Jetzt ist mal der ­Sozialstaat gefragt
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Helikoptergeld In Wien wurde die Ausgabe je eines Gastro-Gutscheins pro Haushalt schon beschlossen, der Handelsverband fordert jetzt zusätzliche „Österreich-schecks” im Wert von 500 € für den Handel.
RETAIL Redaktion 22.05.2020

Jetzt ist mal der ­Sozialstaat gefragt

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will spricht sich für ein Vorziehen der Steuerreform und Helikoptergeld aus.

••• Von Paul Hafner

WIEN. Im Rahmen eines vom deutschen Handelsverband organisierten Webinars blickte Rainer Will, Geschäftsführer des österreichischen Handelsverbands, auf die vergangenen Monate zurück und sprach sich für ein Vorziehen der geplanten Steuerreform aus; er trat zudem für die jüngst diskutierte Vergabe von „Österreichschecks” im Wert von mindestens 500 € an alle Personen mit Hauptsitz in Österreich ein, mit denen der Handel angekurbelt werden soll.

Wirtschaftskrise

„Wir haben die Gesundheitskrise in Österreich bisher sehr, sehr konsequent bekämpft”, unterstrich Will die Effektivität der „radikalen Maßnahmen”. Mittlerweile befänden wir uns aber auch in einer Wirtschaftskrise, die wiederum aus einer Liquiditäts- und Arbeitsmarktkrise entstanden sei; hier werde noch „einiges auf uns zukommen”, und es gehe jetzt darum, den Unternehmen beiseitezustehen, um „über die nächsten Wochen zu kommen”. Es gäbe hier ein „tolles Set an Instrumenten – von Zuschüssen bis zu Garantien”, Luft nach oben ortet Will vor allem bei der Bereitstellung jener staatlich induzierten Mittel.

Auch E-Commerce rückläufig

Zwar habe sich das Kaufverhalten coronabedingt etwas Richtung E-Commerce entwickelt, doch auch hier seien die Umsätze „in vielen Bereichen rückläufig”. Das Onlinegeschäft konnte die Umsatzverluste kaum abfedern: „Wir haben pro Woche insgesamt eine Milliarde Euro verloren. Der E-Commerce hat etwa 50 Millionen Euro davon wieder gutmachen können – das ist sehr wenig”, erklärte Will.

Will zitierte auch aus einer aktuellen Konsumumfrage, wonach ein Drittel aller Österreicher deutlich weniger Geld ausgibt als vor Beginn der Krise – „ganze zwölf Prozent beschränken sich auf lebensnotwendige Güter”. Generell hätten die Österreicher in den vergangenen Wochen „Balkonien hochleben lassen” und neben der Beschaffung von Lebensmitteln und Drogeriewaren die Begrünung des Wohnraums priorisiert und die eigenen vier Wände auf Vordermann gebracht (Stichwort „Cocooning”). Anfang Mai habe es Nachzieheffekte bei Möbelkäufen und elektronischen Geräten gegeben, jetzt trübe sich die Kauflaune aber wieder ein.

Schlüssel Steuerreform

Allein weil der Handel wieder hochfahren dürfe, heiße das nicht, „dass auch die Kaufkraft automatisch wieder hochfährt”.

Es gelte jetzt, die von der Regierung bereits paktierte Steuerreform vorzuziehen; Eine sofortige Lohn- und Einkommenssteuersenkung würde „essenzielle Kaufkraftimpulse” liefern und so als „Stimulus für den rot-weiß-roten Konjunkturmotor” fungieren.

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