••• Von Ornella Wächter
Süße, klebrige Limos gehören der Vergangenheit an. Der Sommer wird gesund, der Trend für 2017 am Limonadenmarkt geht in Richtung zuckerfrei. Die Traditionsmarke Radlberger hat rechtzeitig zum Sommerbeginn auch neue entzuckerte Produkte im Getränke- Portfolio. Bei Radlberger führt man diesen Trend auf veränderte Konsumgewohnheiten und -Bedürfnisse zurück, die Radlberger als etablierte Marke nicht ignorieren kann. „Gerade in unsicheren und schnelllebigen Zeiten herrscht eine Sehnsucht nach nostalgisch vertrauten, österreichischen Marken”, so Margareta Seiser vom Marketing der Egger Getränkegruppe. Mit der veränderten Rezeptur hat die als Kindergetränk assoziierte Limonade den Babyspeck verloren und ist damit erwachsen geworden.
Ohne Zucker, bitte!
Vermutlich hat aber auch die heiße Diskussion rund um den Zuckergehalt in Lebensmitteln für ein Umdenken in der Herstellung gesorgt.
Auf der Verbraucherseite ist der Pro-Kopf-Verbrauch tatsächlich gesunken: In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Konsum von 41 kg pro Kopf jährlich auf 34 kg reduziert – diese Zahlen kommen von Johann Marihart, Vorstandschef des Zuckerriesen Agrana, einer der nur fünf Konzerne, die wesentlich am Zuckerhandel für die EU beteiligt sind. Verbraucher wünschen sich Drinks, die zu einer nachhaltigen und gesunden Ernährung beitragen – ganz nach dem Motto: Mein Körper ist mein Tempel. Somit gibt es also ab Mitte Mai eine völlig neue, völlig zuckerfreie Orangen-Limo von Radlberger im Supermarkt.
Damit die Verbraucher die Innovation nicht verpassen, wurde neben dem Inhalt auch die Verpackung umgestaltet in eine sogenannte Sleek Can – quasi eine Limo-Dose mit Bikini-Figur.
Doch auch bei den bestehenden Produkten Radlbergers wurde der Zuckergehalt der Sorte Radlberger Orange um 1,2 g pro 100 ml reduziert. „Wir stehen mit unserer Produktvielfalt und Bandbreite für Abwechslung”, so Seiser. Damit ist Radlberger nicht allein. Der Limonadenmarkt sei „hochkompetitiv”, er besteht aus vielen Marktteilnehmern die alle versuchen das Thema Gesundheit abzudecken und „gesundheitsbewussten und zuckerkritischen Konsumenten”, führt die Marketingleiterin Seiser aus.
Immer mehr Unternehmen wollen auf dem AFG-Markt mitmixen, auch der Handel mit seinen Eigenmarken. Das übe „einen zusätzlichen Druck auf etablierte Marken aus”.
Was macht der Limomarkt?
Der Limonadenmarkt hat sich laut Zahlen des österreichischen Getränkeverbands 2016 mit einem Minus von 5,7% (421.000 hl) rückläufig entwickelt. Der Export von CO2-hältigen und stillen Limonaden zeigte ein Minus von 135.000 hl (–13,2 %). Leicht gestiegen sind 2016 die Anteile der Cola-Sorten mit 47,2% Anteil und im Inland wieder dominant; Wellnesgetränke (17%) und Orangen-Limonaden (10%) positionieren sich mit deutlichem Abstand an zweiter und dritter Stelle. Die Zahlen zeigen aber auch, dass CO2-haltige Limonaden im Rückgang sind und sich der Absatz stiller Getränke mehr als verdoppeln konnte (104,5%). Neben den Cola-Sorten konnte lediglich die Light-Sparte wachsen: 16,6% der Limonaden Produkte waren Light-Produkte (2015: 14,7%).
Sommerfigur
Der „Schlankeitswahn” im positiven Sinne zeigt sich auch bei dem größten Limonaden-Hersteller in Österreich, Coca-Cola. Das Szenegetränk gehört zu den Pionieren des zuckerfreien Genießens. Für die sinkende Nachfrage der Konsumenten nach Zucker, hatte das Unternehmen schon vor zehn Jahren ein Gespür.
Mittlerweile sind 19 von 21 Marken von Coca-Cola kalorienreduziert, kalorienarm oder kalorienfrei. Nun folgt gewissermaßen ein Relaunch des Zugpferdes auch in Österreich: Der verringerte Zuckergehalt beeinflusste neben der Form auch die Größe der Flasche. Erst seit April ist die „bedarfsgerechte Verpackung” mit einer Füllmenge von 250 ml hier im Handel erhältlich. „Neben der Stärkung unserer Light-Produkte wollen wir die Konsumenten mit bedarfsgerechteren Packungen bei der kontrollierten Kalorienaufnahme unterstützen, ohne dass sie dabei auf ihr Coca-Cola-Getränk verzichten müssen”, erklärt Pierre Philippenko, Marketing Director, Coca-Cola HBC Österreich.
Spritzerl, Beerterl & Mojiterl
Weniger Zucker hin oder her – wenn es darum geht, die täglich empfohlenen zwei Liter an Flüssigkeit zu sich zu nehmen, greifen die österreichischen Konsumenten lieber zu Mineralwasser anstatt zu zuckerfreien Getränken; auf dem Markt für alkoholfreie Getränke liegt das Segment Mineralwasser damit klar in Führung. Insgesamt ist der Markt der Alkoholfreien Getränke (AFG) mit einem Zuwachs von 0,5% 2016 wertmäßig leicht gewachsen. Die Römerquelle GmbH, die seit 2003 mehrheitlich der Coca-Cola HBC Austria GmbH gehört, ist mit der Marktentwicklung insgesamt zufrieden. Das Unternehmen sieht sich als klar marktführend in der Gastronomie und konnte mit 19,8% Marktanteil nach eigenen Angaben die „Position als Nummer zwei festigen”, so Sandra Lischka, Senior Brand Manager bei Römerquelle. Marktführend ist in Österreich Vöslauer.
Der Trend gehe für Römerquelle „in Richtung kalorienreduzierter und -freier Mineralwässer mit Geschmack”. Nach wie vor habe das Near-Water-Segment eine „große Bedeutung”, so Lischka – und dort sehe sie ihr Produkt Römerquelle Emotion mit einem Marktanteil von 38% (Nielsen: KW7/2017) als „klare Nummer eins”. Near-Water-Getränke punkten also nach wie vor mit fruchtigen Geschmacksnoten wie der allzeit beliebten Zitrone oder auch der Erdbeere, die bei Römerquelle für den Sommer nun leicht aufgepeppt werden: mit ein wenig Wein oder Prosecco.
„Wir wissen, dass unsere Konsumenten die Abwechslung lieben, und bringen daher laufend Geschmackinnovationen”, so Lischka. Die fruchtige Emotion-Linie mit Gurke, Birne, Minze oder frischen Beeren, wird mit leichtem Alkoholika zu einer „Mixerl”-Linie. Dass Minzblätter im Getränk schnell mit Sommerdrinks konnotiert werden, wissen auch andere Marktteilnehmer wie Waldquelle. Der Getränkehersteller aus Kobersdorf erweitert sein Near-Water-Segment mit der Frucht-Sorte Erbeer-Minze. Gepunktet habe 2016 bei Waldquelle vor allem Waldquelle Orange naturtrüb, so Thomas Schmidt, Leiter im Marketing und Verkauf. Magnesia Go im Segment Mineralwasser sei um 25% gewachsen. Damit lag Waldquelle 2016 „insgesamt umsatzmäßig auf Vorjahresniveau”.
Gesunde Versüßung
Ganz ohne Süße auf dem Alkoholfreien Getränkemarkt geht es dann doch nicht. Obwohl der Sirup-Markt in Österreich 2016 rückläufig war (–5,5% Menge, Quelle: AC Nielsen), konnte sich Spitz als einer der wichtigsten Anbieter im Segment Sirup behaupten. „Im LEH ist der Anteil von Spitz relativ stabil geblieben und liegt bei rund zwei Prozent”, so Marketingleiterin Jutta Mittermair. Am Thema Gesundheit kommt am AFG-Markt zurzeit aber keiner vorbei. Mit veränderten Rezepturen, die weniger Zucker enthalten, oder gesund klingenden Produkt-Namen will sich jeder Hersteller auf seine Weise profilieren.