Im Milchbottich köchelt es weiter
© APA/Helmut Fohringer
Konstruktiv im Milchdialog: Andrä Rupprechter, Jakob Auer und Helmut Petschar.
RETAIL christian novacek 17.06.2016

Im Milchbottich köchelt es weiter

Für Molkereien, Landwirtschaft und Handel verlief der Milchdialog in dieser Woche konstruktiv, für die Bauern ist der ­resultierende Forderungskatalog nur eine kurzfristige Erleichterung.

••• Von Christian Novacek

WIEN. Diese Woche fand er also statt, der herbeigesehnte Milch­dialog auf breiter Basis im Angesicht des Verfalls des Milchpreises und der daraus resultierenden Probleme für die Milchbauern. „Es war eine sehr sachliche Debatte”, sagt darüber Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter und verweist auf konstruktive Ergebnisse. Die finden sich subsumiert im ansehnlichen, 10 Punkte umfassenden Forderungskatalog. Deren direktester ist der Sozialversicherungsnachlass für Bauern (3 Monate). Womit bereits das Problem angesprochen ist: Eine Forderung ist keine Maßnahme, sie bedarf der Zustimmung – welche beispielsweise die Arbeiterkammer in ihrer Erst-Reaktion verweigert. Eine weitere, monetäre Entlastung in Form von Kreditstundungen dürfte indes unproblematisch sein; diese hängt nämlich hauptsächlich vom besten Freund der Bauern, der Raiffeisenbank, ab.

Wo bleibt die Perspektive?

Die Vertreter der Milchbauern orten nach dem Milchdialog zwar die kurzfristige Erleichterung, keinesfalls aber eine nachhaltig wirksame Perspektive. Weiters: Dass das Zehn-Punkte-Programm mehr Mittel für das Milchmarketing der AMA und Gelder aus der Ländlichen Entwicklung für die Stärkung des Exports vorsieht, stößt Ernst Halbmayr von der IG Milch sauer auf: „Wir haben kein Absatz- sondern ein Überproduktions-Problem. Wenn Österreichs Milchbäuerinnen und -bauern auch zukünftig nachhaltig qualitativ hochwertige Milch erzeugen und davon leben können sollen, müssen wir die produzierte Milchmenge zurückfahren.”

Beim Milchdialog hätte es den Anschein gehabt, dass fast alle Akteure verstanden haben, dass die Krise ohne Milchmengensteuerung nicht überwunden werden kann. Leider seien dennoch keine Maßnahmen zur Reduktion der Milchmenge vorgesehen worden. „Man versucht, die Verantwortung auf die EU und die Verbraucher abzuschieben”, folgert Halbmayr. Mithin sind die Positionen unterschiedlich – auch was den Export betrifft. Während die IG Milch gegen die geldvernichtenden Milchpulver-Exporte wettert, stellt VÖM-Präsident Helmut Petschar klar: „Jeder zweite Liter Milch wird heute exportiert, aber der Großteil davon sind fertige, veredelte Produkte.” Als attraktive Lösung für das ­Exportproblem wurde im Milchdialog die Kreation einer neuen, österreichischen Milchmarke diskutiert. Last but not least: Der Handel (Rewe) hat die Möglichkeit signalisiert, einen Cent vom Milchpreis an die Bauern abzudrücken.

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