Krempelt Corona den Handel um?
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Verstärkte Nachfrage bei Produkten wie Teigwaren, Fertiggerichten, Konserven, Sugo oder Reis in Österreich; in Australien (Bild) ist der komplette Ausverkauf besonders beiToilettenpapier bereits Usus.
RETAIL Redaktion 13.03.2020

Krempelt Corona den Handel um?

Das Coronavirus gibt dem Onlinehandel die Sporen, ­könnte aber den stationären Handel langfristig belasten.

••• Von Christian Novacek

WIEN / SALZBURG. Bis jetzt war die Situation für den LEH nicht unerfreulich, um nicht zu sagen: erquicklich. Der frisch geweckte Bevorratungswille der Konsumenten hat für Umsatzzuwächse gesorgt. „Wir können bestätigen, dass wir in einigen Regionen und Filialen deutlich erhöhte Abverkäufe verzeichnen. Insbesondere Artikel aus dem Trockensortiment und aus dem Hygienebereich werden aktuell stark nachgefragt”, heißt es etwa aus der Lidl-Zentrale in Salzburg.

Verfügbarkeit ist das Thema der Stunde; das sieht man auch bei Hofer so: „Mit unserem ausgeklügelten Logistiksystem und Gesprächen mit unseren Lieferanten setzen wir alles daran, dass wir in jeder Hofer-Filiale volle Verfügbarkeit haben”, heißt es da – mit einer maßgeblichen Relativierung: „Bei der Nachfrage verzeichnen wir derzeit keine außergewöhnlichen Auffälligkeiten.”

Angespannte Normalität

Anders bei Spar: Alois Huber, Geschäftsführer der Zentrale in St. Pölten, berichtet am Mittwoch noch von ursprünglich um 50% erhöhten Verkaufsraten bei den fürs Hamstern probaten Artikeln und spricht dann von einem Rückgang auf nach wie vor bemerkenswerte +30%. Bleibt das so? Spar-Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann schätzt die Situation zur Wochenmitte wie folgt ein: „Insgesamt ist jetzt wieder Normalität eingekehrt. Aber die Auswirkungen des Virus sind noch nicht vorhersehbar, weil sich momentan noch nicht sagen lässt, wie sich die Lage in Österreich weiterentwickelt.”

Auch bei Rewe International stehen zurzeit die Zeichen noch auf Entspannung: „Aktuell bemerken wir eine leicht verstärkte Nachfrage bei Produkten wie Teigwaren, Fertiggerichten, Konserven, Sugo oder Reis. Einzelne Markenprodukte werden unter Umständen mit Verzögerung nachgeliefert, es gibt jedoch ausreichend Ersatzprodukte z.B. anderer Marken”, kommuniziert Pressesprecher Paul Pöttschacher einen pragmatischen Zugang mit flexibler Tendenz: „Sollte es erneut zu verstärkter Nachfrage kommen, ist die Rewe Group in der Lage, entsprechende Mengen rasch bereitzustellen.”

E-Commerce im Vormarsch

Verstärkt ist auch die Nachfrage im Onlineshopping. Billa hat die Zeichen der Zeit erkannt und bietet mittels Gratiszustellung bis Mitte April einen zusätzlichen Anreiz dafür. „Seit vorletzter Woche hatten wir einen Anstieg der Onlineshop-Bestellungen zu verzeichnen. Seit Mitte letzter Woche befinden wir uns aber wieder auf dem üblichen Level der Onlinebestellungen”, berichtet Pöttschacher. Bei Spar war die Situation ähnlich: „In den drei Tagen, in denen in Österreich in den Märkten mehr los war, hat man das auch im Onlinehandel gespürt; die Bestellungen sind sprunghaft angestiegen”, so Berkmann.

Aktuell (Stand: Donnerstag, 12.3.) dürfte die Nachfrage nach wie vor hoch sein: Bei Billa.at lautet das erstmögliche Lieferfenster in Wien auf den 19. März. Möglicherweise steht also dem Onlinehandel ein Boom bevor – zulasten der stationären Flächen, denn die leeren sich offenbar zusehends.

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