Transgourmet und der Lebensmittelpatriotismus
© Christian Maislinger / Transgourmet
RETAIL Redaktion 23.09.2022

Transgourmet und der Lebensmittelpatriotismus

Die Geschäftsführer Thomas Panholzer und Manfred Hayböck über Herausforderungen der heutigen Zeit.

••• Von Georg Sander

TRAUN. "Das Beste für Sie”, heißt es auf der Homepage von Transgourmet. Als Europas zweitgrößtes Unternehmen im Abhol- und Belieferungsgroßhandel ist das Unternehmen mit Sitz im oberösterreichischen Traun erfahren, wenn es um die Belieferung der heimischen Gastronomie geht. Vom klassischen Wirtshaus bis hin zu den besten Häusern des Landes wird die Gastro beliefert, nun auch verstärkt in Kärnten, wo Transgourmet die Immobilie des AGM-Standorts Klagenfurt übernimmt und ab 2023 dort modern durchstarten wird. Über Investitionen in der Krise und mehr berichten die beiden Geschäftsführer, Thomas Panholzer und Manfred Hayböck, im Gespräch mit medianet.

„Die letzten Jahre stellten uns sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich vor enorme Herausforderungen. Die Schaffung von regionalen Arbeitsplätzen sowie die Bereitschaft, große Investitionen trotz der bestehenden Herausforderungen zu realisieren, sind starke Signale für die Zeit nach der Krise”, erklärt Manfred Hayböck. Das bewusste Bekenntnis zu Regionalität sei mit Sicherheit wichtiger und stärker als zuvor. „Regionale Verantwortung zeigt Transgourmet, indem die in Österreich erzielten Gewinne auch wieder in Österreich investiert werden – wie es hier der Fall ist. Wir sehen den Erwerb des Standorts als Investition in die Zukunft und sind überzeugt davon, dass wir die lokalen Gastronomen und Hoteliers mit unserem Angebot begeistern werden”, führt Thomas Panholzer aus.

Mehr Premium

Transgourmet hat bis zu 29.000 verschiedene Artikel und umfangreiche Dienstleistungen im Angebot, darunter die im Tourismusland Österreich wichtigen Premiumprodukte. Im Handel konnte festgestellt werden: Durch die Lockdowns wurde sich andernorts mehr gegönnt, etwa auch beim Essen. „Der in den Corona-Jahren 2020 und 2021 begonnene ‚Lebensmittel-patriotismus' macht sich in der verstärkten Nachfrage nach biologischen, nachhaltigen und regionalen Produkten bemerkbar”, erklärt Panholzer.

Hier hat Transgourmet bereits vor Covid und diversen Lockdowns „ganze Arbeit geleistet” – und die richtigen Produkte auf den Markt und in die Regale gebracht: Die hauseigene Nachhaltigkeitsmarke Vonatur, eine eigene Bio-Linie speziell für die Gastronomie, Transgourmet Natura sowie Kalbfleisch aus Österreich mit höchsten Tierwohl-Standards namens „Kalb Rosé” treffen offensichtlich den Zeitgeist sowie den Geschmack der Gäste. „Österreich hat sich in den letzten beiden Jahren als Top-Tourismus-Destination mit hochwertigem Angebot positioniert – genau hier können wir mit unserem nachhaltigen Sortiment, das laufend wächst, immens punkten”, weiß Thomas Panholzer. Allerdings: Die Teuerungswelle werde auch in der Gastronomie ankommen, man rechnet mit kurzfristigeren Buchungen.

Warenverfügbarkeit

Doch auch an anderen Stellen wird sich die aktuelle, durch Russland ausgelöste Krise auswirken – etwa entlang der Lieferkette. „Die Warenverfügbarkeit ist in den letzten Monaten schlechter geworden”, sagt Hayböck. Ohne alternative Beschaffungsquellen würden die Großhandelskunden nicht vollständig bedient werden können. Einzelne Warenbereiche im Bereich der Grundnahrungsmittel – wie zum Beispiel Öle – sind am stärksten betroffen.

Auch Non-Food-Artikel sind teils nur eingeschränkt lieferbar. Die beiden beruhigen aber: „Aktuell sind für den Herbst und die Wintersaison keine massiven Einschränkungen absehbar, wobei natürlich die laufenden und kommenden Ernten dafür ausschlaggebend sein werden. Die Lieferfähigkeit ist damit nicht dramatisch, aber bei Weitem auch nicht zufriedenstellend.”

Teuerungen unter der Lupe

Aus der aktuellen Situation ergibt sich natürlich die Frage, wie Transgourmet selbst mit den Teuerungen umgehen wird. Panholzer stellt klar: „Wir begrüßen die Initiative der Einkaufsorganisation Top-Team Zentraleinkauf, Preiserhöhungen der Industrie exakt unter die Lupe zu nehmen.”

So sollen angekündigte Preiserhöhungen nur mehr dann akzeptiert werden, wenn „es einen nachvollziehbar hohen Kostendruck gibt”. Man verwehre sich nicht generell gegen Preiserhöhungen der Industrie – jene, die beispielsweise anhand von Indizes im Bereich Rohstoffe-, Energie- oder Personalkosten klar nachvollziehbar sind, werden natürlich akzeptiert: „Es ist unsere Pflicht, genau darauf zu achten, keine überzogenen Preiserhöhungen durchzuwinken”, denn diese „schaden der Gastronomie immens”.
Aufgrund der hohen Preissteigerungen sei – so Panholzer – die heimische Gastronomie und Hotellerie massiv in Bedrängnis bekommen. „Nach Jahren der Pandemie und Schließungen ist kein Puffer mehr vorhanden.”

Aber: Wer bearbeitet alles?

Letztlich stellt sich auch für den Händler die Frage: Wer soll die Arbeit, die es gibt, tun? Schließlich herrscht zu allem Überfluss auch noch Fachkräftemangel. Transgourmet ist – wie eigentlich nahezu alle Unternehmen der Branche – laufend auf der Suche nach Mitarbeitenden. „Wir sind ein guter und beliebter Arbeitgeber und rekrutieren unser Personal innerhalb und außerhalb der Branche”, sagt Hayböck. Man bietet ein sicheres Einkommen, laufende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Gesundheits- und Fitnessprogramme, Einkaufsrabatte und ein sehr gutes Betriebsklima.

Doch auch die Politik ist gefordert, wie beide unisono abschließend erklären: „Wenn Österreich in der Top-Kulinarik-Liga mitmischen will, braucht es kurz- sowie langfristige Initiativen zur Nachwuchsförderung und adäquate Unterstützung.”

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