••• Von Christian Novacek
Ganz überraschend kam’s ja nicht: „Corona konnte das stetige Wachstum von Bio nicht stoppen”, erklärte Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing, anlässlich der Präsentation der RollAMA-Erhebungen zum Thema Bio diese Woche. Demnach stieg die eingekaufte Menge an frischen Bio-Lebensmitteln (exkl. Brot und Gebäck) im ersten Halbjahr 2020 gegenüber den ersten sechs Monaten im Jahr 2019 um 14,4%, der Wertzuwachs betrug gar knappe 20%. Im Juni sodann erreichte der Bio-Anteil mit zehn Prozent erstmals einen zweistelligen Wert. Lediglich in den Lockdown-Monaten März und April wuchs Bio etwas verhaltener.
Spar flott mit Natur*pur
„Wir verzeichnen in den vergangenen zehn Jahren ein durchschnittliches Wachstum von 14 Prozent im Bio-Sektor”, bestätigt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann die Nachhaltigkeit des Trends. Sie verweist auf stattliche Wachstumsraten: „Allein im Vorjahr ist Spar Natur*pur, unsere Bio-Eigenmarke, um 17 Prozent gewachsen, über 150 Produkte sind dazugekommen. Der Gesamtumsatz betrug 471 Mio. Euro.” Im Nachsatz ergänzt sie: „Womit Spar Natur*pur größer ist als Ja! Natürlich.”
Alnatura und Ja! Natürlich
Bei Rewe verweist man nun einerseits darauf, mit Alnatura neben Ja! Natürlich vor einigen Jahren auch eine zweite große und bekannte Bio-Marke ins Sortiment gehievt zu haben. Und zum anderen gibt es bei Ja! Natürlich schon einen seit mehr als 25 Jahren anhaltenden, positiven Trend.
Bio-Pionierin Martina Hörmer geht davon aus, dass sich diese erfreuliche Entwicklung durch die Krise noch verstärken wird. Grund: Themen wie Vertrauen, Transparenz, aber auch die Sorge um die eigene Gesundheit spielen jetzt eine noch größere Rolle. „Damit setzen hochwertige Bio-Lebensmittel aus Österreich einen Anker und bieten einen Hafen für Sicherheit. Ich bin überzeugt, dass wir nur mit einer achtsamen und zukunftsorientierten Landwirtschaft sowohl den Genuss geschmackvoller Lebensmittel als auch die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt für unsere und nachfolgende Generationen gewährleisten können”, sagt Hörmer.
Natürlich sei auch die wirtschaftliche Komponente nicht außer Acht zu lassen: „Mit der Wahl österreichischer Bio-Produkte wird die heimische Wirtschaft und die sichere Existenz von Tausenden Bäuerinnen und Bauern gesichert – somit ist Bio in jederlei Hinsicht die beste Wahl.”
Stark im Aufwind
Die Entwicklung des Absatzes von Bio-Lebensmitteln in Österreich im Jahr 2019 belegt sogar eine Veränderung im Ernährungsverhalten auch ohne Corona-„Motivationsfaktor”: Mit einem Plus von 130 Mio. € gegenüber 2018 konnte mit 2,06 Mrd. € (alle Absatzkanäle zusammengerechnet) erstmals die Umsatzgrenze von zwei Mrd. € überschritten werden. Mehr als drei Viertel der biologischen Produkte wurden dabei im LEH gekauft.
Milch und Eier vorn
Den höchsten Bio-Anteil ebenda verbuchen die Sortimente Milch (21,5% im 1. Hj 2020) und Eier (19,4%); Erdäpfel (18%), Gemüse (17%) und Fruchtjoghurt (16,5%) liegen ebenfalls weit über dem Durchschnitt. Weiters ist jedes zehnte Produkt in den Warengruppen Butter, Käse und Obst bio. Unterdurchschnittlich fällt der Bio-Anteil hingegen bei Wurst und Schinken sowie Fleisch und Geflügel aus.
Aktuell erleben besonders die Direktvermarkter einen starken Zulauf. Gertraud Grabmann, Obfrau von Bio Austria, dazu: „Man kann fast schon von einer Renaissance der bäuerlichen Nahversorger sprechen. Die Menschen haben sich in der Krise wieder vermehrt der bäuerlichen Direktvermarktung zugewandt. Bio-Kistl-Anbieter haben einen regelrechten Ansturm erlebt und mussten teilweise sogar einen Aufnahmestopp von Neukunden vornehmen.”