Händler plagen Existenzängste
© APA/Hans Punz
In die Zeit des bundesweiten Lockdowns fallen drei von vier der traditionell umsatzstarken Vorweihnachtssamstage – die Händler rechnen mit einer Halbierung ihres Weihnachts­geschäfts.
RETAIL Redaktion 03.12.2021

Händler plagen Existenzängste

Jeder fünfte heimische Betrieb kann den Angestellten die Weihnachtsgelder nicht rechtzeitig auszahlen.

WIEN. Der neuerliche Lockdown ist für den Handel bekanntermaßen ein Super-GAU – wie es den Betrieben konkret geht, hat nun der Handelsverband in einer Blitzumfrage mit 236 Handelsbetrieben – ein Mix aus 68 stationären, 14 Online- und 154 Omnichannel-Händlern aller Größenklassen – ermittelt. Das Ergebnis: 57% der Befragten geben an, unter Existenzängsten zu leiden; 25% können eingehende Rechnungen nicht mehr bezahlen; 19% konnten die doppelten Gehälter („Weihnachtsgeld”) nicht mehr zeitgerecht auszahlen.

Besonders hart trifft die nunmehr durch den Umsatzentfall deutlich verschärfte Krise die Ein-Personen-Unternehmer, von denen 56% angeben, als Unternehmer selbst leer auszugehen, also keinen Unternehmerlohn einzustreifen. Bereits ein Drittel der Handelsbetriebe (32%) sieht sich zu einer Reduzierung des Personals gezwungen, elf Prozent könnten nach Eigenangaben binnen einem Monat von Zahlungsunfähigkeit betroffen sein, weitere 17% innerhalb von drei Monaten.

Treffsicherheit

„Die Ergebnisse der Befragung zeigen ganz deutlich, was es braucht: Rasche Hilfen und rasches Öffnen des Handels, der nie ein Corona-Hotspot war und durch den harten Lockdown in existenzielle Probleme gerät. Jeder weitere Tag, an dem wir im Weihnachtsgeschäft geschlossen halten müssen, befeuert das Händlersterben”, schlägt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, Alarm. Die Planungssicherheit sei „gleich null”, die Frustration über den Umgang mit der Branche hoch.

Unzufriedenheit herrscht auch ob der Abwicklung der Corona-Staatshilfen, mit der sich nur eines von sieben befragten Unternehmen (14,5%) zufrieden zeigt. Der Handelsverband sieht das teils in den noch ausstehenden Details der neuen Hilfen begründet, aber auch darin, dass die Treffsicherheit und der zeitnahe Erhalt bei vielen in Zweifel stehen dürften.
Will: „Die kleinen Unternehmen befürchten lange Wartezeiten statt raschem Cashflow, die großen Unternehmen sehen nur einen Bruchteil der tatsächlichen Verluste abgedeckt.”

Sonntagsöffnung

Düster sind auch die Erwartungen in Sachen Weihnachtsgeschäft: Die „gesperrten” Händler, also der Non-Food-Handel, rechnet mit einem Umsatzeinbruch von 51%. Den Vorstoß von Handelsverband und WKÖ für eine einmalige Sonntagsöffnung auf freiwilliger Basis – nämlich am vierten Adventsonntag – befürwortet indes eine Mehrheit von 70%. Ein solcher würde kein „Ticket für eine generelle Liberalisierung” darstellen, beschwichtigt Will; vielmehr sichere „jeder zusätzliche Tag vor allem eines, was es in der Krise besonders braucht: Jobs”. (red)

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