Raus aus der Krise: Kastner rüstet sich für die Zukunft
© Kastner/studiohuger.at
Die Geschäftsführer der Kastner Gruppe Herwig Gruber, Christof Kastner und Andreas Blauensteiner (v.l.) sehen sich für 2022 bestens aufgestellt.
RETAIL Redaktion 28.01.2022

Raus aus der Krise: Kastner rüstet sich für die Zukunft

Die Kastner Gruppe legt leicht im Umsatz zu und stellt mit entschlossenen Investitionen die Weichen für langfristigen Erfolg.

••• Von Paul Hafner

ZWETTL. Schon im Vorjahr, als die Kastner Gruppe für 2020 einen Umsatzrückgang von neun Prozent zu verzeichnen hatte, gab sich Christof Kastner, geschäftsführender Gesellschafter des Multifachgroßhändlers, zuversichtlich und kündigte eine Reihe von Investitionen im Dienste der langfristigen Zukunft des Unternehmens an.

Ein gleichfalls herausfordernderes Jahr später gesellen sich zu Kastners Zuversicht entsprechend positive Zahlen: Mit 227,7 Mio. € liegt man trotz monatelanger Schließung der Gastronomie umsatztechnisch mit 2,2 Mio. € bzw. einem Prozent über dem Vorjahr. Im Großhandel (netto) beträgt der Zuwachs sogar 2,2%, bei Abholmarkt/Gastrodienst (netto) liegt man nach den Einbrüchen im Vorjahr bei +0,8%; dem gegenüber steht im Einzelhandel (brutto) ein (nach dem positiven Ausreißer 2020 wenig überraschender) Rückgang von –7,3%.
„Wir haben im Vorjahr zum Glück nur knapp zehn Prozent insgesamt verloren; dadurch ist auch unser Wachstum im zweiten Corona-Jahr insgesamt niedriger. Erfreulich für uns ist das Plus in der Gastro-Zustellung. Im Großen und Ganzen sind wir mit einem blauen Auge durch die Krise gekommen”, resümiert Christof Kastner zufrieden.
Als maßgeblichen Faktor sieht Kastner naturgemäß den „unermüdlichen Einsatz unserer über 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter”, die darüber hinaus mit ihrer großen Impfbereitschaft erheblich dazu beigetragen hätten, dass man keine größeren Ausfälle zu verzeichnen hatte: „Mit 84 Prozent liegt die Impfquote bei uns weit über dem österreichischen Durchschnitt, unsere diesbezüglichen betrieblichen Angebote wurden gut angenommen.”

Investitionsoffensive

Plangemäß fortgesetzt wurde die Investitions- und Modernisierungsoffensive der vergangenen Jahre. In der Zentrale in Zwettl wurden rund 600 m² neue Bürofläche geschaffen, für die Erweiterung des dortigen Logistikzentrums konnte man sich ein angrenzendes Nachbargrundstück in der Größe von 26.000 m² sichern. Für die Planungsarbeiten (Zu- und Ausbau) hat man sich das Fraunhofer Institut als starken Partner geholt. Kastner: „Wir denken hier langfristig und in mehreren, mindestens drei Etappen und peilen den Baubeginn im kommenden Jahr an. Wir wollen schauen, dass wir möglichst schnell vorankommen, weil wir den Platz schon dringend benötigen.” In Summe sollen über die kommenden Jahre weit über 20 Mio. € in die Zentrale fließen, „um das stark wachsende Umsatzvolumen abwickeln zu können”.

Auch an den beiden Kastner-Standorten in der Bundeshauptstadt sind – coronabedingt verzögert – für die nächsten zwei Jahre Investitionen von insgesamt rund 9 Mio. € geplant. Modernisierungen der Verkaufsflächen in den Abholmärkten sowie neue, funktionelle Logistikbereiche und eine Erweiterung der Büroräumlichkeiten stehen auf der Bauagenda. Auch am Standort Eisenstadt werden die gekühlten Expeditkapazitäten mit einem Invesititionsvolumen von rund 1 Mio. € erweitert.
Abgeschlossen sind die Arbeiten mittlerweile am Standort in Jennersdorf, der umfassend modernisiert und um 1.000 m² zusätzliche Expeditflächen erweitert wurde; Kostenpunkt: 2,6 Mio. €.

Klimaneutrale Eigenlogistik

Ein bedeutendes Etappenziel hat der Großhändler im Rahmen seiner Nachhaltigkeits­initiative „Aus gutem Grund” mittlerweile erreicht: Eine CO2-neutrale Eigenlogistik, die „durch das Setzen gezielter Maßnahmen zur CO2-Reduktion, wie beispielsweise dem Einsatz modernster Technologie zur Tourenplanung, der Installation von Photovoltaikanlagen oder nachhaltigen Modernisierungen und Umbauten der Kastner-Gebäude” erreicht werde, wie Herwig Gruber, Geschäftsführer der Kastner Gruppe, erklärt.

Unvermeidbarer CO2-Ausstoß wird gemeinsam mit der Nachhaltigkeitsorganisation Plant-for-the-planet kompensiert. Gemeinsam mit der Initiative hat der Lebensmittelgroßhändler bis dato 12.000 Bäume gepflanzt, jährlich kommen rund 4.000 weitere hinzu.

Vor-Krisen-Niveau angepeilt

Ein an Meilensteinen reiches Jahr legte auch myProduct hin: Der Lebensmittel-Onlineshop wurde mit Augenmerk auf Performance und Usability relauncht, hat sein Sortiment um Produkte deutscher Kleinproduzenten erweitert und das Fulfillment-Lager am Standort Amstetten ausgebaut. Neben dem Kerngeschäft rund um den Onlineshop wird eine weitere Dienstleistung für Produzenten geboten: e-Commerce as a Service; heimische Unternehmen wie Manner, Rauch oder Mars würden dieses Service bereits nutzen, um auf Marktplätzen wie shöpping.at oder neckermann.at präsent zu sein.

Was das laufende Jahr betrifft, ist Kastner zuversichtlich, wieder an das Vor-Krisen-Niveau anschließen zu können; freilich werde letztlich alles vom Pandemiegeschehen und damit verbundenen Unwägbarkeiten („Sperrstundenthematik, Arbeitskräftemangel”) bestimmt, doch der Rekordumsatz von 2019, rund 249 Mio. €, „sollte erreichbar sein”.

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