••• Von Georg Sohler
Eine einfache Antwort auf die Frage, wie sich der Molkereiproduktemarkt gegenwärtig entwickelt, gibt es nicht. Das stellt Nöm AG-Vorstand Alfred Berger gleich eingangs klar: „Während die weiße Palette sinkenden Absatz über viele Warengruppen (Anm.: –2,1%) zeigt, sind Ausnahmen wie Naturjoghurt und Sauerrahm mit einem Wachstum zu sehen.” Die Bunte Palette verzeichnet hingegen einen Zuwachs, die Wachstums-treiber sind Frischedesserts und Milchmischgetränke.
Der Proteinmarkt steigt zudem nach wie vor über alle Märkte hinweg, im Lebensmitteleinzelhandel (ohne die Diskonter Hofer/Lidl) im Vergleich zum Vorjahr um 19,2% konvertiert – die Zahlen werden auf Absatz in Kilo umgerechnet, um die unterschiedlichen Gebindegrößen miteinander vergleichbar zu machen. Insgesamt macht der Proteinmarkt acht Prozent der gesamten bunten Palette aus. Generell sei man also „einigermaßen” stabil unterwegs, aber man merke schon die Verschiebung hin zu günstigeren Produkten und verstärkten Aktionskauf.
Keine Entspannung
Sorgen bereiten für das laufende Jahr vor allem die Rohstoffe. Bei bestimmten Produkten wie Kakao erwartet er eine Verdreifachung des Preises, was sich in weiterer Folge auf alle Kakao-basierten Lebensmittel auswirken werde. Die Reaktion darauf: „Viele Rohstoffe sind stabil, allerdings ist bei oben erwähnten Produkten derzeit keine Entspannung der Lage absehbar. Unser Ziel ist und bleibt es, mit einer möglichst ökonomischen Arbeitsweise unsere Wirtschaftlichkeit zu sichern. Eine allgemeine Entspannung sehen wir nicht. Irgendwas passiert immer, das zu Veränderungen führt.”
Das betrifft auch weitere Kosten entlang der Produktionskette. Nach einer gewissen Entspannung bei Logistik, Packaging und Co. erwartet Berger eine Entwicklung in die andere Richtung: „Alle haben mit deutlich höheren Lohnkosten zu kämpfen, die Erhöhung der ARA-Kosten (Anm.: Altsoffsammlung) war auch ordentlich. Also geht die Tendenz leicht nach oben – leider.” Allerdings gibt es eben nicht nur ausschließlich schlechte Nachrichten.
Chancen am Markt
Es sei ein klarer Trend zum „echten Lebensmittel” erkennbar, der der Nöm AG nun auch wieder eine Chance eröffne, um der Regionalität die entsprechende Bühne zu geben. „Wir leben in volatilen Zeiten, in welchen auch die Nachteile globalisierter Wertschöpfungsketten sehr intensiv in den vergangenen Jahren spürbar geworden sind”, so Berger. „Umso wichtiger ist es, die heimische Landwirtschaft und Wertschöpfung vor den Vorhang zu holen. Wir haben in Österreich den großen Luxus, durch kurze Transportwege und kleinstrukturierte Landwirtschaft eine sehr hohe und frische Produktqualität anbieten zu können.”
Er hofft auf eine fortbestehende Kooperation mit dem heimischen Handel, der über Möglichkeiten verfüge, durch eine bewusste Sortimentsgestaltung Regionalität und dadurch Nachhaltigkeit und Tierwohl aktiv zu fördern. Dies gelte für Marke und Handelsmarke gleichermaßen: „Aber eines nochmals – der österreichische Handel setzt auf österreichische Qualität, und das wissen wir und unsere Landwirte auch sehr zu schätzen. Billigimporte kenne ich, Gott sei Dank, wenige.” Das schätzt man auch über die Grenzen hinaus, der Export in die Nachbarländer laufe gut: „Dies ist vor allem unserer Qualität und unsere Flexibilität und Kreativität bei neuen Produktkonzepten geschuldet.”
Funktionelle Drinks
Neben diesen Entwicklungen setzt Nöm auch auf das Thema „Functional”. Diese Produkte bieten nicht nur bloße Energieversorgung, sondern auch noch zusätzliche Inhaltsstoffe. Nöm integriert in die Produkte mehr Protein, denn das „ist ein großer Trend und wird daher einen langen Lebenszyklus haben”. Daher erweitert das Unternehme in jenen Segmenten, wo es ein funktionales und geschmackliches „Matching” gebe, wie etwa mit den Topfencremen im süßen und sauren Bereich.
„Nach dem Markenmotto ‚Für mehr Power!' sind wir stolz auf unsere jüngste Marke Nöm Pro”, führt Berger aus. „Auch nach fünf Jahren haben wir 2023 weiter ein Markenwachstum im Vergleich zum Vorjahr von plus 49 Prozent geschafft. Die Drinks auf Milchbasis konnten nochmal plus 46 Prozent an Volumen zulegen und die Marktführerschaft im LEH auf 84 Prozent weiter ausbauen.”
Ab in die Zukunft
Es bleiben dennoch ambivalente Gefühle übrig, wenn man auf den Markt blickt. Der Start ins Jahr war für ihn in Ordnung, die Herausforderungen sind jedoch groß. „Wir sehen in unserem Heimatmarkt durch die derzeit sehr hohen Lebenshaltungskosten und der Verteuerungen weiterhin Verunsicherung und eine bestehende Kaufkraftschwächung unserer Konsumenten”, resümiert er. Die Preiserhöhungen erschweren die Planung. Aber: „Unser Hauptthema bleibt Innovation, denn nur mit attraktiven Produkten können wir unsere Konsumenten weiterhin abholen.”