Wien/Zwettl. „Wir gehen nicht den 08/15-Weg”, sagt Christof Kastner anlässlich seiner aktuell erfolgten 55%-Beteiligung an der Onlineshop-Plattform my.Product.at; „wir sind nicht die Billigsten und wir sind nicht die Größten. Aber als Spezialist sind wir im Onlineshop-Bereich definitiv führend.” Die Kooperation von my.Product.at mit dem in vielen Vertriebskanälen beheimateten Handelshaus Kastner (Nah&Frisch, Tankstellen, Gastronomie, biogast) stellt der Waldviertler-Firmenchef durchaus als einzigartig dar, denn: „Wir setzen nicht auf das Standard-Sortiment der Supermärkte, sondern auf Spezialitäten.” Und auch nicht irgendwelche Spezialitäten, sondern solche, die der unverwüstliche Regional-Trend erfordert, also Produkte aus bäuerlicher, kleingewerblicher und handwerklicher Produktion in Österreich. Konkret umfasst das Sortiment 3.500 Produkte von 200 Herstellern.
„Die Idee, so etwas zu machen, kam uns schon zu Studienzeiten”, beschreibt Rainer Neuwirth, einer der Gründer von my.Product.at, den Ursprung der glorreichen Vision. „Wir saßen in unserer Studentenwohnung und jeder hatte so seine Spezialitäten aus der Heimat mit. Die waren lecker, und es tat uns leid, wenn wir die aufgebraucht hatten und wieder auf den Supermarkt angewiesen waren.” Hinzu kam, dass Supermärkte im Jahr 2006 zu Zeiten, wo Studenten agil sind, oft schon geschlossen waren. Somit erfolgte die Gründung des Onlinehändlers, welche die Spezialitäten vom fernen Daheim für alle verfügbar machen sollte. Mit viel Überzeugungsarbeit konnten drei Produzenten gewonnen werden – heute sind es besagte 200, und die Überzeugungsarbeit wich dem Andrang. Nun soll die Beteiligung des Großhandelshauses Kastner helfen, mit dem Andrang gleichfalls das Unternehmen auf den nächsthöheren Level zu hieven.
220 Mio. € mit Lebensmitteln
Das Potenzial für Lebensmittel im Onlinehandel wird von Experten unterschiedlich gewichtet, Neuwirth bringt die ihn zuversichtlich stimmenden Fakten auf die Waage. Die lauten: 85% der Österreicher nutzen das Internet, 70% suchen aktiv nach Informationen, 57% kaufen online ein. Das steht sodann für possierliche fünf Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumens. Im Jahr 2006 stand der Onlinemarkt für 1,5 Mrd. € gut, 2013 sind es 5,9 Mrd. €. Was nun die Lebensmittel betrifft: Die standen 2013 für immerhin 220 Mio. € Umsatz (Quelle alle: KMU Forschung Österreich). „Als wir begannen, wurden online hauptsächlich Bücher verkauft”, berichtet Neuwirth. Somit sei damals das Risiko beträchtlich gewesen; heute, wo jeder den Supermarkt quasi in der Tasche hat (Smartphone), sei die Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich positiver.Nachgerade bei Spezialitäten, die dem Preisdruck weniger ausgeliefert sind. Kastner dazu: „Es ist für mich schwer vorstellbar, wie man im Lebensmittelzustellbereich mit dem Standardsortiment reüssieren kann.” Spezialitäten hingegen seien preislich kaum vergleichbar. Und überdies wohlfeil, da sie mehr oder minder direkt vom Verbraucher zum Verwender gehen. Der allerdings kann durchaus aus dem b2b-Bereich kommen. Oder gar ein Kaufmann sein.