WIEN. Die Ursachen für die in jüngster Zeit vermehrt kolportierten Engpässe bei allerlei Waren sind vielfältig – sie reichen von einem Containermangel in Asien über steigende Rohstoffpreise infolge von Ernteausfällen bis hin zu Verzögerungen durch die Einführung der neuen EU-Energie-Labels. Dazu kommen Lieferschwierigkeiten bei Vorlieferanten, je nach Segment international stark gestiegene Kundennachfrage (etwa bei Unterhaltungselektronik, Fitnessgeräten, Küchen und Möbel) und covidbedingte Ausfällen bei internationalen Firmen. Es ist also eine Verkettung unglücklicher Umstände, in deren Zentrum die Pandemie selbst steht.
Der Handelsverband geht aktuell davon aus, dass sich die Lage erst 2023 wieder entspannt – die Produktion in Europa läuft noch nicht auf Hochtouren, und aus Asien kommt noch immer nicht so viel Nachschub wie üblich, weil die Produkte zuerst im eigenen Land verkauft werden und die internationalen Zentrallager teilweise leer sind.
Alle Branchen betroffen
Dass im Prinzip fast alle Handelsbranchen betroffen sind, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass laut Handelsverband-Befragung mehr als drei Viertel der heimischen Händler (78%) von Lieferverzögerungen bzw. Lieferantenausfällen betroffen sind.
Besonders herausfordernd ist die Lage im Elektrohandel, insbesondere im Bereich der Unterhaltungselektronik und bei der Weißen Ware, etwa Waschmaschinen und Geschirrspülern. Doch auch der Sporthandel kämpft mit unbewältigbarer Nachfrage: Einige Lieferanten von E-Bikes und Fahrradzubehör sind bis zu zwei Jahre ausverkauft, einige Händler bestellen bereits jetzt Ware für 2023 vor. Mancher Wunsch auf der Liste fürs Christkind könnte demnach in einem Jahr schwer zu erfüllen sein.
Weihnachten ohne Braten?
Naturgemäß machen die Beschaffungsengpässe auch vor Lebensmitteln nicht Halt; kritisch gestaltet sich die Lage vor allem in Sachen Schweine- und Rindfleisch – wobei hier vorauszuschicken ist, dass der LEH nicht betroffen und die Fleischversorgung für alle Endverbraucher sichergestellt ist.
Demgegenüber verzeichnet der Großhandel „auffallende Preissteigungen”, wie etwa Metro Österreich-Chefeinkäufer Thomas Rudelt angibt; der Handelsverband beziffert jene beim Rindfleisch auf bis zu 25%. Eng werden dürfte es mit Edelteilen wie Vorderviertel, Tafelspitz, Schulterscherzel, Lungenbraten und Beiried zu den Weihnachtsfeiertagen und Silvester, wie Metro und auch Großhändler Kastner übereinstimmend angeben. Einen Vorgeschmack bieten aktuell zur Martini-Gansl-Zeit Lieferschwierigkeiten bei Tiefkühl-Gänsen aus Ungarn; international sehr eng steht es zudem auch mit Süßkartoffelprodukten. (red)