••• Von Christian Novacek
Die Anuga ist das Flagship der Koelnmesse. „Sie ist, bezogen auf die Ausstellerzahl und die belegte Fläche, unsere größte und international vielleicht die bekannteste Messe in unserem Portfolio”, sagt Koelnmesse-Geschäftsführerin Katharina C. Hamma. In der Version von 2017 wird sie annähernd 7.200 Aussteller aus 100 Ländern und rund 160.000 Fachbesucher auf die Waage bringen.
Das zusätzliche feine Gewicht auf dieser Waage heißt Österreich – aus der Alpenrepublik nehmen meist rund 120 Unternehmen teil. Fein insofern, als österreichische Produkte durchaus stattlich in der Top-Auswahl der „Anuga taste Innovation Show” vertreten sind. Insgesamt kamen von 61 Produkten in der Endauswahl zehn Innovationen aus Österreich.
Zehn Fachmessen vereint
Dass bei der weltweit größten Food-Messe nicht alles drunter und drüber geht – dafür sorgt deutsche Gründlichkeit: Zehn Fachmessen sind unter einem Dach bestens strukturiert geordnet. Dieses Konzept wurde 2003 eingeführt, seitdem immer wieder marktorientiert angepasst und auch zur kommenden Anuga erneut weiterentwickelt – insbesondere in der Halle 7, wo die neue Fachmesse „Anuga Hot Beverages” dem aktuellen Trend gerecht wird. Die größte Teil-Messe ist aber die „Anuga Fine Food”; sie bietet Einblick in die internationalen Küchen und in die Leistungsfähigkeit der internationalen Ernährungsindustrie. Hier finden Besucher die Themen Gewürze, Delikatessen, Konserven, Öle und Essige sowie Grundnahrungsmittel in ausgeprägter Vielfalt – bestens illustriert etwa durch die Präsenz von mehr als 1.000 Anbietern von Olivenöl.
Aufmarsch der Entscheider
Auf der Anuga treffen sich mehr als 160.000 nationale und internationale Top-Entscheider aus der Branche – kaum ein Ort wäre somit besser geeignet, um ein Bild der aktuellen Lebensmitteltrends abzuliefern. Laut Franz-Martin Rausch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels, wird das Wachstum der Weltbevölkerung und -wirtschaft langfristig die Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmitteln erhöhen. Gleichzeitig kommt es durch zunehmende Verstädterung, mehr Beschäftigung und Bildung, aber ebenso anhand verbesserter Einkommens- und Versorgungssituationen zu einem Wandel im Lebensmittelkonsum. Für die Hersteller sind mithin nicht nur Produktivitätssteigerungen, sondern auch Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit und Effizienz in der Lebensmittelproduktion notwendig. Denn: Auf der Konsumentenseite wächst das Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln. Rausch dazu: „Geschmackliche Vielfalt und Veredelung von Produkten ist derzeit das Ziel für mehr als 50 Prozent der Innovationen in der Branche. Über den Genuss hinaus verlangen die Verbraucher von den Produkten einen individuellen Mehrwert. Das Produkt muss den Alltags- und Ernährungsbedürfnissen der Kunden entsprechen.” Besonders auffällig dabei ist, dass der seit Jahren starke Trend zu Convenience-Produkten heute von der steigenden Gesundheitsorientierung der Verbraucher überholt wird. Somit werden Neuheiten bei pflanzlichen Produkten, desgleichen Lebensmittel mit gesundheitlichem Zusatznutzen stark nachgefragt.
Bio ist eine Bank
Im zunehmend dynamisch werdenden Trendgefüge bleibt Bio übrigens eine Konstante: Für Bio-Lebensmittel gaben die EU-Bürger 2015 rund 27 Mrd. € aus – dies entspricht durchschnittlich 53 € pro Kopf. Am häufigsten kaufen Verbraucher Bio-Produkte in Dänemark, Schweden, Luxemburg, Österreich und Deutschland.
Die beschriebenen Trends gelten übergreifend für alle Produktkategorien. Die meisten Produktneuheiten finden sich jedoch in den Segmenten Fertiggerichte, Milchprodukte, Softdrinks, Tiefkühlprodukte sowie Fleisch; deren Wachstumsaussichten kombinieren sich mit einem veränderten Kaufverhalten: „Verbraucher gehen heute gut 20 Mal weniger einkaufen als noch vor vier Jahren”, führt Rausch unter Bezug auf den deutschen Lebensmittelhandel aus. Gleichzeitig würden den Konsumenten die hochwertigen Lebensmittel ans Herz wachsen: 27% der deutschen Verbraucher kaufen nachhaltige Lebensmittel und geben dafür 16% mehr Geld aus; parallel dazu wächst das Informationsbedürfnis: Laut aktueller Umfrage in der Branche stellen 90% der Unternehmen eine Zunahme der Verbraucheranfragen fest. Eine wichtige Rolle im Kundendialog spielen somit heute wie auch in Zukunft das Internet und die Social-Media-Kanäle.
Österreich & Deutschland
Österreich ist für Deutschland als Nachbarland einer der wichtigsten Handelspartner. In der Rangliste der Handelspartner Deutschlands für verarbeitete Lebensmittel liegt Österreich im Jahr 2016 bei den Ausfuhren auf Platz 5 und bei den Einfuhren auf Platz 6.
2016 lieferte Österreich verarbeitete Lebensmittel im Wert von rund 2,9 Mrd. € nach Deutschland (+0,6%). Die Hauptrolle spielen dabei Fleisch und Fleischwaren, Backwaren, Molkereiprodukte, Kakaoerzeugnisse sowie Branntwein.