Neuausrichtung Die Supermarktkette besinnt sich auf ihre Wiener Wurzeln und verstärkt ihre Kooperation mit Lebensmittelproduzenten aus der Bundeshauptstadt. Das Ergebnis sind noch mehr Wiener Originale in den Regalen.
Wien. Ein echter Wiener geht nicht unter – erst recht nicht eine Supermarktkette, die sich neuerdings als solcher sieht. Denn Zielpunkt positioniert sich von nun an als original wienerisches Lebensmittelgeschäft und lanciert eine dazu passende Range an Produkten.
„Im letzten Jahr sind wir mit unseren Industriepartnern in Workshops zusammengesessen. Damals entstand die Idee, ein extra ausgelobtes Wiener Sortiment ins Leben zu rufen”, erinnert sich Erich Schönleitner, Geschäftsführer der Pfeiffer Holding. Immerhin stehen über die Hälfte der Zielpunkt-Filialen in Wien, da sei es nur logisch zu sagen, man fokussiere sich auf die Regionalität, erklärt der Firmenchef, der selbst in Wien studiert hat und sich auch heute noch gern in der Bundeshauptstadt aufhält.
Neue Themenwelten
Mit dabei ist das Who is Who der alteingesessenen Wiener Lebensmittelherstellerschaft: Ottakringer mit seinem Wiener Original-Bier, der Kaffeeröster Meinl mit einer eigenen Mischung, Niemetz mit seinen kultigen Schwedenbomben, die Erzeugergenossenschaft LGV ebenso wie die Knabberfirma Kelly, die Bäckereikette Ströck oder der Gewürzspezialist Kotanyi mit einer „Wiener Mischung” zum Verfeinern von Kaffee-Spezialitäten. Aktuell werden 382 Produkte aus Wiener Produktionen im Regal als solche ausgelobt; manche davon wurden von den Industriepartnern exklusiv für Zielpunkt produziert.
Konkret kam die Idee für die Entwicklung und Neuausrichtung von Manuel Hofer, dem Geschäftsführer von Top-Team-Zentraleinkauf. „Wir haben in unterschiedlichen Warenbereichen gemeinsam mit der Industrie an Ausprägungen für die ,Wiener Positionierung' von Zielpunkt gearbeitet”, sagt Hofer. Dabei ging es nicht nur um die Lancierung der Produkte selbst, sondern auch um die Umsetzung des neuen Konzept am Point of Sale – und die sei rundweg stimmig. Die neue Themenwelt kommt in den Regalen durch die extra „Wiener Original”-Etiketten zur Geltung. Ebenso werden die Wiener Schmankerln im Kundenmagazin Mein Genuss und in den Flugblättern kräftig beworben. Dazu gibt es Rezepttipps in Videoform in den Filialen (bei den Feinkost-Theken und zusätzlichen TV-Screens), Stop Motion Videos, die ebendort und auf den Social Media-Kanälen gezeigt werden. Sogar Kurzfilme über die Produktionsstätten der Wiener Original-Partner werden gezeigt (Anker, Kelly, Ottakringer, Vöslauer, Schlumberger, Meinl, Manner und Radatz). Und auch der Kunde kann helfen, dieses Wienerische aus den Filialen hinaus auf die Straßen der Bundeshauptstadt zu tragen, indem er sich den in einer Sommeraktion angebotenen Wiener Trolley aus Karton mitnimmt. Das Kistl auf Rädern ist einerseits praktisch und sollte bis zu 70 Einkaufsgänge halten, andererseits zieht es mit lustigen Sprüchen wie „I bin's dei Schani” Blicke auf sich. Außerdem steht das Vorhaben dahinter, beim vom VCÖ geforderten Intensivieren des Einkaufs zu Fuß behilflich zu sein.
Schwarze Zahlen in 2017/18
An weiteren „Wiener Original”- Produkten werde schon gearbeitet, verrät Schönleitner, der auch kleinere Wiener Firmen dazu aufruft, bei der Aktion mitzumachen: „Wir wollen noch mehr Lokalkolorit in die Märkte bringen. Das ist gerade für dynamische kleine Wiener Firmen eine Chance.”
Grundsätzlich ist Schönleitner mit der Entwicklung von Zielpunkt zufrieden: Flächenbereinigt wächst die Kette wieder. Während das Branchenwachstum im Vorjahresvergleich bei +0,5% lag, legte Zielpunkt um 3,7% zu (Nielsen LH-Handelsbarometer, Mai 2014–April 2015 vs. VJ). Was das Erreichen von schwarzen Zahlen betrifft, sei man „gut drauf” und werde sie voraussichtlich im Geschäftsjahr 2017/18 schaffen. Bezüglich der Integrierung der Schirnhofer-Theken befinde man sich noch im Fine-tuning, Potenzial gebe es noch bei der Bio-Eigenmarke „Natürlich für uns”. Noch heuer sollen im Großraum Wien einige neue Filialen eröffnen.