Händlersterben vorerst gestoppt
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Studienautor Ernst Gittenberger von der KMU Foschung Austria.
RETAIL Paul Hafner 21.06.2019

Händlersterben vorerst gestoppt

Erstmals seit 2012 ist die Zahl der Geschäfte im ­Einzelhandel 2018 gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

••• Von Paul Hafner

WIEN. Der Strukturwandel im Handel ist vorläufig gebremst, die Zahl der Ladengeschäfte erstmals seit sechs Jahren gestiegen. Ein Plus von 200 Geschäften bedeutet eine Gesamtzahl von rund 37.600 Geschäften und einen Anstieg der Verkaufsflächen um 100.000 m² auf 13,8 Mio. m². Diese und weitere Zahlen liefert eine aktuelle Studie der KMU Forschung Austria.

Sportartikelhandel floriert

Im Sportartikelhandel gibt es dank Filialnetzerweiterungen und Neueinstiege ein sattes Plus von 6%. Neuzugänge gibt es auch in der Bau- und Heimwerkerbranche (2%), im Kosmetiksegment und bei den Lebensmittelhändlern (jeweils 1%). Die deutlichsten Rückgänge gibt es bei Uhren- und Schmuckgeschäften (–4%) sowie Bekleidungshändlern (–2%).

Flächenproduktivität stagniert

Keine Sprünge gab es indes bei den Umsätzen pro m². Preisanstiege mitgerechnet, stagnierte die Flächenproduktivität bei knapp 5.000 € pro m², wobei in dieser Berechnung Einkaufszentren mit höherer Flächenproduktivität ebenso mitgerechnet werden wie Geschäfte in kleinen Orten.

Dass Österreich mit einer verfügbaren Einzelhandelsfläche von 1,56 m² pro Einwohner auf Platz 3 hinter Belgien und den Niederlanden rangiert, wertet Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria als „Indiz dafür, dass der Strukturwandel noch nicht abgeschlossen ist”. Insbesondere angesichts des fortschreitenden Online-Handels ist davon auszugehen, dass sich die Zahl der Geschäfte in den nächsten Jahren weiter ­reduzieren wird.

Entwicklung der letzten Jahre

Zwischen 2003 und 2018 haben im Einzelhandel 10.900 Geschäfte zugesperrt, davon – mit 10.700 – der Löwenanteil Einstandortunternehmen.

Da die Geschäfte heute größer sind als früher, sind die Verkaufsflächen im selben Zeitraum um 2% gestiegen. Der Filialisierungsgrad ist indes seit 2003 von 31% um 9% gestiegen: „Das bedeutet, dass 40 Prozent aller Ladengeschäfte in Österreich von filialisierten Einzelhandelsunternehmen betrieben werden, auf die in Summe 67 Prozent der gesamten Einzelhandelsverkaufsfläche entfällt”, erklärt Roman Seeliger, Vize-Geschäftsführer der Bundessparte Handel der WKO.

Forderungen

Die Interessensvertretung des österreichischen Handels fordert eine Attraktivierung der Innenstädte, um den Branchenmix zu erhalten, und die Schaffung fairer Wettbewerbungsbedingungen auf internationaler Ebene, etwa durch die Einführung einer digitalen Betriebsstätte und den Wegfall der 150 €-Zollgrenze. (haf)

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