WIEN. Die Österreicher vermissen die Gastronomie und freuen sich schon auf das Essen gehen; weniger wichtig ist ihnen das Shopping. Zu diesem Ergebnis kam eine aktuelle Befragung von TQS Research & Consulting, an der 1.000 Österreicher teilnahmen. Ein Viertel der Befragten gab an, sie würden als Erstes nach der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen ein Restaurant oder Lokal aufsuchen. Das habe wohl auch damit zu tun, dass Lokale „Orte des sozialen Zusammentreffens” sind, sagt Dieter Scharitzer, der Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts. „Man kann halt digital kein Bier trinken.”
Onlinehandel
Die Regierung will ab Mitte Mai Lokale wieder aufsperren lassen. Ob das ein Erfolg wird, ist aber nicht nur eine wirtschaftliche Frage, sondern hängt auch von den Einstellungen und Erwartungen der Österreicher ab.
Der Handel muss sich hingegen damit abfinden, dass Shopping den Österreichern weniger abgeht. „Einkaufen als Freizeitgestaltung kommt weit abgeschlagen nach der Gastronomie”, so Scharitzer. Nur vier Prozent fehlt das Einkaufserlebnis in der Quarantänezeit; das sei ein Hinweis darauf, dass es für einige Branchen nicht reichen wird, die Geschäfte wieder zu öffnen. Die Menschen hätten gelernt, online einzukaufen.
Neue Ideen sind gefragt
Bars, Abendlokale und Restaurants stünden hingegen vor sehr großen Herausforderungen. „Ich glaube schon, dass die Gastronomie brutale Veränderungen vor sich hat”, so Scharitzer. „Ich glaube, dass jeder Gastronom für sich begriffen hat, dieses Jahr ist eh nicht mehr zu retten.”
Daher sei die Zeit für neue Strategien und tiefgreifende Veränderungen gekommen – vielleicht dem Kunden für das Zusammensitzen nach dem kurzen Zeit-Slot im Lokal eine gute Flasche Wein mitverkaufen.
Die größten Probleme hätten Geschäftsmodelle, die sich auf Touristen konzentrieren, wie Hotelketten. „Wer weiß schon, ob wir heuer noch einen amerikanischen Touristen in Österreich sehen.” Im Inlandskonsum sieht Scharitzer dagegen gute Perspektiven. „Das Erlebnis Gastronomie wird sicher wieder nachgefragt. Es ist ja nicht jeder glücklich damit, zu Hause zu kochen und Brot zu backen.” (red)