Gastronomen und Brauer im Clinch
© APA/Roland Schlager
Teurer Spaß Bereits im Herbst gingen die Bierpreise für Wirte deutlich nach oben – nun wird seitens der Brauereien abermals nachgeschärft: Das Krügerl für unter fünf Euro könnte schon bald die Ausnahme sein.
RETAIL Redaktion 03.02.2023

Gastronomen und Brauer im Clinch

Hohe Preisdifferenzen zum LEH sorgen für Unverständnis. Brauereiverband verweist auf kürzere Distributionswege.

WIEN. Zuletzt hat in Deutschland die Aussage eines dortigen Brauereiverbandvertreters für Aufregung unter Biertrinkern gesorgt, wonach ein großes Bier in der Gastronomie wohl bald 7,50 € kosten müsse. Ganz so weit ist es in Österreich zwar (noch) nicht, aber auch hier sind nach kürzlichen auch weitere Bierpreissteigerungen seitens der Brauereien im Laufe des Jahres nicht auszuschließen – sehr zum Unmut von Mario Pulker, Gastronomie-Spartenobmann in der WKÖ: „Die Brauereien müssen sich die Frage gefallen lassen, warum ein halber Liter Bier im Einzelhandel oft unter einen Euro kostet, aber um etwa 2 bis 2,50 € an die Gastronomie geliefert wird.”

„Keine Planungssicherheit”

Die Frage sei, „inwieweit sich die Brauereien auch ihr eigenes Geschäft ruinieren – oder sie wollen nur mehr den Handel beliefern”, so Pulker weiter. Freilich gebe es eine „Marktmacht des Handels”, aber das könne nicht alleiniger Grund für solche Unterschiede sein.

„Aus meiner Sicht ist klar, dass es Kostensteigerungen in der Beschaffung und in der Produktion gibt”, heißt es dazu seitens Florian Berger, Geschäftsführer des Brauereiverbandes „Brauland Österreich”, zu dem auch die Brau Union-Marken gehören, welche die Bierpreise für Wirte zuletzt um durchschnittlich 9,5% angehoben hatten.
Offen sei demnach, inwieweit diese Kostensteigerungen weitergegeben werden. „Das liegt an den Verhandlungen. Steigerungen der Abgabepreise sind nicht auszuschließen”, so Berger. Durch die Entwicklungen der vergangenen Jahre sei es nicht mehr möglich, Preise für eine längere Phase wie ein Jahr abzumachen. Wegen unterjähriger Kostensteigerungen müsse auch öfter verhandelt werden. „Planungssicherheit gibt es aktuell nicht.”

Unterschiede bei Distribution

Besonders ins Gewicht falle, dass „die Distribution gegenüber dem LEH vergleichsweise kürzer” sei als in die Gastronomie und Hotellerie. Die großen Ketten mit hohem Organisationsgrad würden die Ware in Flaschen oder Dosen über Haupt- und Regionallager verteilen. Bei der Gastro-Belieferung hingegen seien mehr Akteure involviert, was die Kosten steigere. Zudem sei Bier eines der am stärksten aktionierten Produkte in Österreich, „wenn nicht das am stärksten aktionierte”, so Berger. „Volumensmäßig ist der Lebensmittelhandel der wichtigste Vertriebspartner. Da macht es die Menge, so einigen sich Handel und Industrie immer wieder auf Aktivitäten – und viele sind Promotionsaktivitäten.” (APA/red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL