••• Von Daniela Prugger
NÜRNBERG. McDonald's schaffte seinen Bio-Burger in Deutschland vor Kurzem wieder ab – für viele Kritiker keine Überraschung. Denn obwohl sich der multinationale Konzern darauf ausredete, dass das Produkt deshalb nicht gut angenommen wurde, weil bio „noch eine Nische” ist, spielte die Glaubwürdigkeit von McDonald's von Anfang an eine zentrale Rolle. Denn wie sich auf der diesjährigen Biofach-Messe in Nürnberg herausstellte, sind die wichtigsten aktuellen Trends bei Bio-Lebensmitteln Authentizität und Regionalität.
Die Biofach in Nürnberg ist die größte Bio-Messe weltweit, sie ist Impulsgeber und zugleich repräsentativ für die Entwicklungen in der Branche. Entgegen der Aussage von McDonald's lässt der Verlauf des Messe-Duos Biofach und Vivaness und die Anzahl an Besuchern und Ausstellern in diesem Jahr eher den Schluss zu, dass Bio die Nische verlassen hat.
Stadtlandbio
Geht man nach den Ausstellern und Messe-Initiatoren, ist die Stimmung in der Branche bestens. „Die Nachfrage der Verbraucher nach Bio ist ungebrochen; sie steht sicher in enger Verbindung mit einer wachsenden Sensibilität gegenüber Ernährungsthemen und Lebensmittelqualität sowie einem insgesamt auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Konsumverhalten”, so Petra Wolf, Mitglied der Geschäftsleitung NürnbergMesse. In diesem Jahr konnten die Organisatoren sogar Auma Obama als Keynote-Speakerin gewinnen. Auf die Frage, warum eine ökologische Wirtschaftsweise und nachhaltiges Rohstoffsourcing so wichtig für zukünftige Generationen sind, antwortete die ältere Halbschwester von US-Präsident Barack Obama: „Beides ist gesund und wichtig für Mensch und Boden. Der Boden bleibt länger fruchtbar, und die Menschen ernähren sich gesünder. So können wir eine lebendige Umwelt für zukünftige Generationen sichern.”
Bio-Squad aus Österreich
Weltweit führend beim Umsatz mit Bio-Lebensmitteln sind die USA, gefolgt von Deutschland und Frankreich. Genuss, Gesundheit und die Rückbesinnung auf Kindheitserinnerungen haben sich in Österreich als Hauptmotive für den Kauf von Bio-Produkten herausgestellt – zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage der Sensor-Marktforschung im Auftrag der AMA-Marketing. Den höchsten Bio-Anteil haben hierzulande Brot und Gebäck, Eier, Erdäpfel und Milch. Was dazu beiträgt, dass „Bio” in Österreich einen so wichtigen Stellenwert einnimmt, ist einerseits das wachsende Angebot an Bio-Produkten und andererseits die steigende Anzahl an Anbietern. Insgesamt waren 94 von ihnen – darunter Sonnentor, Höllinger, Styx und Toni's Freilandeier – als Aussteller auf der Biofach vertreten.
Die Messe-Trends 2016
Nicht nur Hersteller, auch Endverbraucher und Organisationen nutzen das Messe-Duo jedes Jahr, um sich auszutauschen und zu präsentieren. Allein der Neuheitenstand zeigt, wie viele gute Ideen, neue Konzepte und kreative Designs die Branche kontinuierlich beleben.
Die Messetrends lassen sich in diesem Jahr auf Unverwechselbarkeit, Produkte mit einer Geschichte, Convenience, exotisches Getreide und getreideähnliche Rohstoffe sowie Regionalität herunterbrechen.Must-haves im Bereich Naturkosmetik: natürliche Rohstoffe, neu definiert, regional-typische Wirkstoffe und Naturparfums.
Bei jeweils über 90% der Austeller von Biofach und Vivaness nehmen die beiden Fachmessen einen hohen Stellenwert bei der Erfassung von Trends ein. Einen Effekt auf die zukünftigen Produktstrategien haben Trends bei 80% der befragten Aussteller.
Förderung bleibt größter Wunsch
Zu den evidentesten Herausforderungen zählen die Aussteller die Sicherung der Rohstoffbeschaffung, den Klimawandel, internationale Handelsabkommen sowie den verstärkten Einstieg von Konzernen in den Markt. Das Einkaufsverhalten sehen die Aussteller der Vivaness zwar ebenfalls als Herausforderung (30%), stärker beschäftigt sie die Erschließung neuer Vertriebswege (53%) sowie die Bedeutung der Eigenmarkenpolitik des Handels (35%). Die Beschäftigungssituation im Bio-Sektor entwickelt sich laut einer im Vorfeld der Messe unternommenen Online-Befragung aber positiv. Die finanzielle Förderung von Umstellung und ökologischer Produktion bleibt indes der wichtigste Wunsch der Biofach-Aussteller an die Politik. Die größten Chancen werden im veränderten Konsum- und Einkaufsverhalten der Kunden vermutet.