Wien. Die Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Onlinehändlern wie Amazon, Zalando und Co. will nicht abreißen. Denn während die Zufriedenheit der Kunden für die Konzerne meist an erster Stelle steht, leiden viele Angestellte unter den Arbeitsbedingungen: Die Rede war immer wieder von fragwürdiger Bezahlung, Überwachung der Mitarbeiter, genaue Zeitvorgaben für jede Tätigkeit und großteils befristeten Arbeitsverträgen. Gegenüber dem Ö1-Wirtschaftsjournal „Saldo” macht nun auch Handelsexperte Peter Schnedlitz (WU Wien) auf die sozialen Aspekte des Onlinehandels aufmerksam und erklärt, dass dieser zu „einer Proletarisierung der Handelsmitarbeiter” führe. Denn eines, so Schnedlitz, stehe fest: Während man mit einem Job im stationären Handel noch eine Familie ernähren könne, würden die Logistikmitarbeiter im Lager der Onlinehändler und die Paketzusteller kaum von ihrer Arbeit leben können. Aber Internetriesen wie Amazon polarisieren auch die Händler: Während die einen ihre Waren über Amazon verkaufen, bekämpfen Buchverlage gemeinsam mit Autoren die Marktmacht des Internet-Unternehmens.
Keine Revolution
Dramatische Auswirkungen auf den österreichischen Einzelhandel durch das Onlinegeschäft erwartet Schnedlitz allerdings nicht; für ihn ist der Onlinehandel nur eine moderne Version des Versandhandels. Auch die von vielen Seiten immer wieder propagierte Revolution – wonach der Onlinehandel den gesamten stationären Einzelhandel zerstören würde – sieht Schnedlitz nicht kommen. Doch bei den Filialen der Einzelhändler in Österreich werde es ein Gesundschrumpfen geben. (dp)