Geh auf, Teufelszeug!
RETAIL 13.11.2015

Geh auf, Teufelszeug!

Wer ein Produkt gekauft hat, hat noch lange kein Produkt – erst gilt es, die oft unselige Verpackung zu überwinden.

Die Finstere Brille••• Von Christian Novacek


AUFREGER. In der ARD bin ich montäglich auf die Sendung ‚Haushalts-Check' gestoßen. Das war eigentlich ein Fluchtimpuls vor der ‚Millionenshow', aber ein lohnender. Dort geht es im Wesentlichen darum, inwieweit die Sachen, die wir für den Haushalt kaufen, uns aufregen oder nicht. Bis dato hielt ich mich diesbezüglich für ein Sensibelchen. Weil beispielsweise die riesige Karottenpackung im Supermarkt – die regt mich auf wie nur was. Mir würden ein bis zwei Karotten in der Woche vollauf genügen und über die Verwendung einer dritten könnte ich gegebenenfalls meditieren – aber in der Menge, in der die verpackt sind, müsste ich drei am Tag runterwürgen, damit die nicht faulen. Da krieg ich aber dann Angst wegen der zunehmenden Sehschärfe, die möglicherweise den Kauf neuer, teurer Brillen notwendig machen würde. Nun, der Trost: In der Sendung Haushalts-Check wurden die Karotten ob ihrer Verpackungsgröße auf Rang drei der wegen ihrer Verpackung unbeliebtesten Produkte gewählt. Da hab ich mich nicht mehr so allein gefühlt. Warum sie einem das Gemüse in Riesenportionen reinwürgen wollen? Nehmen die Supermärkte die Ernährungspyramide (80 Prozent sollte Obst&Gemüse sein) zu ernst? Und sind die anderen Sortimente nur abschreckende Mahnmale schlechter Ernährung, die einen flugs in die Obst&Gemüse-Abteilung scheuchen wollen?

Gewappnet mit der Nagelschere …

Aufreger Nummer 1 in Sachen Verpackung waren aber solche, die nur schwer oder mit erheblichem Verletzungsrisiko aufgehen. Konkret: die sogenannte Blisterverpackung. Tipp war beispielsweise, mittels Nagelschere zum Packungsinhalt vorzustoßen. Da kann ich nur lachen: Ich hab zwar keinen Garten, aber eine mächtige Gartenschere – ausschließlich für die aggressiv unselig verschweißten Plastiktresore. Zwar hab ich schon das eine oder andere Mal das Produkt mit der Schere mit zerstört – aber darüber zucke ich nur verächtlich mit der Achsel.

Hingegen hab ich ein Problem mit Kinderschutzsicherungen. Die sind zwar für Kinder, aber ich bring die nie richtig auf. Mundspülung in der Früh nach dem Zähneputzen hab ich aufgegeben – völlig sinnlos. Ebenfalls hab ich aufgehört, zu zählen, wie viel mittels Danklorix umgefärbte Socken ich besitze. Aber selbst in dieser verpackungsmäßigen Düsternis gibt es einen Lichtblick: der lautet auf Emma und ist meine siebenjährigen Nichte. Die hat ratzfatz jede Kindersicherung in Sekundenbruchteilen geknackt – und kommentiert das mir gegenüber schelmisch mit: Du kannst ja gar nichts!

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