WIEN / MOSKAU. Täglich trudeln neue Meldungen über Unternehmen ein, die ihre Geschäfte bzw. Investitionen in Russland stoppen; die Liste wird mit jedem Tag größer, und damit auch der Druck auf alle anderen Multikonzerne, es ihnen gleichzutun.
Neben Energieunternehmen (BP, Shell), Zahlungsdienstleistern (Mastercard, Visa), Getränkeriesen (Coca-Cola, Heineken) und Systemgastronomen (McDonald's, Starbucks) haben sich mittlerweile etliche Handelsriesen diverser Branchen dem Boykott angeschlossen; die Art der Sanktionen geht dabei teils weit über Geschäftsschließungen hinaus.
Von A(pple) bis Z(ara)
Apple, das nach Börsenwert wertvollste Unternehmen der Welt, hat neben dem Verkauf seiner Produkte auch seinen Bezahldienst Apple Pay in Russland eingeschränkt und russische Staatsmedien aus seinem App-Store verbannt; Amazon beliefert keine Privatkunden mehr und sperrt sie (wie Netflix) von seinem Streaming-Angebot aus.
Besonders breit ist der Schulterschluss im Mode- und Luxusgüterhandel: Ihr komplettes Filialnetz in Russland geschlossen halten derzeit u.a. Inditex (Zara, Bershka, Pull & Bear), LVMH (Louis Vuitton, Dior), H&M, Hermès, Prada, Boss und Levi's.
Auch Möbelhändler Ikea hat alle seine 17 Filialen in Russland geschlossen – und darüber hinaus sämtliche Zulieferungen aus Russland und Weißrussland ausgesetzt
Boykott in Rot-Weiß-Rot
Auch der im heimischen Wattens ansässige Kristallkonzern Swarovski hat mittlerweile bekannt gegeben, seine Geschäfte in Russland auf Eis zu legen. Neben einem Lieferstopp nach Russland und der Schließung der zwölf Boutiquen wurde auch der Onlineshop gesperrt. In Summe haben österreichische Unternehmen rund 650 Niederlassungen in Russland; weitere prominente Schließungen scheinen nur eine Frage der Zeit.
Debatte um LEH-Importwaren
Boykott-Vorreiter im heimischen Lebensmittelhandel ist Kastner: Der Großhändler nahm kürzlich russischen Wodka aus seinem Sortiment. CEO Christoph Kastner will damit einerseits „Flagge zeigen”, hofft aber auch, „dass es uns Mitbewerber gleichtun werden”.
Was bislang noch kein großes Thema war, könnte bald eines werden: In Deutschland haben Netto, Aldi, Rewe und Edeka bereits russische Lebensmittel aus ihrem Sortiment verbannt – nicht zuletzt aufgrund der Eigentumsverhältnisse scheinen ähnliche Maßnahmen in Österreich zumindest denkbar. (haf)