Schlumberger läutet die Sekt-Evolution ein
© Gregory Culbengan
RETAIL Redaktion 20.10.2023

Schlumberger läutet die Sekt-Evolution ein

Neo-Kellermeisterin Aurore Jeudy will das bestehende Geschmacksprofil schärfen und setzt dabei auf Verfeinerung statt Neuerfindung.

••• Von Paul Hafner

Seit August 2022 zeichnet erstmals eine Frau für den Geschmack des Schaumweins von Schlumberger verantwortlich: Mit Aurore Jeudy holte die Sektkellerei eine Kellermeisterin an Bord, die ihr Handwerk in der Champagne erlernte und als ausgewiesene Branchenexpertin gilt. Mit medianet sprach sie im Vorfeld des Tages des österreichischen Sekts (22. Oktober) über die Leichtigkeit der „Großen Reserve”, worauf es bei der Sektproduktion ankommt – und was sich unter ihrer Ägide ändern wird.


medianet:
Vor Ihrem Wechsel zu Schlumberger waren Sie 16 Jahre lang als Beraterin des ‚Institut Oenologique de Cham­pagne' in diversen Ländern tätig. In Anbetracht der vielen Sektkellereien, die sie im Laufe Ihrer Karriere kennengelernt haben: Was macht Schlumberger aus?
Aurore Jeudy: Mit einer mehr als 180-jährigen Geschichte ist Schlumberger die älteste und traditionsreichste Sektkellerei Österreichs. Das Unternehmen hat den Fortschritt quasi in seiner DNA und ist seit dem ersten Tag ein Innovationstreiber: Gründer Robert Alwin Schlumberger war beispielsweise der Erste, der Schaumwein nach der französischen ‚Méthode Traditionelle' in Österreich herstellte – eine Pionierleistung für die gesamte Branche. Es ist eine spannende Aufgabe, die Zukunft eines so geschichtsträchtigen Hauses mitgestalten zu dürfen. Mein Ziel ist es nun, die Geschichte und den Stil des Hauses zu wahren und es gleichzeitig in die Zukunft zu führen.

medianet:
Anlässlich des bevorstehenden Tags des österreichischen Sekts präsentierte Schlumberger die ‚Große Reserve 2017'. Stellt sie das österreichische Pendant zum französischen Champagner dar?
Jeudy: Es ist natürlich eine große Ehre für uns, wenn die Große Reserve mit dem renommierten französischen Champagner verglichen wird. Es gibt tatsächlich Ähnlichkeiten, aber auch klare Unterschiede. So wenden wir zwar, genauso wie in der Champagne, die Méthode Traditionelle an. Die Hausnote sowie der Stil bei der Großen Reserve sind aber gänzlich anders als beim Champagner, weswegen auch beide ihre eigene Identität und ihren eigenen Charme haben. Österreichischer Schaumwein ist bekannt für seine Frische und Leichtigkeit, zwei Eigenschaften, in denen die Große Reserve 2017 die bisherigen Jahrgänge wahrscheinlich nochmal übertrumpft. Sie ist ein hervorragendes Beispiel für die Qualität und Vielfalt, die österreichische Schaumweine zu bieten haben.

medianet: Ganz grundlegend gefragt – worauf kommt es bei der Sektherstellung an? Und wie viel Handlungsspielraum hat man überhaupt bei einem Sekt, dem vonseiten der Konsumenten gewisse Erwartungen in Sachen Geschmack entgegengebracht werden?
Jeudy: Der Prozess der Sektherstellung beginnt bereits im Weingarten. Die Wahl des richtigen Lesezeitpunkts für die Trauben und die Zusammenarbeit mit den passenden Partnerwinzern sind entscheidende Faktoren. Darüber hinaus setzen wir wie erwähnt auf die Méthode Traditionnelle und eine sorgfältige Assemblage, um die Qualität unseres Sekts sicherzustellen. Uns ist bewusst, dass unsere Konsumentinnen und Konsumenten bestimmte geschmackliche Erwartungen an Schlumberger haben. Daher ist es uns wichtig, die charakteristische Schlumberger-Hausnote beizubehalten, während wir gleichzeitig an den Details arbeiten, um den Sekt noch frischer und leichter zu gestalten. Unser Ansatz ist daher eher eine Evolution als eine Revolution, bei der wir die Balance und Frische, Eleganz und Komplexität unseres Sekts stetig weiterentwickeln.

medianet:
Was soll und wird sich denn konkret am Geschmacksprofil des Sekts ändern?
Jeudy: In meiner Rolle als Chefönologin bei Schlumberger liegt mein Fokus darauf, die bereits hohen Standards unseres Hauses weiter zu verfeinern. Im Klassik-Sortiment wird es leichte Adaptionen geben, da es hier vor allem darum geht, das bestehende Profil zu schärfen. Mein Motto lautet dabei ‚Evolution, nicht Revolution'. Bei der Reserve und Großen Reserve wiederum ist der Spielraum für neue Ideen und Kreationen größer. Unter anderem sehe ich in der österreichischen Leitsorte Blaufränkisch großes Potenzial und möchte diese Rebsorte zukünftig in unseren Rosé-Sekt integrieren. Die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend. Auch bei der Großen Reserve, die bisher ausschließlich aus Chardonnay komponiert wurde, gibt es durchaus Raum für Weiterentwicklung.

medianet:
Mit der ‚Sektpyramide' haben Österreichs Sekthersteller 2015 ein Qualitätsprogramm eingeführt, bei dem Schlumberger nach wie vor eine federführende Rolle zukommt. Inwiefern sind Sie hier involviert?
Jeudy: Die österreichische Sektpyramide hilft dabei, die verschiedenen Kategorien von Sekt geschützten Ursprungs klar und verständlich darzustellen. So wissen die Konsumentinnen und Konsumenten immer, was sie in der Flasche erwartet. Die Pyramide teilt sich in drei Hauptkategorien: ‚Sekt Austria', ‚Sekt Austria Reserve' und ‚Sekt Austria Große Reserve'. In den rechtlichen Bestimmungen ihrer Spitzenkategorie misst sich die Sektpyramide an den höchsten Standards der führenden Schaumweine der Welt und geht in manchen Punkten sogar darüber hinaus. Die Einhaltung dieser Standards wird regelmäßig vom Bundesamt für Weinbau und der Bundeskellereiinspektion geprüft.

Als Chefönologin bei Schlumberger bin ich in die Umsetzung und Weiter­entwicklung dieser Qualitätsstandards involviert. Meine Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass unsere Produkte nicht nur die vorgegebenen Qualitätsparameter erfüllen, sondern diese sogar übertreffen, um den hohen Erwartungen unserer Kundinnen und Kunden gerecht zu werden.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL