Saurer Apfel Einwegpfand
© APA/Helmut Fohringer
Umweltministerin Leonore Gewessler hat das Einwegpfand durchgesetzt.
RETAIL Redaktion 15.10.2021

Saurer Apfel Einwegpfand

Die politische Entscheidung ist diese Woche gefallen, das Einwegpfand für PET und Getränkedosen kommt. Der LEH nimmt’s mit gemischten Gefühlen.

WIEN. Das Einwegpfand für Plastikflaschen und Getränkedosen hat diese Woche am Mittwoch den Ministerrat passiert. Das neue Abfallwirtschaftsgesetz sieht demnach vor, dass ab 2025 beim Kauf von Einweggetränkeverpackungen ein Pfand fällig wird, das die Kunden wieder zurückbekommen, sobald sie die Verpackung zurück ins Geschäft bringen. „Dann können wir besser recyceln und dafür sorgen, dass aus einer Flasche wieder eine Flasche wird”, sagte dazu Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne).

Starke Fürsprecher

Im Handel haben sich bekanntlich die Diskonter Hofer und Lidl sowie die Rewe mittlerweile für das Pfand stark gemacht. Bei Nah&Frisch kommt das Pfandsystem hingegen gar nicht gut an, bei Spar war die Reaktion konstruktiv verhalten. Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, kommentiert die nun getroffenen Regelung so: „Durch die politische Entscheidung steht nun fest, dass es zur Umsetzung von Einweg- und Mehrwegpfandsystemen in Österreich kommen wird. Nun ist entscheidend, dass alle Lebensmittelhändler ausreichende Entschädigungen für die erforderlichen Investitionen erhalten und Planungssicherheit besteht.”

Diese Investitionen sind nachgerade für kleine Händler kein Klacks, ebenso könnten kleine Geschäfte ein Platzproblem bekommen. Wo also auf der einen Seite ein Problem vorerst ungelöst bleibt, heißt es auf der anderen, faktisch gesehen: Der Einführung des Pfandes ging eine jahrelange Diskussion voraus. Zuletzt sprachen sich auch die meisten Supermärkte und Diskonter für ein entsprechendes System aus. Jedes Jahr fallen in Österreich über 900.000 t Plastikmüll an; rund 50.000 t davon sind nur Getränkeverpackungen. Das sind beinahe 2,5 Mrd. Flaschen und Dosen, die oft in der Natur landen.
Kritik der anderen Art gab es von den NGOs: Greenpeace und Global 2000 begrüßen den Beschluss zwar, orten aber Mängel in der Novelle. Für Greenpeace blieb die „Kompromisslösung” etwa „deutlich hinter den Erwartungen und den notwendigen Maßnahmen für eine Reduktion der Verpackungsflut zurück”.
Die Maßnahmen würden mit dem Jahr 2025 nicht nur deutlich zu spät kommen, auch die Mehrwegquote sei aufgrund der zahlreichen Ausnahmen klar zu niedrig. (red/APA)

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