WIEN. Das „Fairness-Büro”, eine im Landwirtschaftsministerium angesiedelte, weisungsfreie Einrichtung, meldet eine deutliche Zunahme an Beschwerden betreffend unlautere Geschäftspraktiken im Zusammenhang mit dem Verkauf von Agrar- und Lebensmittelerzeugnissen. Nach 21 Beschwerden im Gründungsjahr 2022 waren es 2023 bereits 235 Meldungen. „Der Handel mit Lebensmitteln ist noch immer ein Kampf mit ungleichen Waffen”, kritisiert Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bei der Präsentation des zweiten Tätigkeitsberichts des Büros.
„Lippenbekenntnisse”
Mehr als 100.000 bäuerliche Produzenten und Verarbeiter seien „einigen wenigen großen Ketten ausgeliefert”, so Totschnig. „Diese ungleichen Verhandlungspositionen führen zu harten Preisverhandlungen, drohenden Auslistungen oder einseitigen Vertragsänderungen”, moniert der ÖVP-Minister. Die Versprechungen des Handels, fair mit den Bauern umzugehen, seien bisher „Lippenbekenntnisse” geblieben. Daher wolle man auch beim „Faire-Wettbewerbsbedingungen”-Gesetz nachschärfen; ein diesbezüglicher Austausch mit dem Wirtschaftsministerium sei bereits am Laufen.
HV heißt Vermittlung gut
Anders beurteilt die Situation naturgemäß HV-Geschäftsführer Rainer Will: Die Zusammenarbeit mit Landwirtschaft und Handel funktioniere „weitestgehend hervorragend”, die Zunahme der gemeldeten Fälle sei auf die gestiegene Bekanntheit der noch jungen Einrichtung zurückzuführen; die Vermittlungsarbeit der Ombudsstelle sei aber jedenfalls zu begrüßen. (red)