„Luft nach oben”
© APA/Helmut Fohringer
Umweltministerin Leonore Gewessler erwartet sich mehr Anstrengung seitens des heimischen Lebensmittelhandels.
RETAIL Redaktion 08.03.2024

„Luft nach oben”

Das Klimaschutzministerium veröffentlichte Zahlen zur Lebensmittelweitergabe der Händler; HV kritisiert „Leak”.

WIEN. Für das letzte Quartal 2023 sind 250 Supermärkte bzw. rund 4.000 Verkaufsstellen erstmals der Meldepflicht des Abfallwirtschaftsgesetzes nachgekommen. Demnach wurden mehr als 16.200 t Lebensmittel weggeworfen und knapp 4.900 t gespendet, wie einer Aussendung des Klimaschutzministeriums zu entnehmen ist. Ressortchefin Leonore Gewessler sieht „noch großes Potenzial, mehr zu spenden und weniger wegzuwerfen”.

Aus den Zahlen wird ersichtlich, dass die Abfälle und Spenden der Unternehmen mit mehr als 50 Verkaufsstellen sehr unterschiedlich ausfallen. Die Spannen reichen von 500 bis 12.000 kg Müll sowie 400 bis 2.500 kg Spenden pro Verkaufsstelle. „Ich bin zuversichtlich und erwarte mir auch noch größere Anstrengungen im Handel und appelliere: Mehr Lebensmittel spenden und weniger wegwerfen”, so die Ministerin.

„Leak” sorgt für Verstimmung

Kritik hagelte es seitens des Handelsverbands: „Zuerst werden unsere Händler gesetzlich verpflichtet, vierteljährliche Meldungen an das BMK zu schicken. Dann leakt das Klimaschutzministerium den Bericht vorab an ausgewählte Medien. Dabei liegt dem Ministerium seit Wochen ein rechtliches Gutachten vor, wonach die Veröffentlichung der Mengen nach Unternehmen – also nicht aggregiert – gegen den Datenschutz verstößt. Das Vorgehen des Klimaschutzministeriums, das bei rechtlichen Erleichterungen der Lebensmittelweitergabe seit Jahren selbst auf der Bremse steht, ist völlig inakzeptabel”, so Geschäftsführer Rainer Will.

LEH nur marginaler Faktor

Das Hauptproblem liege ohnehin anderswo: Laut aktuellen Zahlen würden 58% der Abfälle aus privaten Haushalten und 19% aus der Gastronomie sowie von Großküchen stammen. Im Vergleich dazu seien der gesamte LEH und Großhandel nur für knapp neun Prozent verantwortlich, argumentiert Will.

Von jenen Firmen, die dem Abfall freiwillig Warengruppen zugeordnet haben, war der Löwenanteil mit 45% Obst und Gemüse, gefolgt von Backwaren (19%) sowie Frischwaren (12%). Gespendet wurden vor allem Obst und Gemüse (30%), Milch und Milchprodukte sowie Backwaren (je 23%). (red)

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