••• Von Daniela Prugger
Der Blick auf die Herkunft der Lebensmittel wurde während der letzten Monate geschärft. Das Lokale wird mehr wertgeschätzt. Diesen Weg, so Staud’s-Geschäftsführer Stefan Schauer, gehe das Wiener Familienunternehmen Staud’s seit Anbeginn. Die Partner bauen regional an und garantieren kurze Transportwege. Auch beim Glas, den Etiketten oder Drucksorten achte das Unternehmen auf Regionalität. Wie Staud’s dank dieser Strategie durch die Coronakrise gekommen ist, welche Hoffnungen er für das neue Jahr hat und welche neuen Trends es in der Branche und bei den Konsumenten gibt, erzählt Schauer im Interview.
medianet: Herr Schauer, es scheint, als würde das neue Jahr genauso beginnen, wie das alte geendet hat: mit Reisebeschränkungen, geschlossener Gastronomie und Handel … Sehen Sie das auch so?
Stefan Schauer: Ich bleibe optimistisch, unbedingt. Ich halte es da mit Amanda Gorman: ‚There’s always light. If only we’re brave enough to see it. If only we’re brave enough to be it.' Diese junge schwarze Frau hat mich mit ihrem Gedicht zur Angelobung von Joe Biden tief beeindruckt. Was mich traurig stimmt, ist die Situation in Hotellerie und Gastronomie – und das weltweit. Neben den offensichtlichen Einbußen wurden hier ja zusätzlich Investitionen getätigt, um in Corona-Zeiten den Laden am Laufen zu halten. Besonders hier hoffe ich auf eine gewisse Normalisierung ab dem zweiten Quartal. Eine Gesellschaft kann nur dann funktionieren, wenn man sich an Spielregeln hält. Ich bin optimistisch und glaube, dass wir ein schönes, intensives Frühlingserwachen erleben werden.
medianet: Wie haben Sie das Jahr 2020 als Privatperson erlebt? Welches Fazit ziehen Sie als Geschäftsführer?
Schauer: Herausforderungen sind prinzipiell da, um an ihnen zu wachsen – beruflich wie privat. 2020 war da natürlich extrem. Die vergangenen Monate haben uns trotz Abstandsregelungen enger zusammenrücken lassen. Als Unternehmer waren von uns Pragmatismus und schnelles Handeln gefragt, um die Versorgung sowie Arbeitsplätze sicherzustellen. Andererseits sehen wir es nicht nur in Ausnahmezuständen als verantwortungsvolle Aufgabe, unseren Mitarbeitern ein Gefühl von Sicherheit zu geben und ein Umfeld des Wohlfühlens zu schaffen. Denn das ist die Basis für ein ausgeglichenes Familienleben.
medianet: Wie ist Staud’s bisher durch die Krise gekommen?
Schauer: Wir haben diese herausfordernden Zeiten gut überstanden, konnten die Verluste in der Gastronomie durch den Lebensmittelhandel kompensieren und das Jahr so mit einem leichten Umsatzplus abschließen. Die Teilung in mehrere, voneinander unabhängig agierende Produktionsteams, verschärfte Sicherheits- und Hygienemaßnahmen und Homeoffice-Lösungen waren Schritte, die schnell und effizient gesetzt werden mussten. Das ist uns gut gelungen. Daneben haben wir das Glück, als treue Partner von unseren Lieferanten bevorzugt behandelt zu werden und so trotz wetterbedingter Ernteausfälle ausreichend mit qualitativ hochwertiger Rohware versorgt zu werden – ein schöner Lohn für die jahrzehntelange Kontinuität mit fairen Einkaufspreisen und die Erkenntnis, dass der gegenseitige respektvolle Umgang eben doch seine Früchte trägt.
medianet: Welche neuen Trends bemerken Sie in der Branche?
Schauer: Zusammengefasst: Mehr Bio, weniger Zucker, vermehrtes Kochen und Backen daheim. Wir spüren ganz klar den Trend zu Bio-Produkten und bauen hier unser Produktangebot ständig aus: Angefangen bei unseren Bio-Fruchtaufstrichen bis hin zu den Bio-Röstern, Honigen und Apfelmus. Besonders die Röster – allen voran die klassischen Sorten Marille und Zwetschke – sind gefragt. Es wird mehr daheim gekocht, die neu entfachte Liebe zum hochwertigen Kaiserschmarren-Begleiter schlägt sich auch in den Zahlen nieder.
medianet: Welche Produktneuheiten sind für die kommenden Monate geplant?
Schauer: Generell liegt unser Fokus darauf, das Grundgeschäft so gut wie möglich abzuwickeln, unsere landwirtschaftlichen Partner zu stützen und ein sicheres Arbeitsumfeld für unsere Mitarbeiter zu schaffen. Denn das ist die Basis für ein gesundes Unternehmen. Im Rahmen unseres heuer stattfindenden 50-Jahre-Jubiläums wird es dennoch ein paar Highlights geben, über die wir rechtzeitig informieren werden.
medianet: Welche ist Ihre größte Hoffnung für das Jahr 2021, und in welchem Bereich liegen ihre Befürchtungen?
Schauer: Bleiben wir optimistisch und erfreuen wir uns am Schönen, das wir in so vielen Dingen um uns herum finden. Gelingt es uns, dieses Gefühl weiterzugeben und gemeinsam die Zukunft auf positive Weise zu gestalten, gibt es für mich auch keinen Grund zur Sorge. So wie ein Baum, der in einem Jahr aufgrund der äußeren Umstände keine Früchte trägt, im nächsten wieder die Chance erhält, in seiner ganzen Pracht zu erblühen. Wir haben sogar eine gewisse moralische Verpflichtung, optimistisch zu sein. Nur so wird es wieder aufwärts gehen.