Metro trennt sich von der Mehrheit an seinem China-Geschäft
© APA/dpa/Ina Fassbender
RETAIL Redaktion 14.10.2019

Metro trennt sich von der Mehrheit an seinem China-Geschäft

Erlös von einer Milliarde Euro soll in Zukäufe fließen. Metro bleibt mit 20 Prozent an China-Geschäft beteiligt. Kartellamt gibt Übernahmepläne von Redos für Real frei.

HONG KONG/DÜSSELDORF. Der Handelsriese Metro verkauft die Mehrheit an seinem China-Geschäft und will mit dem Erlös sein Großmarktgeschäft ankurbeln. "Unser Großhandelsprofil wird mit der Transaktion deutlich gestärkt", sagte Metro-Chef Olaf Koch in einer Telefonkonferenz am Freitag.

"Wir werden über eine Milliarde Euro an Mittelzufluss erzielen können", betonte er: "Das wird uns in die Lage versetzen, die Wachstumsdynamik deutlich zu beschleunigen." Dazu geht das China-Geschäft an eine Tochter des chinesischen Einzelhändlers Wumart. Neben rund einer Milliarde Euro sollen die Düsseldorfer eine Beteiligung von rund 20 Prozent an der Wumart-Tochter erhalten. Auch bei den Verkaufsplänen für die Supermarktkette Real kam Metro voran. Bei den Anlegern kam das gut an: Metro-Aktien notierten zeitweise mit einem Plus von über zwei Prozent.

Die Abgabe der Mehrheit am China-Geschäft ist Teil des strategischen Konzernumbaus von Metro-Chef Olaf Koch. Er will den Düsseldorfer Handelsriesen auf das Geschäft rund um die Großmärkte konzentrieren - Gastronomen, Hoteliers und Caterer stehen im Fokus. In China zieht es aber andere Kunden in die Märkte. Die Transaktion in China soll nun spätestens im zweiten Quartal 2020 abgeschlossen werden. Die Einnahmen will Koch auch für Zukäufe nutzen, sagte er.

Metro ist seit 1996 in China vertreten. Aktuell betreibt der Konzern in der Volksrepublik 97 Märkte - fast so viele wie auf dem deutschen Heimatmarkt. Ein Teil der Immobilien liegt in chinesischen Metropolen und gehört dem Düsseldorfer Konzern, auch das macht das dortige Metro-Geschäft für Wumart interessant. Metro hatte in den vergangenen Jahren Umsatzzuwächse in der Volksrepublik verbucht. Das Geschäft dort ist zudem profitabel. Im Geschäftsjahr 2017/18 hatte Metro in China einen Umsatz von 2,7 Mrd. Euro erzielt, die Ebitda-Marge lag bei über 5 Prozent. Nun setzt Koch erst einmal darauf, mit den verbliebenen 20 Prozent an der neuen Gesellschaft in China weiter am dortigen Wachstum zu partizipieren. Metro hat sich aber auch die Option gesichert, diese Beteiligung in frühestens zwei Jahren zu verkaufen. "Wir bleiben in einem spannenden Markt", betonte Koch.

Über den Verkauf vor Real mit seinen rund 34.000 Mitarbeitern verhandelt Koch mit einem Konsortium um den Immobilien-Investor Redos. Der Investor hat seine Übernahme-Pläne beim Kartellamt angemeldet. Die Behörde gab die Transaktion einem Sprecher zufolge nun ohne Auflagen frei. Redos will Real im Kern erhalten, ein Teil der Filialen soll aber an Wettbewerber verkauft werden. Einzelhändler wie Edeka, oder Rewe könnten hier zugreifen. Über diese weiteren Schritte muss das Kartellamt ebenfalls entscheiden. Der Abschluss der Real-Transaktion werde "noch ein paar Tage in Anspruch nehmen", sagte Koch. Auf einen Zeitpunkt wollte er sich nicht festlegen.

Die Verkaufspläne könnten auch mit über die künftige Aktionärsstruktur von Metro entscheiden. Denn der tschechische Metro-Großaktionär Daniel Kretinsky hatte erklärt, er wolle wissen, wie es mit dem Verkauf in China und von Real weitergehe. Dann werde er entscheiden, ob er seinen Metro-Anteil weiter aufstocke. Kretinsky hat über Optionen Zugriff auf ein Aktienpaket des Duisburger Familienkonzerns Haniel in einer Höhe von 15,2 Prozent. Greift Kretinsky zu, käme er voraussichtlich auf einen Anteil von über 30 Prozent an dem Großhandelskonzern und müsste erneut ein Übernahme-Angebot vorlegen. Eine erste Übernahme-Offerte des Milliardärs war gescheitert. (red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL