Gegen jede Logik
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Pakete von Onlinehändlern wie Alibaba gelangen laut Handelsverband oft zoll- und mehrwertsteuerfrei in die EU.
RETAIL Redaktion 06.03.2020

Gegen jede Logik

Der potenzielle Aufschub der Abschaffung der 22 Euro-Mehrwertsteuer-Freigrenze sorgt für Unmut im Handel.

WIEN. Der Handelsverband setzt sich seit Jahren für eine vorzeitige Abschaffung der 22 €-Mehrwertsteuerfreigrenze ein. Hintergrund: Jährlich gelangen mehr als 600 Mio. Pakete im Crossborder-Handel über dominante chinesische Versandhändler in die Europäische Union. Satte 97% dieser Sendungen kommen völlig zoll- und mehrwertsteuerfrei in die EU.

Möglich wird diese laut Ansicht des Handelsverbands steuerschonende Vorgangsweise durch die EU-Einfuhrumsatzsteuerbefreiung für Postlieferungen aus Drittländern bei einem Warenwert unter 22 € sowie durch eine Zollfreigrenze von 150 €.
Der Forderung nach zeitgerechter Abschaffung dieses Ungleichgewichts zugunsten asiatischer E-Commerce-Händler hat nun die Europäische Union einen Dämpfer erteilt. Deutschland drängt auf eine Verschiebung von acht bis zwölf Monaten, die Niederlande plädieren sogar für eine noch längere Übergangsfrist. Als Grund wird ein nicht einsatzbereites IT-System bis zum Umsetzungszeitpunkt am 1.1.2021 angegeben.

Verschiebung inakzeptabel

„Eine Verschiebung des seit Jahren festgelegten EU-weiten Umsetzungszeitpunkts um ein weiteres Jahr ist für die europäischen Händler völlig inakzeptabel und entgegen jeder Logik. Die Argumentation Deutschlands kann in Zeiten der Digitalisierung und angesichts der mehrjährigen Vorlaufzeit nicht ernst gemeint sein”, äußert sich dazu Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Gerade die europäischen KMU im Handel würden reihenweise Schiffbruch erleiden, „da das Fass immer mehr Löcher hat”. Ein großes davon sei die unfaire Praktik der vorsätzlichen Falsch- oder Minderdeklaration. „Machen wir endlich Schluss mit diesem kriminellen Massenphänomen”, fordert entsprechend der Handelsverbands-Chef. (red)

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