Online über alles und Regionalität in der Box
© APA/AFP/Paul Ellis
RETAIL Redaktion 23.04.2021

Online über alles und Regionalität in der Box

Corona hat nicht alles verändert, aber alles beschleunigt – und das Maß der Beschleunigung im E-Commerce kommt der Veränderung nahe.

••• Von Christian Novacek

WIEN. Thomas Zeller, Marketing- und Strategie-Direktor bei UPS Deutschland, Österreich und Schweiz, sagt: „Die Pandemie hat den bestehenden Trend zum E-Commerce in einer nie dagewesenen Weise beschleunigt.” Laut UPS ist mithin der Onlineboom die hervorstechendste und nachhaltigste coronabedingte Umwälzung im Handel.

Anders formuliert: Die Online-Ausgaben sind gestiegen, um weiter zu steigen. Sobald die Corona-Beschränkungen für den Handel wegfallen, wollen 15% der europaweit 10.699 befragten Verbraucher „alle” oder „die meisten” ihrer Einkäufe inkl. Lebensmittel online erledigen. Vor der Corona-Pandemie waren es 10%, währenddessen 33%.
Mit über 20% ist die Vorliebe für postpandemische Onlineeinkäufe besonders bei den über 45-Jährigen ausgeprägt. Gleichzeitig geben 40% an, dass sie nach der Aufhebung der Beschränkungen „ganz” oder „überwiegend” in den Geschäften einkaufen werden – ein Rückgang um 26% im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie.
Wiewohl die Online-Präferenz somit eindeutig dünkt, sind die Erwartungen in Österreich teilweise gedämpft – zumindest in Bezug auf die entsprechende Umsetzungsfreudigkeit. Spar wird vorerst an der Strategie festhalten, mit dem Interspar Onlineshop in den Ballungsräumen zu punkten und den Boom nicht überzubewerten. Vorstandssprecher Fritz Poppmeier: „Ich glaube nicht, dass Onlinehandel gerade bei den Lebensmitteln bedeutet, dass jetzt alles in Richtung online geht. Online sehen wir mehr als gute Ergänzung.”
Demgegenüber steht Unito-Chef Harald Gutschis Feststellung, dass sich Unito (Otto, Universal, Quelle) „in den nächsten drei bis fünf Jahren nicht mit der Zustellung von Lebensmitteln beschäftigen wird” – was allerdings umgekehrt den Schluss zulässt, dass alle Möglichkeiten offenstehen. Übrigens ebenso für Amazon oder hoffnungsfrohe Neustarter wie gurkerl.at.

Click & Collect zieht an

Österreichs zweiter Lebensmittelriese Billa steht dem Thema Onlinehandel indes hemdsärmelig und mit einer gehörigen Portion Zuversicht versehen gegenüber: „Der Billa Online Shop verzeichnet seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 eine stark steigende Nachfrage von rund 80 Prozent und die Nachfrage hält weiterhin an”, verweist Pressesprecher Paul Pöttschacher auf das vielversprechende Rückgrat adäquater Adjustierungen, als da wären: „Um der Nachfrage gerecht zu werden, wurden die Kapazitäten in kürzester Zeit deutlich erhöht und die Lieferzeitfenster entscheidend erweitert. Österreichweit gibt es aktuell über 600 Click & Collect-Filialen und diese werden weiterhin ausgeweitet. Auch maßgeschneiderte Angebote und zusätzliche Dienstleistungen wie Paketservice oder Shop-in-Shop-Konzepte werden in Zukunft eine wichtige Rolle in unseren Märkten spielen.”

Regionalität in allen Varianten

Der zweite Trend, auf den sich derzeit alle Händler einigen können, ist jener hin zu mehr Regionalität. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich das Thema schön verkaufen lässt – so schön, dass es mittlerweile auch die Diskonter neben der Preisfrage hochstilisieren.

Zum Beispiel Lidl: „Im stationären Handel liegt der Trend nicht erst seit Corona auf Frische, Regionalität und vor allem Bio-Qualität aus Österreich”, ist Lidl Österreich-Chef Alessandro Wolf überzeugt.
Zum Beispiel Hofer: „Die Tatsache, dass gerade zu Beginn der Krise unsere heimischen Partner und regionalen Lieferanten ein Garant für den bestehenden Warenfluss waren, haben auch unsere Kundinnen und Kunden wahrgenommen. Dadurch wurde der schon immer entscheidende und konstante Kundenwunsch nach Regionalität noch mehr verstärkt”, erläutert Hofer-Chef Horst Leitner, „ganz gleich, ob bei Fleisch, Obst und Gemüse oder Backwaren. Hier kommt uns zugute, dass regionale Wertschöpfung und ein großes regionales Produzentennetzwerk seit jeher wesentliche Eckpfeiler von Hofer sind.”
Newcomer unter der Regionalitätsflagge sind die bereits im März gestartete Unibox von Unimarkt und die aktuell gelaunchte Billa Regional Box. Das Thema Regionalität beinhaltet bei beiden einen sehr direkten Anspruch derart, dass sie in der Region stehen – ohne Personal, mit entsprechend digital gehandhabtem Zugang und Zahlungsabwicklung.

Billa am Acker

Die Billa Regional Box präsentiert auf rd. 11 m² Fläche 200 Artikel, v.a. Produkte von lokalen Lieferanten und Dinge des täglichen Bedarfs. Der Mini-Nahversorger entstand in Zusammenarbeit mit myAcker – einem Kärntner Unternehmen, das mit der AckerBox einen Selbstbedienungs-Shop für regionale Lebensmittel entwickelt hat.

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