bedrohung und Verdrängung traditioneller Bäcker durch Discounter und Supermärkte könne Ströck „als traditioneller Handwerksbäcker nur höchste Qualität entgegensetzen”. Mit Gebäck aus dem Lebensmittelhandel, „das nur mehr über den Preis verkauft wird, können und wollen wir uns als Handwerksbäcker gar nicht messen”, sagt Ströck. „Wir sind ein Familienbetrieb, in dem sehr viel in Handarbeit gebacken wird. Wir kennen unsere Bauern und Müller alle beim Namen und wissen daher genau, woher unser ­Getreide stammt.”
Das Geschäftsjahr 2016 lief bis dato für beide Bäckereibetriebe zufriedenstellend. Ankerbrot erwirtschaftete 2015 105,2 Mio. € und rechnet heuer mit einer „positiven Umsatzentwicklung”. Für Ströck soll 2016 umsatztechnisch ein „sehr gutes” Jahr werden; dazu beigetragen hätten neben Klassikern auch neue Produkte wie Pierres Croissant.

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