„Fremdbier als Damoklesschwert”
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Ein Fall fürs Kartellgericht Nach der im Februar verhängten Kartell-Rekordstrafe gegen die Rewe in Höhe von 70 Mio. Euro wird auch der Brau-Union-Fall in der Branche mit Spannung verfolgt.
RETAIL Redaktion 13.06.2025

„Fremdbier als Damoklesschwert”

Im Rahmen des Kartellverfahrens gegen die Brau Union kam nun ein ehemaliger Getränkehändler zu Wort.

WIEN/LINZ. In der Causa Brau Union ist am Wiener Kartellgericht ein ehemaliger niederösterreichischer Getränkehändler befragt worden. Es sei von der Brau Union „toleriert” worden, dass man auch andere Biermarken an Gastronomen und Veranstalter verkauft habe, sagte der Ex-Getränkehändler bei seiner Befragung vergangene Woche – man habe aber den „wirtschaftlichen Druck” verspürt, die Partnerschaft mit der Brau Union nicht zu vernachlässigen.

Der Ex-Unternehmer gab einen Einblick in die Zusammenarbeit mit Österreichs größtem Bierkonzern: „Wir lebten die Brau-Union-Verbindung und wollten aber auch ein unabhängiger Getränkehändler sein.” Es habe wie ein „Damoklesschwert” über einem geschwebt, dass man Probleme mit der Brau Union bekomme, wenn man zu viel Fremdbier verkaufe. Die vorsitzende Richterin Ramona Wieser fragte nach möglichen Sanktionen des Braukonzerns; die Brau Union habe mit der Streichung von „Lieferstrecken” gedroht oder angedeutet, Neukunden, die der Getränkehändler selbst akquiriert hatte, selbst zu beliefern. Es sei auch ein Vertriebsleiter des Braukonzerns „mit einer gewissen Selbstverständlichkeit hinten rein ins Lager gegangen”, um auch den Fremdbier-Anteil in Augenschein zu nehmen, sagte der Ex-Getränkehändler vor dem Kartellgericht. Seit dem Management-Wechsel bei Brau Union im Jahr 2018 habe man mehr Druck verspürt.

Vertragsentwurf vorgelegt

Aus Sicht der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat die Brau Union ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht, um den Markteintritt konkurrierender Bierhersteller zu beschränken und bestehende Getränkehändler vom Markt zu verdrängen. Die Brau Union sieht hingegen keine kartellrechtliche Problematik bei der Zusammenarbeit mit Getränke-Logistikpartnern und -händlern. Zur Heineken-Tochter Brau Union gehören unter anderem die Biermarken Fohrenburger, Gösser, Puntigamer, Schwechater, Villacher und Zipfer. Rund die Hälfte der gesamt zehn Millionen Hektoliter Bier, die hierzulande jedes Jahr produziert werden, stammen von Österreichs Marktführer.

Die Brau Union hat der BWB vor einigen Tagen einen Vertragsentwurf für die künftige Zusammenarbeit mit Getränke-Logistikpartnern vorgelegt. Die BWB will den Vertrag nun in den nächsten Wochen prüfen. Man habe „versucht, die bestehende Praxis klar festzuschreiben”, um mögliche Missverständnisse auszuräumen, sagte ein Brau-Union-Anwalt bei der Verhandlung. (red/APA)

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