Fairness statt Preisdrückerei
© PantherMedia/Marc Lautenbacher
Unter DruckDie kleinstrukturierte Landwirtschaft hat ein Problem, wenn sie zu Dumpingpreisen Pressobst an die Produzenten liefern muss. Regionalität im Supermarkt sollte auch für faire Preise stehen.
RETAIL Redaktion 25.10.2018

Fairness statt Preisdrückerei

Bei den Bauern kommt vom Endverbraucherpreis viel zu wenig an, zeigt die Landwirtschaftskammer auf.

GRAZ. Für die Erzeuger von Äpfeln und Schweinefleisch könnten härtere Zeiten anbrechen. „Vom Endverbraucherpreis kommt beim Bauern zu wenig an. Extrem hart trifft es jetzt die Obst- und die Schweinebauern. Das ist existenzbedrohend”, bringt es Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher auf den Punkt. Er schlägt Alarm: „Unsere einzigartige, kleinstrukturierte, bäuerliche Landwirtschaft in der Steiermark und in Österreich ist in höchster Gefahr. Den unfairen Preisen für unsere Bauern muss ein Riegel vorgeschoben werden.”

Der steirische Landesrat Hans Seitinger von der ÖVP sieht klar den Handel in der Verantwortung: „Wir haben Höchstauflagen, etwa beim Tierschutz, und zugleich werden bei Fleisch 50 Prozent Rabatte gegeben.” Man suche nun den Dialog und werde Spitzenvertreter des Handels auf steirische Höfe zum Gespräch laden. Seitinger betonte, man wolle „keinen Krieg ausrufen, wir suchen das Gespräch. Aber man soll uns nicht an die Wand drücken.”

Preissturz bei Schweinefleisch

„In den vergangenen Wochen sind die Erzeugerpreise für Schweinefleisch in den Keller gerasselt. Von einem Kilo Schnitzelfleisch kommen beim Bauern nur magere 15 Prozent an, wovon er die gesamten Kosten – von den Maschinen über die Stallgebäude und das Futter bis hin zur Sozialversicherung – bezahlen muss”, erklärt Titschenbacher. Prekär sei ebenso die Lage für die heimischen Obstbauern: „Wir erleben schon das vierte Katastrophenjahr durch Frost und Preisdumping. Der Obstbauer bekommt im Schnitt nur die Hälfte seiner Kosten bezahlt. Auf der zweiten Hälfte bleibt er, trotz naturnaher und effizienter Bewirtschaftung, sitzen”, so Titschenbacher weiter.

Er fordert neue Spielregeln zwischen Bauern und Händlern: „Auch der langfristige Vergleich zeigt, dass am Ende der Wertschöpfungskette der gesamte Preisdruck bei den Bauern landet und große Teile ihrer Kosten nicht bezahlt werden. Das ist ruinös. Ich verlange Fairplay für die Bauern statt Preisdrückerei”, unterstreicht der Landwirtschaftskammer-Präsident.

Brutale Preisschere

Das Beispiel dazu: In den vergangenen 32 Jahren sind die Verbraucherpreise beim Schweineschnitzel um fast satte 50% gestiegen, die Bauern bekommen aber um 19% (!) weniger als 1986. Die Preisschere klafft somit um fast 70 Indexpunkte auseinander.

Und zum Obst: Da steht einerseits das Begehr der Supermärkte im Raum, möglichst viel regionalen Apfelsaft in die Regale zu stellen. Um die Streuobstwiesen zu erhalten, sei es mithin notwendig, dass die Saftproduzenten mehr als 15 ct für hochwertiges Pressobst zahlen. (red)

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