••• Von Paul Hafner
WIEN/KÖLN. Ende Mai gab die Rewe Group bekannt, den Großhändler Lekkerland übernehmen zu wollen. Das deutsche Bundeskartellamt hat den Plänen Anfang Oktober ohne Auflagen zugestimmt, in Österreich stellte sich die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) quer. Nach einer Verlängerung der Prüffrist gab es nun die endgültige Absage. Zur Fusion kommt es dennoch, allein: Rewe musste den in Österreich operativ tätigen Teil von Lekkerland aus dem Übernahmeprojekt ausgliedern, die Anteile verbleiben im Eigentum der ursprünglichen Anteilseigner.
Zusammenschlussprojekt
Für diese Lösung gab es von der Behörde grünes Licht: Da der Unternehmensableger weiter unabhängig von Lekkerland Deutschland geführt werden könne – schon bisher habe er weitgehend autark agiert –, stand der Zusammenlegung in Deutschland nichts im Wege.
Große Bedenken als Grund
Die BWB hatte in Österreich anlässlich der geplanten Übernahme einen Markttest durchgeführt. Anders als in Deutschland seien dabei erhebliche Bedenken von Marktteilnehmern – insbesondere im Markt für die Belieferung von Tankstellen – geäußert worden, welche die Rewe Group nach Erachten der BWB nicht restlos ausräumen konnte.
Die Folgen des Neins aus Österreich sollen für die Rewe überschaubar sein, die Übernahme soll bis Ende des Jahres vonstatten gehen.
Geschäftsbereich Convenience
Mit der Übernahme will Rewe den neuen Geschäftsbereich „Convenience” aufbauen. Zu Lekkerlands Kunden zählen Tankstellen, Kioske, Bäckereien, Schnellrestaurants und Einzelhändler; 2018 fuhr das Unternehmen mit Sitz in Frechen bei Köln einen Umsatz von 12,4 Mrd. € ein, davon entfielen 113 Mio. € auf den österreichischen Markt.
Während Tankstellen- und Kioskbelieferung das Kerngeschäft von Lekkerland sind, war Rewe in dem Segment bisher lediglich eingeschränkt aktiv.
Im Bereich Großhandel mit Lebensmitteln kommen Rewe und Lekkerland in Deutschland gemeinsam auf nur rund 10% – mit ein Grund dafür, dass der Deal in Deutschland verhältnismäßig rasch genehmigt wurde.